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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.5791#0335

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Nsuigkeiten des Buch- und Kunsthandels.

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sondern auch der Aufschnmng, den unsere Kunstschuls in den
lstzten Jahrsn durch die Berufung neuer ausgezeichneter
Lehrer gsnommen, sehr geschädigt, so datz eine allgemeine
tisfe Verstimmung jetzt in den Künstlerkreisen Stuttgarts
herrscht.

k. Historische Freske» im Landsberger Rathhaus-Saale.
Wir haben früher berichtet, daß Professor Eduard Schw oiser
und Ferd. Piloty von der bayerischen Staatsregierung
beauftragt wurden, den Sitzungssaal des Rathhauses in
Landsberg mit Fresken zu schmücken. Disse Fresken sind nun
schon seit geraumer Zeit vollendet und zwar das eine der
beiden von Schwoiser gemalten, der sog. Jungfernsprung,
zum zweiten Male. Der Künstler hatte es im Sommer 1877
vollendet; bald darauf zeigten sich darin Flecken und Jn-
krustationen, die nach sorgfältiger Untersuchung als Folgen
einer kranken Mauer srkannt wurden. Zur gründlichen Abhilfe
gab es nur einen Weg, und man zögerte nicht ihn einzuschla-
gen. Das Bild wurds von der Wand gehauen und auf ein in
eine Metallpfanne eingesetztes Mauerstück neu gemalt. Das
zweite Bild hat die Verleihung der Salz- und Brückenzölle
an die Stadt Landsberg durch Ludwig den Bayer zum Ge-
genstande und zeigt den Kaiser mit seinem Gefolge zu Roß,
wie sr dem mit einer Deputation erschienenen Bürger-
meister eine Urkunde überreicht. Eine zweite, auf einem Teller
mit Salz liegende und damit gekennzeichnete Urkunde trägt
sin Knabe. Ein bewaffneter Bürger an der Seite von an-
deren deutet auf dis Theilnahme der Landsberger an dem
Kampfe des Kaisers gegen Friedrich den Schönen hin, wo-
für sie nun den Lohn srhalten. Die Scene ist einheitlich
und klar gedacht und in großem Stils zur Anschauung ge-
bracht, dis Ausführung überaus sorgfältig. Kostümfragen
und Farbenefsskte sind dein Künstler nichts weniger als
qleichgiltig, aber er ordnet sis dem Gedanken unter. Für
Ferd. Piloty aber waren sis offenbar die Hauptsache. Jn
ssinen beiden Bildern überwuchern die Farbeneffekte und
die Sorgfalt in der Durchbildung des untergeordneten Details
den Gedanken und dessen Darlegnng. Jn dem erste Bilde
fehen wir einen vornehmen Herrn im Kostüm des 14. Jahr-
hunderts in einem Lehnstuhle sitzen. Jhm gegenüber nahen
sich ein paar behäbige Bürgerfrauen und etlichs Pilger, und
daneben beschauen mehrere Männer eine Urkunde. Das soll
die Gründung des h. Geistspitals in Landsbsrg durch Ludwig
den Brandenburger sein! Auf dem zweiten Bilde ist ein
Tanzfest der Landsberger Bürger dargsstellt, an dem sich
auch Herzog Ernst von Bayern-München betheiligt. Aber
dis in Sammt und Seide prunkenden, mit Geschmeide über-
ladenen Damen sind eher Fürstinnen als Bürgerinnen eines
Landstädtchens. Disssin nnt blendenden Farbeneffekten wir-
kenden unwahren Prunk hat der Künstler ohne Bedenken
den Gedanken geopfert.

Vom Straßburger Münster. Das Elsässer Journal
schreibt vom Ende April: Seit acht Tagen sind die Arbeiter
des Herrn Chertier unter der Leitung dieses ausgezeichneten
Pariser Goldarbeitsrs damit beschäftigt, die in getriebener
Arbeit hergestellten kupfernen Verzierungen auf die großen
Thüren des Hauptportals am Münster anzubringen. Die
schwierige Arbeit wird noch etwa drei Wochen in Anspruch
nehmen. Schon heute könnsn wir mittheilen, daß auf den
beiden Thürflügeln sich zusammen in den oberen Arcaturen
8 sitzende Figuren, in den Rauten und Dreiecksn der sechs
Füllungen 98 Bilder mit Figuren und 188 Verzisrungen
aus Blätterwerk, in den Querstreifen 4 Arabesken in ge-
ringeltem Laubwerk mit Früchten und auf dsm Sockel sechs
verschiedens Scenen sich befinden. Außer diesen 312 Bild-
hauerarbeiten befinden sich noch auf den Thüren die kleinen
bogenförmigen Verzierungen am Obertheile derselben und
nahe an 380 getriebene Einsetzrosen auf den die Rauten bil-
denden Streifen; außerdem zwei Löwenköpfe mit Klopfringen
im Rachen, endlich an jeder Thür zwei Hände, welche eine
zum Zuziehen der Thüren als Grisf dienende runde Stange
halten. Alle diese verschiedenen Verzierungen werden in die
Thürverdachung vermittelst eigens zu diesem Zwecke herge-
stellter Nägel, nahezu 1600 an der Zahl, angebracht; um
die Festigkeit der Verzierung zu vermehren, werden die hohlen
Theile derselben durch einen besonderen Kitt vor ihrer An-
bringung auf dem Holz ausgefüllt. Sobald die Arbeitsr

