BriLsch: Zheorie der bildenden Kunst"?
Eine Besprechmig des Werlres mll Vezlehung auf unser Arbeiksgeblek
Von O. Zondler.
VorigeS 3ahr erschien im Verlag F. Bru6rmann, begrifflich-denkerische) geistige Verarbeikung von
München, ein Vuch, das für die lrunsterzieherlsche Gesichissinneserlebnissen (also Form- und Farberleb-
Arbeit von grotzer Vedeuiung sein dltrfte: „Gustaf nissen) zu einer Einheik von bildhaften Vorskellungen,
Vritsch, Theorie der bildenden Kunst."* Darin sinb aus der allein das Kunstwerlr hervorgehen kann. Ob
Gedanlren und Erlrenntnisse des leiber zu früh ge- er hierin nicht einseikig ist, wollen wir zunächst dahin-
ftorbeiien Kunskforschers und Kunstlehrers G. Britsch gcskellt sein lassen. Denn wie die Psychologie der
niedergelegk, von eiiiem Schüler und Nachfolger, Kinderzeichnung zeigk, wirken schon beim Kind beim
Lgon Korninann, gesaminelt und zusammengefabt, Erarbeiken der bildhafken Vorstellungen Erlebnisse
freilich nicht immer verständlich dargeskellt und viel- des Taskgefühls und des Körpergefühls mit. Die
leichk auch nlcht immer im Sinn des Meiskers. Eine Tatsache der Entskehung des Kunstwerks aus der
eigene Schule wurde gegründek (am Skarnbergersee), Vorskellungs einheit bezeichnet er alS den „lrllnst-
die die Gedanken Brikschs prakklsch zu verwirlrlichen lerischen Talbestand" am Kunstwerlr. An ihm kön-
sucht. Bedeutsame Ergebnisse ihrer Arbeik liegen nen nämlich auch noch eine ganze Neihe andrer
auch schon vor, sie sind erschienen unter dem Titel geiskiger Täkigkeiten beteiligk gewesen sein, die sich
„Urlrunden deutscher Vollrskunsk", Hefk 1—3 (in aus Eigenschafken der Rasse, des Volkes, des per-
Hefk 3: „Anfänge neuer 3ugendkunst") im Verlag sönlichen Temperaments, der Zeitkultur ergeben,
des G. Aritsch-3nskituks anr Skarnbergersee, 1927. Tätigkeiken, die auch zu andersgearkeken Geistes-
Briksch hak sich zum Ziel gesehk: Die Schaffung erzeugnissen führen können: zu Werken der Dich-
oder wenigskens dle Anbahnung einer allgemeinen kung, der Musik, der Wissenschafk, Technik usf. Der
neuen künsklerischen Kultur. Ein sä)önes, großes so umschriebene „kllnstlerische Tatbestand" ist zeiklos
Ziel, dem seik 3ahrzehnten schon die Veskrebungen gültig und einziger Werkmahstab.
vieler edler Menschen gelten, bas auch unser Ziel ist. Wie war Britsch zu diesem Begriff von bildender
Nachdem viele Äestrebungen gescheikerk waren, ist Kunst gekommen? 3n langjähriger, umfassender und
bei uns in Würkkemberg ein Weg begangen wor- eingehender Forschertätigkeik untersuchte er die ganze
den, den wir als den richkigen erkepnen, weil er der Enkwicklung der bildenden Kunst und besonders die
nakurgemäsze ist. Wie diese Dinge in der Luft liegen, Anfänge, die sog. „Frühskufen" der künstlerischen
wlrd bewiesen durch die Taksache, Lasz da und dort Enkwicklung der Völker und des Einzelmenschen.
von Amtsgenossen ähnliche Wege beschritken wurden. Diese Untersuchungen förderken bedeulsame Ergeb-
Unabhängig davon hat G. Briksch Erkenntnisse er- ' nisse zukage: Sie beskäkigken zunächsk die bekannke
arbeitek, die ihn veranlajzken, dieselbe Nichkung ein- Taksache, dasz in der Entwicklung des Einzelmen-
zuschlagen. Das soll in dlesem Aufsah andeutungs- schen sich die Enkwicklung dec Menschheit wiederholk
weise gezeigt werden. (biogenekisches bzw. psychogenekisches Grundgeseh),
3ede zielbewuszke kunskerzieherische Täkigkeik seht bah die künstlerische Enlwicklung in verschiedenen
eineii kiaren Begriff vom Wesen der bildenden Skufen (den „Denkskufen" Britschs) verläuft, enk-
Kunsk voraus. Um zu eiiiem solchen eindeuligen Be- sprechend den jeweiligen geistigen Voraussetzungen.
griff zu gelangen, ging Britsch zunächst von der Er- Diese ermöglichken auf jeder Skufe ein andersarkizes
wägung aus, das; dem Wert der childenden Kunst Meltbild, für den Menschen auf der bekreffenden
eine besonderS gearkeke gelstige Tätigkeik zugrunde Stuse jeweils vollkommen, einheiklich, abgerundet.
liegen müsse. Als diese besondere („künstlerische") Die Unkersuchungen führen sodann vor allem zu
Geiskeskäkigkeit erkaimke er die unmikkelbare (nicht der Erkennknis, die den Vegriff vom Wesen der
- Kunst ergibt, wie er oben dargelegk wurde, zu der
* DiiS Werk wiirds seinerzeit in Knnst u. Ingend besprochen Erkennknis nämlich, dah auf jeder Skufe aus einer
D. Schriftl. Vorstellungseinhelt heraus gearbeiket wurde, auf jeder