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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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Kunsthistorisches. — Sammlungen und Ausstellungen.

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der Bearbeiter schwerlich an passender Stelle Auskunft ge-
holt hat. Auch übsr den Bilderbestand der Berliner Galerie
scheint Hr. Stromer erst in der letzten Minute die nöthigen
Nachweisungen erhalten zu haben. Sein Katalog macht übsr
die Murillo's der Sammlung ganz falsche Angaben, erst
im Nachtrag auf der letzten Seite werdeu dieselben richtig
gestellt. Wir gestehsn, datz wir die Aperyus über spanische
Kunst, mit welchen Max Jordan das Büchlein eingeleitet
hat, lieber an einsr anderen Stelle und dann ausführlicher
gelesen hätten. l-.

8n. Ueber die Quellen der Kunstdarstellungen im Mittel-
alter hat Prof. A. Springer in der Sitzung der k. sächs.
Gesellschaft der Wissenschasten am 23. April zur Feier dss
Geburtstages König Albert's einen Vortrag gehaltsn, dsr
an des genannten Forschers „Jkonographische Studisn"
(Mitth. der k. k. Centralkommissiou V. Band) anknüpft und
zu höchst interessanten Ergebnisssn sührt. Springer hat dis
homiletischen und litrirgischen Schriften des Mittelalters einer
eingehenden Prüfung uuterzogen und insbesondere das
Lxöculuru soolssius dss Honorius Augustodunensis und die
altkirchlichen Hymnsn und Sequenzen auf deren Zusammen-
hang mit dem plastischen Figurenschmuck romanischer und
frühgothischer Kirchen geprüft. Aus dieser Prüfung geht
mit Evidenz hsrvor, dah die Predigten uud Hymnen den
Künstlern dsn Stoff zu ihren Darstellungen und deren
Anordnung zu liefern pflegten. Als concretes Beispiel zieht
Springer die Goldene Pforte in Freiberg heran und weist
nach, wie der gesammte Skulpturenschmuck, Bildwerk für
Bildwerk, sich ohne jeglichsn Zwang aus den Sequenzen äs
clsäioations seoissias, welche die Hochzeit Christi mit der
Kirche feiern, erklären lassen.

« Eine Monographie über Carpi. Die Hofbuchhandlung
von G. Gilbers'in Dresden versendet eben den Prospekt
eines Werkes, welches das Städtchen Carpi bei Modena,
den vergessensn Fürstensitz der Renaissance, in Bild und
Wort wisder lebendig machen soll. Prof. Haus Semper
in Jnnsbruck hat die Ausarbeitung des Textes übernommen,
welcher eine kurze Geschichte der Stadt, die Charakteristik
des Alberto Pio III., ihres hervorragendsten Fürsten, sowie
eine historisch-kritische Würdigung der Monumente Carpi's
umfassen wird. Die Jllustrati'onen werden in farbigen Tafeln,
Lichtdrucken und zahlrsichen Textholzschnitten nach Aufnahmen
der Architekten Fr. Otto Schulze und Wilhelnr Barth
bestehen. Bei dem regen Jnteresse, welches gegenwärtig
für alle Denkmale der goldenen Zeit Jtaliens herrscht, darf
das angekündigte Werk ficher auf eins günstige Aufnahme
rechneiu Der Preis wtrd sich auf etwa 50 Mark stellen.

« Ein sonderbarer lupsas vuluiui. Unter der beträcht-
lichen Anzahl werthvoller Publikationen, welche aus Anlaß
der Jubelfeisr des deutschen archäologischen Jnstituts in Rom
erschienen sind, stgurirt auch die große Kopie des Bufalini'-
schen Stadtplanes von Rom, welche auf Kosten der italie-
nischen Regierung veranstaltet und dem Jnstitut gewidmet
wurde. Em von R. Bergau vor Jahren sin Naumann's
Archiv 1867, S. 1S2) ausgesprochener Wunsch, den gewiß
viele Kunst- und Alterthumsforscher getheilt haben werden,
ist damit in Erfüllung gegangen. Soviel wir zu urtheilen
im Stande sind, entspricht auch dis Art der Ausführung
im Allgemeinsn billigen Erwartungen. Nur findet sich auf
dem neuen Plan ein seltsamer Fehler, der wohl aus der
eiligen Hsrstellung des Drucks zu erklären ist, aber der Ver-
bssserung bedarf, um nicht irre zu führen. Der Plan Leo-
nardo Bufalini's trägt, soviel wir wissen, die Jahreszahl
Uvl-I )1SS1). Auf dem neuen Druck ist daraus durch Weg-
lassung eines Horizontalstriches UOII (1502) geworden. Ein
Blick auf den Plan von St. Peter, der Bramante's Bau
schon begonnsn zeigt, hätte einen kunstgebildeten Korrektor
sofort auf das unangenehme Versehen aufmerksam machen
müssen.

Aimsthistorisches.