des Herrn Chertier ihr Werk vollendet, sollen, sagt man, dis
großen alten, hätzlichen Läden des großen Portals entfernt
und üurch neue ersetzt werden, welche jedoch die Thürslügel
nur bis zur Hälfte der Höhe der verzierten Thüren erreichen
würden. Dagegen wäre es heute eine bestimmts Sache, daß
zwischen den beiden Strebepfeilern vor dem großen Haupt-
portal ein eisernes Gitter in gothischem Stil und im Einklang
mit der Hauptfagade des Domes hergestellt würde, um
das einzig in seiner Art dastehende Prachtwerk hauptsächlich
des Nachts gegen etwaige Beschädigungen zu schützen. Das
Gebälk des Daches der neuen Kuppel ist vollständig auf-
gestellt, und schon ziert das übliche, mit Bändern gszierte
Tannenbäumchen die L-pitzs des Baues. Nächstens soll mit
'der Verschalung begonnen werden; nach Beendigung dieser
Arbeit wird das ganze Dach mit Kupferplatten überzogen.
Das Dach der Küppel wird ein kolossales eisernes Kreuz in
romanischem Stile überragen; diese Verzierung hat 3 ni.
50 orn. Höhe von dsr Spitze des Daches aus. Seit einigen
Tagen endlich ist der grotze Bretterverschlag, welchsr fast die
Hälfte des Schloßplatzes einnahm, verschwunden. Die großen
Münsterarbeiten gehen mit schnsllen Schritten ihrem Ende
entgegen.

Die Restaurationsarbeiten an der Kathedrale zu Metz
sind in diesem Jahre in bedeutendem Umfange in Angrisf
genommen und erstrecken sich besondsrs auf Renovirung der
gemalten Kirchenfenster. blnter franzüsischer Verwaltung
war die Unterhaltung des Baues der Kathedrale durchaus
nachlässig betrieben worden, und so begann deutscherseits
im Jahre 1873 das Restaurationswerk mit Ausbesserung der
gröbsten Schäden, welche sich an dey großen Strebebogen-
Systemen, so wie an den Fialen und Wimpergen, in der
Dachgalerie am Langhaus, Querschiff und Chor befanden.
Diese Arbeiten konnten bis Ende 1874 erledigt werden;
daran reihte sich die Wiederherstellung der überaus zahl-
reichen verstümmelten Gliederungen und Ornamente im
Jnnern, sowie die neue Verbleiung des grüßeren Theiles
der spätgothischen Fenster im Querschiff, deren eines eine
Größe von 400 Quadratmeter besitzt, und die allmähliche
Verglasung der Seitenschiff- und Triforiums-Fenster, so wie
endlich die Neuherstellung des stark ausgetretenen Plattsn-
Belags im Jnnern. Alls diese Arbeiten haben den ersten
vom Reiche zur Verfügung gestellten Credit von 240,000 Mk.
fast erschöpft und sollen von diesem Jahre mit einer üauernden
jährlichen Beihülfe von 18,000 Mk. weiter geführt werden.
Für die Neuherstellung des Daches, wslcher sich der Aufbau
einer neuen Spitze auf dem stumpfen zweiten Thurm an-
schließen soll, werden jedoch besondere Mittel flüssig gemacht.
Das neus Dach tritt an Stelle der am 7. Mai 1877 bei
Anwesenheit des Kaisers Wilhelm abgebrannten, aus dem
15. und 16. Jahrhundert stammenden Konstruktion, die kurz
nach dem Brande durch eine Holzzimmerung mit Pappdeckung
ersetzt wurde. Bei der Niedrigksit dieses Nothdaches erleidet
der Eindruck des Baues auf den Beschauer gegen früherhin
natürlich eine starke Einbuße. Der Plan für das neue
Dach harrt noch der Vollendung; über ein eingsreichtes
Vor-Projekt mit mehreren Varianten ist soeben vom Reichs-
kanzleramt Entscheidung getroffen worden, jsdoch wird man
vor zwei Jahren mit dem Bau des neuen Daches, dessen
Kosten sich aus beiläufig 400,000 M. stellen werden, kaum
beginnen können.

Neuigkeiten des Buch- und Aunsthandels.

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tisns. I?ari8, 1879. 8". XV u. 329 8. N. 3. —

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