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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.5791#0203

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403

Vermischte Nachrichten.

404

der „Wochenbesuch bei der Gutsherrschast" ron I. Leisten,
sowie die „Steuerzahlung" von H. Oehmichen und das erste
größere Werk unseres talentvollen Landsmannes, der „Ascher-
mittwoch" von F. Neuhaus. Neben einsr meisterhaften
„Marine" von A. Achenbach, in dsr das endloss Meer vor
dem Ausbruch eines Sturmes in voller Naturwahrhsit ge-
schildert war, möge von den vislsn vortrsfflichen Landschaftsn
nur der großartig aufgefaßts, stimmungsvolle, weite „Blick
auf dis Oberbaysrische Ebene" von C. Ludwig hervorgehoben
werden, ferner dis imposants „Große Waldlandschaft" in
Gewitterstimmung von L. Hofelich, das ansprschende „Motiv
aus Salzburg" von C. Jüngheim, Lie „Winterlandschaft"
von S. Jacobsen, eine prächtigs Buchenalles mit frischem,
lockern Schnee, und die freundliche, sonnige „Waldlandschaft"
von F. Ebel. Wir müssen disse höchst unvollständige Uebsr-
sicht mit der Bsmerkung schließsn, daß auch d.ie übrigsn
Gebiets der Malerei ebenso gut vertreten waren, um noch
auf das finanzielle Rssultat der Ausstellung einen Blick zu
werfen. Jm Ganzen wurdsn auf dsrselben 40 Kunstwerke
für 23,091 Mk. angekauft, darunter 14 von Privaten für
9460 Mk. (gegsn 8914 Mk. im Jahre 1877), 22 für 7681 Mk.
für die Verloosung und 4 für die Gemäldesammlung dss
Vereins für 68S0 Mk. Jm Jahre 1877 betrug der Gesammt-
werth der angekauften Gemälde 30,893 Mk. Da aber der
Mehrbetrag von 6902 Mk. daraus beruht, daß in dieser
Summe der Preis eines größeren, längere Zeit vorher bs-
stellten Bildes enthalten ist, so darf das Ergebniß des ver-
flossenen Jahres im Vergleich mit dsn früheren wohl als
ein befriedigendes bezeichnet werden.

-n. Der Jahresbericht des Kunstvereins siir Nheinland «nd
Westfalen für 1877—78 weist eine Einnahme von 86,550
Mk. an Mitgliederbeiträgen und ca. 4000 Mk an sonstigen
Einkünften nach. Aus dem Fonds L- (fttr Stiftung öffent-
licher Kunstwerke) wurden folgends Ausgaben bestritten:
1. Für ein Gemälde von Jos. Schex (Geschenk an die Stadt
Wesel) „Wesel wird von den Holländern unter Johann von
Gent überrumpelt" 7500 Mk.; 2. Für ein Gemälde von
L. v. Langenmantel „Lavoisisr's Verhaftung" 4000 Mk.;
3. Für einGemälde von B.Knüpfer „Götz von Berlichingen"
6500 Mk.; 4. Fttr ein Gemälde von A. Baur „Otto I. an
der Leiche seines Bruders Thankmar" 9000 Mk.; 5. Für
ein Gemälde von M. Grönwold „Wieland der Schmied"
10,000 Mk. Diese fünf Gemälde wurden auf der Ver-
sammlung der Verbindung für historische Kunst im Herbste
1877 srworben. Ferner wurde gezahlt an den Maler E.
Hartmann Honorar für den Bühnenvorhang des neuen
Stadttheaters in Düsseldorf 7500 Mk.; Zuschuß für die Her-
stellung der Kartons zu den Chorfenstern der evangelischen
Kirche in Bochum an den Maler Franz Müller 1000 Mk.;
Resthonorar an den Bildhauer Alb ermann für das Krieger-
denkmal in Neuß 12,000 Mk.; Beitrag zu dem Karton des
projektirten Mercator-Denkmals in Duisburg 6000 Mk. —
Aus dem Fonds L (zur Verloosung) wurden angekauft 36
Gemälde für zusammen 38,850 Mk. Der Fonds 0 <zur Be-
schaffung von sog. Nietenblättern) reichte dies Mal für seine
Bedürfnisse nicht aus und mußts daher bsi Fonds eine
Anleihe erheben, doch ist Aussicht vorhanden, daß durch den
Verkauf älterer Kupferstich-Platten der Fehlbetrag bald aus-
geglichen wird. Es wurden mit Aufträgen auf Stiche be-
dacht E. Forberg, Fr. Ludy, Fr. Dinger. Ersterer sticht
A. Achenbach's „Judsnwinkel in Amsterdam", der zweit-
genannte „Das widsrspenstige Modsll" von L. Knaus, der
letztgenannts ein Thierstück von Chr. Kröner „Vor dem
Kampfs". — Jn dissem Jahre wird der Verein den Jubel-
tag seines 50jährigen Bestehsns festlich begehsn.

Vermischte Nachrichten.

