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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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545

Todesfälle. — Sammlungen und Ausstellungen. — Vermischte Nachrichten.

546

Portal der Vorhalle von Alt-Sanct Peter bestimmt
war? Dann würden doch die in der Kirche ver-
sannnelten Andächtigen die Flvten- vder Posaunen-
signale vernommen hnben, die vielleicht die Ankunft
des Papstes verknndigen svllten; der Triumphbogen
des San Gallo erinnert einigermaßen an dieses Portal.

Nudolf Nedtcnbachcr.

Herzogliches Museum. Dic Sammluug mittelaltcrlicher und

verwandtcr Gcgenstände. Braunschweig 1879. VI u.

128 S. 80.

Unter diesem Titel hat der Direktor des Herzogl. Mu-
seums zu Braunschweig, Prof. I)r. H. Riegel eineu Katalog
erscheinen lassen, der als ein willkommener Beitrag zur Kunst-
geschichte des Mittelalters zu betrachten ist. Daß das
Braunschweiger Mussum höchst werthvolle mittelalterliche
Stücke besitzt, war kein Geheimniß. Wer denkt nicht an das
Evangelienbuch aus Riddagshausen, das Runenkästchen aus
Gandersheim, das Elfsnbeinkästchen Nr. 59, den Reliquien-
behälter mit dem Arm des h. Blasius aus dem Braun-
schweiger Dom, das auf Dürer zurückzuführende Bildwerk in
Solenhofener Stein, die Glocke vom Jahr 1270 aus Hildes-
heim, das Elfeubeinhorn Nr. 107, den Prachtsattel des Her-
zogs Magnus II. Torquatus von Braunschweig, die sechs
Braunschweiger Hochzeitsschüsseln u. s. w ? Alle diese Diuge
aber waren zsrstreut und kamen so nicht zur Geltung; die
höchst interessante textile Sammlung (darunter der Kaiser-
mantel Otto's IV.) war so gut wie gar nicht zu sehen
u. s. w. Es ist das Verdienst der gegsnwärtigsn Direktion,
diesem Uebelstande abgeholfen, die Sachen vereinigt und
übersichtlich aufgestellt zu haben. So gliedert sich nun die
Sammlung in vier Hauptabtheilungeni 1) Gewäuder, Stoffe
und Stickereien Nr. 1—54, 2) Kirchliche Kunstwerks und
Geräthe Nr. 55 -106, 3) Weltlichs Kunstwerke und Geräthe
Nr. 107—127, 4) Architektouisches Nr. 128- 153"). Riegel's
Katalog ist eine Musterarbeit. Außer den sshr klaren Be-
schreibüngen sind überall, wo es möglich war, historische
Nachweise über die Herkunft gegeben, das Alter ist, wo
es anging, genau bestimmt, bei den vorzüglichsten Gegen-
ständen wird auf Verwandtes in anderen Sainmlungen hin-
gewiesen, die Literatur ist in reichem Maaße herbeigezogen,
manche Beschreibungen sind zu kleineu Abhandlungen er-
weitert, so z. B. die treffliche Behandlunq der „Hochzeits-
schüsseln" Nr. 122—127, und das Alles fteht in richtigem
Verhältniß zur Wichtigkeit der Gegenftände. Die Ausstattung
des Büchleins ist würdig und gefällig. Namentlich ist die
Beigabe von Facsimile's der wichtigsten Jnschriften, Mono-
gramme und Marken zu rühmsn. vr. ll.

Die zweite Auflage von Seubert's Allaemeincm Kiinstler-
lexikon (Verlag von Ebner L Seubert) ist mit dem dritten
Bande soeben vollständig ausgegeben. Die rasche Förderung
des Druckes verdient besondere Anerkennung. Einige Be-
richtigungen und Nachträge hat der Herausgeber auf den
letzten Bogen ebenfalls in alphabetischer Ordnung hinzu-
gesügt.

Todesfälle.

Joseph Schöiimann, ein geachteter osterreichischer
Historienmaler der älteren Generatiou, geb. 1799, starb am
26. Mai zu Wien, nachdem er sich schon lange von der Kunst-
thätigkeit zurückgezogen hatte. Schönmann war mit bstheiligt
an dem Freskenschmuck der Alt-Lerchenfelder Kirche, und
zwar stammen von ihm die Bilder im rechten Seitenschiff
des Langhauses hsr. Er war Schüler und Stipendiat der
Wiener Mademie. Eine Frucht seines langjährigen Aufent-
haltes in Rom ist die h. Familie in einer Landschaft, v. F.
1833, im k. k. Belveders. Außerdem schuf er zahlreichs Hi-
storien- und Heiligenbilder.

') U»t-r Slbtlilg. 2 und S siiid iiatürlich allr Zwcigc dcr Kimstiiiduslrie
und zwar in Hanptstücken vertreten.

Sammlungen und Ausstellungen.

