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Bund Deutscher Kunsterzieher [Hrsg.]
Kunst und Jugend — N.F. 7.1927

DOI Heft:
Heft 2 (Februar 1927)
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Zwiener, Bruno: Vom Gipsschneiden
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https://doi.org/10.11588/diglit.23855#0048

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Vom Gipsschneiden

Mit 5 Texiblldern. Von Bruno Zwiener

AlS unsere lapferen Feldgrauen im Westen naä)
harlen Kämpfen in Unkersländen und Schühengräben
fllr elnige Zeit zur Äuhe lramen, bemühten fie sich
bald, in der Beschäftigung mik allerlei Liebhaber-
bllnslen eine Ablenkung zu suchen. Einmal talen sie
es also, um den Gedanken und Wllnschen eine an-
dere Äichkung zu geben und dann auch, um den
Lieben daheim kleinr selbsterfundene und selbst-
geferkigke Aeberraschungen und Andenken schicken

Abbildung 1

Tuscheiimcsler, Stemmcisen »nd Schlegel.
Dns ünndwerkzeng zum Gipsschneiden

allenthalben und — wurden nachgeahmt. Ein paar
wackere stungen hakken es nakürlich auch in unserm
Werkunkerricht ferkiggebracht — das Kunslstück, und
viele andere folgken nach.

Wir wollen euch nuw auch in die Geheimntsse die-
ser Technik einführen und euch zeigen, wie man mit
wenig Veld, ein klein wenig mehr Geschick und
rechk, cechk viel Liebe zur Sache und Ausdauer recht
feine Dinge schneiden kann.

Wer sich den Luzus leisten will, im Geschäft ein
grohes Skück Kreide zu kausen, der mag es Lun;
wir schaffen's billiger, wir besorgen uns Gips und
kommen auch zum Ziel. Für 5 odsr 10 Pfennige
bekommt ihr nämlich schon eine ganz ansehnliche
Tüke voll. sthr dürft allerdings nichk den teuren
Alabaskergips, sondern den ganz gewöhnlichen ver-
langen, eben den, von dem ihr am meisten bekommk.

Diesen losen, krockenen Gips nun wollen wir zu-
erst einmal im Masser auflösen, damit wir elnen
dünnen, wässrlgen Gipsbrei bekommen. Nehmt euch

Abbildung 2

Der Eips wird untsr ständtgem Rühren
in das Wasser geschüttet

zu können. Bei diesen kleinen Kunstwerken nun
kauchken immer wieder, mik der Zeit mehr und mehr,
die aus der Kampagnerkreide von den Feldgrauen
selbst geschuikkenen kleinen Sachen und Sächelchen
auf, die überall bei Bekannken und Berwandten
Freude auSlösten. Wie strahlte damals der stunge,
als er uns vor dem Anterricht ein Tinkenfasz zeigen
konnte, das ihm der Baksr eben aus solch einem
Skück Kampagnerkreide geschnitten und zum Ge-
burkstage geschickt hatke. So sah man bald in ver-
schiedenen Familien gute geschmackvolle Brief-
beschwerer, Basen, Tiere, Symbole, Leuchter,
Aschenbecher, Tintenfässer und vieles andere mehr.
And mag nuch manch „Andenken" dann wieder
meniger geschickk und weniger kunstvoll gearbeitek
worden sein, es waren doch Zeugen der Liebe dork
drauhen, sie wurden in Ehren gehalten, gefielen

also eine alte Schüssel oder ein Blechgefäh und giestk
so viel Wasser hinein, als ihr Gips habk, Gips und
Wasser also zu gleichen Teilen. Dann schütket ihr
vorsichtlg unker ständigem Amrühren aus der Tüke
Gips in das Wasser, bis dast alles gut gemischt unü
verrührt isk und keine Klumpen mehr vorhanden
sind.

Diesen suppigen Gipsbrei schütken wir nun am
besten in eine Pappschachtel, in eine kleine Holz-
kiske, in einen Blumentopf oder sonst ein Gefätz, das
später vielleichk auseinandergenommen werden kann
ldie Praxis ergab, datz alte Pappschachkeln das Beste
hierfür sind) und lassen ihn darin stehen. Wle lange
wir nun zu warten haben, bis der Gips fest ist?
Das richket sich ganz nach der Menge Wasser und
auch nach der Zeit, die ihr dem Gips latzk, fest zu
werden. Man kann thn schon nach einer Skunde
 
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