-4. Luther^Bilder auf der Wartburg. Die Professoren
Linnig und Struys an der Kunstschuls zu Weimar sind
gegsnwärtig mit der Ausführung von sschs historischen
Bildsrn für die Luthsr-Zimmer der Wartburg beschäftigt.
Es würde hiermit der aus achtzshn Bildern bestehsnde, Haupt-
moments aus dem Leben des Reformators vorstellende Cy-
klus vollendet. Begonnen wurde er von Pauwels und
Thumann, von denen ersterer sieben Bilder (:1. Der Chor-

knabs Luther bei Frau Cotta, 2. Luther und sein Freund,
den ein Blitzstrahl niedergestreckt hat, 3. Luther's Aufnahme
in's Kloster, 4. Luther in der Klosterzelle studirend, 5. Luther
auf der Pilgerreise nach Rom. „Sei mir gegrüßt, heilige
Roma". 6. Luther schlägt zu Wittenberg die 95 Thesen an.
?. Disputation Luther's mit Kardinal Cajetan), lstzterer fünf
Bilder (:1. Luther verbrennt zu Wittsnberg die Bannbulle,
2. Luther nuf dem Reichstag zu Worms, 3. Luther's An-
kunft auf Wartburg, 4. Luthsr auf Wartburg, die Bibsl
übersetzend, 5. Luther im Gasthof zum Bären in Jena)
malte. — Von Len sechs noch auszuführenden Bildern wählte
sich Linnig „Luthsr pflegt Kranke während der Psst in
Thüringsn, Dis Heirath Luther's und Kirchenvisitation von
Luther", Struys „Luther's Predigt in der Stadtkirchs zu
Leipzig, Versöhnung der beiden Brüder Grafen Mansfeld
durch Luther und Luther's Tod." — Da die Bilder nicht
fortlaufende Fresken, sondern einzelne in die Vertäfelung
der oberen Wandfläche eingelassene Oelgemälde von un-
gleichem Formate sind, fällt das Bedenken, daß durch die
verschiedenen Jndividualitäten der vier betheiligten Maler
dis Einheit dsr Erschsinung beeinträchtigt werden könnte,
hinwsg. Vielmehr entsteht durch diese Verschiedenhsit der
Behandlung, und dadurch, daß sich jeder einzelne Meister
die ihm am meisten zusagenden Motive wählen konnte, ein
eigensr Rsiz. So hat Struys bei dem jetzt nahezu voll-
endeten Bilde „Luther's Tod" seiner Vorliebe für drama-
tischen Ausdruck, seiner ihm eigenthümlichen breiten plastischen
Behandlung von Form und Farbe volles Genüge thun
können, während Linnig seiner Neigung für Lichtwirkung
und poetische Farbsnstimmung bei dem Bilde „Luther wäh-
rend der Pest", indem er den Vorgang in eine als Lazareth
benutzte baufälligs Scheune verlegts, frei nachgehen konnte.
Gleicherzeit erzielte er hiermit den künstlerischsn Eindruck,
daß das Ganze durch die Magie der Beleuchtung mehr wie
ein schwerer Traum, nicht als die, bei einem derartigen
Motiv kaum zu vsrmeidends, gräßlichs Rsalitüt srscheint.

1?. Deutsches Gewerbemuseum. Aus Anlaß der am
13. März stattgehabten Vermählung dsr Prinzefsin Louise
Margarethe von Preußen mit dem Herzog von Connaught
sind auf Befehl des Kaissrs mehreren hohen englischen
Würdenträgern werthvolle Ehrengeschsnks überreicht worden,
zu deren Herstellung die Mitwirkung des Deutschsn Gewerbe-
museums, und zwar die dsr Sammlung sowohl, als auch die-
jenige hervorragender Kräfte dsr Unterrichtsanstalt, in An-
spruch genommen wurds. Für zwei silberns Prachtgeräthe
bot das genannte Jnstitut in zweien dsr prächtigstsn Stücks
des in seinem Besitze befindlichen Lüneburger Silberschatzes,
dem schlank aufgebauten, mit dem reichstsn Renaissance-Or-
nament in getriebener Arbeit bsdecktsn sogenannten Jagd-
becher und der einfach und edel geformten flachen Schale
mit dsm emaillirten Wappen der Stadt Lüneburg, dis Mo-
delle dar, deren Nachbildung in echtem Silber, von der
Firma D. Vollgold und Sohn in einer bis auf das ge-
ringste Detail meisterhaften Arbeit ausgeführt, den Origi-
nalen in der Form wie in dsr Vergoldung getreu sntspricht
und nur dadurch von ihnen abweicht, daß sowohl in der
Schale das runde Mittelfeld mit dem Lüneburger Stadt-
wappen als auch an dem Pokal das Wappen der Familien
Borcholt und Stöterogge, auf das sich die den Aufbau bekrö-
nsnde Ritterfigur stützt, durch den in Email ausgeführten
preußischen Adler ersetzt wurden. Zu diesen beiden Schau-
stücken gesellt sich ferner eine Bibel in kostbarer Einbänd-
decke aus dunkelgstöntem Chagrinleder, deren durchbrochens,
theilweise vergoldete und emaillirte, reich mit edlen Steinsn
besetzte Beschläge der von den Berliner Weihnachtsmessen
her bekannte Juwelier Schaper mit Benutzung von An-
gaben des Baumeisters Luthmer lisferts, währsnd das von
einer gleichsalls in Silber gearbeiteten, aus einem mit
Engelsköpfen gezierten Kreuz sich entwickelnde, von Rosetten
umrahmte, sn Arisuills in Email gemalte mittlere Medaillon-
bild eines Loos lionro von dem Porzellanmaler Bastanier
herrührt. Das letzte Stück endlich ist ein ansshnlicher Kasten
aus Ebenholz, zu dessen Herstellung sich der Direktor der
Untsrrichtsanstalt des Museums, Professor Ewald, mit dem
Baumeister Luthmsr verband. Von Letzterem stammt der
Cntwurf und die graziöss ornamentale Dekoration des in
knappen und schlichtsn Renaissanceformen gehaltenen, an die
 
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