Dcutschc Kuiist- und Kunstgeivcrbe-Ausstelliiiig in Berlin.
Auf der Münchener Jubiläums-Ausstellung im Jahre 1876
wurde der Gedanke angeregt, alle fünf oder sechs Jahre in
verschiedenen Städten eine deutsch-östsrreichische Kunst-
und kunstgewerbliche Ausstellung, und zwar zunächst
in Berlin, zu veranstalten. Auf Antrag des Geheimen
Regierungsrathes Lüders hat jetzt der Vorstand des Deut-
schen Gewerbe-Museums, desfen Sammlungen bis zum Früh-
jahre 1882 in das neue Gebäude werden translocirt sein,
vor einigen Tagen unter dem Vorsitz des Herzogs von Ra-
tibor die Ausführung dieses Gedankens berathen und eine
Kommission beauftragt, dem Vorstand einen Plan für die
Veranstaltung einer folchen Ausstellung im Jahre 1882 in
Berlin zur Feier der Vollendung des Museums baldigst
vorzulegen. Jn die Kommission wurden die Museums-
Direktoren Grunow, Or. Lessing und Professor Ewald, der
Geheime Rsgierungsrath Lüders, der Historienmaler A. v.
Hsyden, der Bildhauer Sußmann-Hellborn, der Architekt
Professor Gropius und der Fabrikant Halske von der Firma
Siemens L Halske gewählt. Die Versammlung sprach sich
zugleich dahin aus, daß es nothwendig sein werde, bei dieser
Gelegenheit das lange in Berlin gefühlte Bedürfniß eines
permanenten Ausstellungs-Gebäudes aus einem von mehreren
Ssiten durch die Pferde-Eissnbahn und dis Stadtbahn lsicht
erreichbaren, eine spätere Erweitsrung des Gobäudes zu-
lassenden Platze zu befriedigen. — Wir können in diesen
Nachrichten nur einen neuen erfreulichen Beweis dafür er-
blicken, daß in den kunstgewerblichen Kreisen Berlins der
Kleinmuth endlich gewichen ist, welcher im vorigen Iahre zu
dem Entschlusse führte, die Pariser Weltausstellung nicht
zu beschicken. Ohne Zweifel hat dazu auch der sehr ehren-
volle Erfolg mit beigetragen, welchen die gegenwärtig in
Berlin stattfindende Lokal-Gewerbe-Ausstellung erzielt hat.
Nicht nur die inländische Presse, sondern auch die fremden
Blätter, selbst französische, sprechen sich über diese Aus-
stellung i» anerkennendster Weise aus.

Vermischte Nachrichten.

« r « Aus Znnsbruck. Die Mosaikanstalt von Alois
Neuhauser hat nun auch den Schmuck für eine tirolischeKirche
geliefert. Vor einigen Jahren wurde das Frauenkloster auf
dsm Hirschanger bei Jnsbruck gegründet und die Kirche in
romanischem Stil aufgeführt. Unlängst wurde für die Concha
das große Mosaik fertiq. Die Zeichnung lieferte Professor
Michael Stolz nach Motiven aus S. Clemente in Rom.
Wir sehen unten die Evangelisten zwischen Palmen, dann
den bekannten Fries mit den Schafen, darüber die Wölbung
mit den Ranken. Diese gelungene Arbeit dürfte für künftige
Neubauten in Tirol maßgebend werden. Für die überleitenden
Bogen der Apsis reichten leider die Geldmittel nicht mehr
aus, und so begnügte man sich mit einer Dekorationsmalerei,
dis sehr wenig zu dem hohen Ernst des Mosaiks paßt. Die
Neuhausersche Anstalt arbeitete bekanntlich auch für die Votiv-
kirche zu Wien; sis erhielt für diese Leistungen den Franz-
Josef-Orden. Die Anstalt steht unter der artistifchen
^ Leitung des Herrn Luigi Sollerti, eines Schülers Salviati's.
Arbeitete Herr Neuhauser bisher mit Jtalienern, so hat er
neuerdings tirolische Lehrlinge angestellt. Hier ist auch der
Platz, ein paar allgemein verbreitete Jrrthümer zu berichtigen.
Die Mosaikanstalt ist ein Privatunternehmen des Herrn Al.
Neuhauser und in keinem Zusammenhang mit der Glas-
malereianstalt. Letztere wurde seinerzeit von ihm, Mader und
i Vorstadl gegründet, gehört aber jetzt einer Kompagnie; ar-
tistischer Leiter derselben ist seit etlichen Jahren Herr Dr.
Alb. Jele, der Sohn des bekannten Malers. Seiner An-
strengung ist der hohe Aufschwung der Anstalt zu verdanken;
unter ihm entstanden die vier prachtvollen Fenster des nörd-
lichen Seitenschiffes der Votivkirche zu Wien. Die Anstalt
hat wieder eine Reihe Aufträgs übernommen, darunter drei
grohe Fenster für die katholische Kirche zu Stuttgart; dann
inehreres für Münster und Köln. Auch die Ausschmückung
des Domes von Savannah ist nach dem Aufhören des gelben
^ Fiebers wieder in Angriff genommen. — Wenden wir uns zu
 
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