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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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301

Nekrolog.

302

hier zum ersten Male in einem photographischen Pracht-
werke weiteren Kreisen bekannt gemacht wird. Letzteres
ist allerdings nicht ganz wörtlich zu nehmen. Denn
die Kostspieligkeit des Werkes erlaubt seine Anschafsung
höchstens den Bibliotheken oder sehr bemittelten Kunst-
liebhabern. Mit Rücksicht darauf ist auch nur eine
ganz kleine Auflage veranstaltet wvrden, wiewohl eine
wohlfeilere Ausgabe in Lichtdruck im höchsten Grade
wünschenswerth wäre. Denn es giebt kaum ein zweites
Bauwerk aus dem Rocvco-Zeitalter in Deutschland, ja
auch in Frankreich, das sich an Pracht, Reichthum und
Geschmack der inneren Dekoration mit Schloß Brühl,
dem Sitze der Kurfürsten Joseph Clemens und Clemens
August von Köln, verglejchen ließe.

Was über die Bangeschichte des Schlosses er-
mittelt werdcn konnte, hat Dr. Dohme in einer mit
gewohnter Klarheit und Präcision dcs Ausdrucks ge-
schriebenen Einleitung znsammengestellt. Es scheint,
daß der Franzose Robert de Cotte, der Schüler und
Schwager I. H. Mansard's, den Plan zu dem rhei-
nischen Schlvsse entworfen hat, das sich iu seineni
Grundrisse noch an den Palnsttypus Ludwig's XIV.
anschließt. Der Bau iiahm fast cin viertel Jahr-
hundert in Anspruch, von 1725—1750, und demnach
läßt sich auch im Jnnern die Entwickelung vcrfolgen,
welche die Dekoration des Rococo Vvr ihrer Wander-
schaft aus dem Barock- in dcn Zvpfstil dnrchgeinacht
hat. Jm Jahre 1842 und in den Jahren 1876 und
77 wurde das Gebände einer Restauration unterzogen;
dvch wurde dabei die pietätsvolls Bewahrung der ur-
sprünglichcn Dekorativn als obcrster Grundsatz beob-
achtet. „ Großartigere gtaumcntwickelungen, reichere
Prachtentfaltung, sagt Dvhme, bieteu eine Mcngc von
Schlössern der Zeit, wenige aber nur lassen den Ver-
gleich mit Briihl zu in Bczug auf die harmvnischc
Durchbildung des Ganzen in allen seinen Theilen, in
Bezug auf die bei allcm Reichthum hcrrschende Fein-
fühligkeit in der Formbehandlung, mit eincm Wvrt
in Bezug auf die Fülle rcizender nnd aiimiithiger
Motive."

Jch erlaube mir hier einige Stellen aus den No-
tizen aiizufügen, die ich beim ersten Bcsuche des Schlosses
gemacht habe und die sich besonders auf daS herrliche
Treppenhaus beziehen. „Blickt man zur Treppe em-
por, so trifft dgs Auge ein ricsiges Plafondgemälde
mit allegorischen Figuren. Man giebt sich keinc Miihe,
die Einzelheiten zu intcrprctiren. Alles läuft auf die
Glorie dcs Erbauers hinaus, dcssen Riihmestilcl hente
längst vcrgesscn sind. Man sieht die Gestalt der Ar-
chitektur durck die Luft fchweben und dcm fiirstlichen
Erbaucr den Grundriß des Schlosses zutragen. Ein
großer Gedaiikenreichthiliii herrscht in diesen Schildercien
nicht, abcr eine kühne Phantasie, die ihre Nahrnng

noch von Michelangelo und seinen nächsten Nach-
folgern empfangen zu haben scheint. Man glanbt dic
Kuppel verlängere sich bis in's btnendliche und der
blaue Himmcl durchbräche das Gewölbe. Die Galerie,
die sich um den Kuppelkranz hinzieht, erhöht nvch die
Jllnsivn des BeschauerS, der ganz berauscht die doppel-
läufige Treppe emporsteigt, um die Karyatiden aus
der Nühe zu betrachten, welche das Kuppelgesims trageu.
Die Figuren, die sich da oben zu zweien unter das
Gesims stemineu, scheinen in lcbhaftem Zwiegespräche be-
griffen. Sie gestikuliren mit einander, ihre Gesichter
tragen alle einen bestimmten Ausdruck, als wickele sich
unter ihnen ein Drama ab, das mit der bcwegten
Handlung oben am Plafond im Zusainmenhang steht—
DaS Mobiliar des Schlosses ist Uberwicgend mvdern.
Nur in den Ecken der Zimmer sieht man nvch die alten
Kugel- oder Kanonenösen, einige aus Delfter Kacheln,
hier und da steht noch eine Stutzuhr und ein schvn
gearbeiteter Bouletisch."

Die Publikativn hat sich auf die Wiedergabe des
Grundrisses, der Fayaden, des Treppenhauscs, des
Musiksaales und ciuiger anderer, durch die Dekvration
bcsouders bevvrzugter Räume beschränkt. Anch sind
einige Details besonders photographirt wvrden. Doch
ließe sich aus den in Schloß BrUhl verbvrgencn
Schätzen noch manches werthvolle und mustergiltige
Vorbild für das Kunstgewerbe gewinnen. L.. H.

X. Giiido Ncni's Aliiora ist boi G. W. Seitz in Wands-
beck und Leipzig in eiiiem großen Farbendruck erschienen,
der die besondere Aufmerksainkeit der Kunstfreuiide verdient.
Der stumpfe Ton des Fresco ist glücklich iinitirt, ohne daß
die Farbe trocken und hart erschiene, die Behandlung der
Geivänder und des Nackten ist iveich und sorgsältig, der helle
Gesammtton namentlich in der kühl gelben Färbung des
Hiinmels überaus fein und klar iviedergegebsn. Wir stchen
nicht nn, das Blatt als eine der vorzüglichsten Leistungeii
der Farbendrucktechnik zu bezeichnen. Das Blatt ist in
G. W. Seitz' Kunsthandlung in Leipzig auf Lager zu finden.

Nekrolog.

Eduard Kiirzbmicr ch. Am 13. Äaimar starb in
MUnchen Ednard Kurzbauer, cines der begabtcsten Mit-
glieder der dcutsch - österreichischen Malerkolvnie, uach
langen furchtbaren Leiden au einem zerstvrcndeu Ge-
sichtsknocheukrcbs, nachdein cr in der lctzten Zeit fast
ganz crblindet war.

Kurzbaiier ward am 2. Mai 1840 in Wien ge-
bvren, wo seiu ihm erst vor Kurzem im Todc Vvrans-
gegangener Vater Professor dcr Handelswisscnschaft
ani Pvlytechniknm war. Nach seinen cigencn Biit-
theilnngen erhielt er im Elternhause eine höchst svrg-
fältige 'Erziehung, besuchte znnächst die Realschulc und
trat im Alter von sechzehn Jahren, da er Talent znm
Zeichncn vcrrieth, in die bekannte lithvgraphische An-
stalt von Reiffenstcin in Wien cin, nm sich dort für
dieseS Fach anszubildcn. Bald jcdoch gewann cr die
Ucberzcugung, daß es da für ihn nichtS TUchtiges zn
 
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