Ueber die Ausgrabungen in Olympia während der letzten
Woche der beendeten Campagne bsrichtet vr. Treu aus

Athen Folgendes: Der verspätsts Eintritt der Sommerhitze
hat ss in diesem Jahre ausnahmsweise gestattet, die Aus-
grabungen bis zum 12. Juli fortzusetzen; an diesem Tage
sind die Museen in der üblichen Weise für die Zeit der
Sommerpause geschlossen worden, und das gesammte Expe-
ditionspersonal hat Olympia vsrlassen. Ueber die architekto-
nischen und topographischen Resultate der letzten Woche, unter
denen das langgesuchte Pelopion die erste Stelle einnimmt,
und über die an Werth und Nmfang besonders reiche Jn-
schriftenernte, dis wir in dieser Zeit gemacht haben, wird
noch bssonders berichtet werden; ich wende mich daher zunächst
zu den plastischen Funden. Es ist noch immer das große
Gebiet der Osthallen, welches uns die zahlreichstsn Ergän-
zungsn der Giebslfiguren geliefert hat, aus welchem, um nur
Eines hervorzuheben, der Kladeos neuerdings wieder so glück-
lichen Zuwachs erhalten hat, daß dis lang hingestreckte Gestalt
des Flußgottes jetzt bis auf die Unterarme ganz vollständig
vor uns liegt. Aber auch im Westen hat sich uns jstzt endlich
nach langem Suchen eine neue Fundgrube für die Giebel-
theile und Metopen der Westseite aufgethan. Ein vom
Zeustempel nach Nordwest gezogener Graben ist nämlich im
Norden der byzantinischen Kirche auf mehrere späte Hütten
der bekannten Art gestoßen, in deren Mauerfüllsel sich auch
Statnenfragmente vorfanden; aus diesen konnte z. B. die
bekannte Gruppe des Lapithen, welcher einen Kentauren würgt,
in erfreulicher Weise vervollständigt werden. Hier ist ferner
der freilich entsetzlich verstümmelte Kopf jengr knieenden Lapi-
thin entdeckt worden, welche ein niedergestürzter Kentaur mit
seinem Hinterbein umklammert hält; hier endlich wurde auch
der Metopenkopf der Amazonenkönigin Hippolyte gefunden,
dis Herakles ihres Aresgürtels beraubt. Daß die Tempel-
skulpturen einst in lebhaftem Farbenschmuck strahlten, hat
man bisher immer nur aus der Art schließen können, wie
gewisse Theile der Figuren, namentlich Haar und Bart, ohne
Detaillirung durch die Farbs unfertig erscheinen i erst neuer-
dings ist es uns gelungsn, auf den Nordstufen des Zeus-
tenrpels unter einer gestürztsn Säulentrommel ein großes
Faltenstück aus der Chlamys der großen Mittelfigur des
Westgiebels, welches vor den Einflüssen dsr Witterung gs-
schützt war, aufzufinden, dessen ganze Vorderseite mit einem
lebhaften, vortrefflich conservirten dunkeln Roth bedeckt war.
Der rothe Mantsl Lieser Kolossalgestalt wird mithin für alle
Zukunft eine gesicherte Thatsache auf dem Gebiete antiker
Polychromie bleiben. An Marmorfunden haben wir sonst nur
noch einige römische Porträtköpfe auszuführen, einen leidlich
gut erhaltenen und vier meist stark verstümmelts; leider
gehört zu den letztsren auch ein vortrefflich gearbeitetes Bild-
niß des Kaisers Trajan. An Bronzsn wurden außer zahlreichen
primitiven Wagenlenker- und Reiterstatuetten, dsren außer-
ordentliches Alter aus dem Fundorte (einer schwarzen Humus-
schicht S0 bis 70orn. unter den Fundamenten des Metroons)
hervorgeht, zwei werthvollere Götterstatuetten gefunden, von
denen eine den Apollo, die andere den Zsus darstellt. Die
erste namentlich ist eine Perle feiner archaischer Kunst; sie
giebt den Gott in jsner hundertfach wiederholten Stellung,
den linken Fuß vorgesetzt und die Arme eng an die Seiten
geschlossen. Die Zeusstatuette stellt den Göttervater in voller
Nacktheit weit ausschreitend dar, in der gehobenen Rechten
den Blitz schwingend und auf der ausgsstreckten Linken den
Adler tragend. Andere Bronzsfunde geben uns von dem
großen Reichthum an Gefäßen und Prachtgeräthen Kunde,
mit denen die Heiligthümer der Altis geschmückt waren; ss
sind namentlich figürliche Gefäßornamsnte, welche in großer
Anzahl in verschiedenen Theilen der Altis gefundsn wurden.

Lammlungen und Ausstellungen.

H. L. Die BenuS von Vienne. Jm Antiken-Kabinette
des Louvre fesselt die Venus von Vienne, als eine dsr
jüngsten Erwerbungen des Kunstinstitutes, die Aufmerksam-
keit der Besucher. Das schöne, leider arg verstümmelte
Marmorbild wurde vor etwa fiinfzig Jahrsn bei den Aus-
grabungen in einer Vorstadt von Vienne an der Rhöne
aufgsfunden, der einstmals blühenden Römerstadt und Kaiser-
residenz Vienna, wo der Schooß der Erde schon so manches
alte Kunstwerk lange Jahrhundsrts hindurch barg, bis ein
glücklicher Zufall es wieder an das Tageslicht förderte.
 
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