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Kunstchronik: Wochenschrift für Kunst und Kunstgewerbe — 14.1879

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https://doi.org/10.11588/diglit.5791#0378

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Todesfnlle. — Konkurrenzen. — Saminlungen und Ausstellungen.

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Emil Küimnel, Kunst und Künstler in ihrer Förde-
rung durch die steir. Landschaft vom 16. bis zum
18. Jnhrhunderte. Studie ans den Nechenbüchern und
Akten des Landesarchives. Sep.-Abdr. aus dem X.VI.
Hefte d. Beitr. z. Kunde steierm. Geschichtsquellen. Graz,
im Selbstverlag des Verfassers. 1878. 8".

Das Büchlein hnt einen geringen Umfang — von nur
45 Seiten; es enthält aber in diesem engen Rahmen kurz
und knapp zusaminengefaßt eine iveitaus größere Fülle von
interessanten bisher unbekannten Daten als manch ein an-
deres anspruchsvolles Opus von zehnfach größerem Volumen.
Wohl hätte durch Anrsihung von bereits anderwsitig Publi-
cirtem der Band an Dimensionen beträchtlich gewinnen
können; allein der Verfasser war durch die Natur der „Bei-
träge zur Kunde steiermärkischer Geschichtsquellsn", für ivelche
die Abhandlung geschrieben wurde, genöthigt, nur eine
Quellenstudie zu liefern, nicht eine vollendste Durchführung
des gegebenen ThemaP; er hielt sich daher bei bekannten
Thatsnchen nicht lünger auf und verwies in solchen Fällen
einfach auf die einschlägige Literatur. Seit längerer Zeit
mit dein Studiuin der" landschaftlichen Ausgabenbücher
Steiermarks beschnftigt, kam der Autor auf den Gedanken, zu
untersuchen, ob sich nus den darin enthnltenen Angaben von
geleisteten Zahlungen an Maler, Bildhauer rc. nicht das
Verhältniß der steirischen Landschaft zu Kunst und Künstlern
älterer Zeit — seit dem 16. Jahrhundert — nachweisen,
vielleicht eine Skizze der Art und Weise, wie dieses Verhült-
niß nach nnd nach sich entwickelte, entwerfen lasse. Jndem
er in dieser Richtung die steirischen Ausgabenbücher zu
Rathe zog, gelang es Herrn Kümmel darzulegen, wie seitens
der Landschaft jeöer Zweig der Kunst und des Kunstgewerbes
nach Möglichkeit unterstützt und gepflegt worden ist, die
Baukunst und die Bildhauerei, die Malerei ebenso wie die
vervielfältigenden Künsts, die Siegel- und Steinschneidekunst
ebenso wie die Goldschmiedekunst/ Wenn Herr Kümniel über
Bauunternehmungeu der Landschaft spricht und hierbei zuerst
solche am Landhause und landschaftlichen Zeughause in's Auge
faßt, so vergißt er auch nicht, „gewissen Stücken des Land-
hausmobiliars" seine Ausmerksamkeit zuzuwenden. Und
gleichwie er nachweist, wie die Landschaft bei gewissen fest-
lichen Anlässen wacker in ihren Seckel griff, so' zeigt er uns
auch, wie sie weit und breit im Lande die Unternehmungen
Anderer freigebig unterstützte. Jn letzterer Richtung ist das
S. 36 ff. gegebene Verzeichnih sehr intersssant. Außer dsm,
was S. 28 ff. über die im Dienste deS Landes arbeitsnden
Kupferstecher gesagt ist, haben ferner die Andeutuugen über
eine„Maler-Konfraternität",desgleichen über das Rocht einiger
Maler, ihre Werke im Landhause zu Verkaufszwecken auszu-
stellen (S. 28), uns besonderes Interesse erweckt. Wir können
nur wünschen, daß es Herrn Kümmel vergönnt sein möge,
„dem Kunsthistoriker noch mehrere so willkommene Haiid-
haben zu weiteren Forschungen zu Lieten." ll. v.

Hundert Cartouchcn verschiedener Stile von Rudolph Sprin-
ger. Berlin, E. Wasmuth. 1878. Fol.

Der Niederländer Cornelis Floris hat nach Vasari's
Zeugniß die Grotteskeu, worunter wohl auch Cartouchen zu
verstehen sind, in den Niederlanden eingeführt, und von
ihm geht eine förmliche Schule, resp. Richtung aus, die als
Specialität sich nicht nur in Belgien, Holland, Norddeutsch-
land verbreitet hat, sondern auch am Heidelberger Schloß
imd den Chorstühlen des Mainzer Domes nachgewiesen ist,
ja, wo wir ihr begegnen, direkt auf niederländischen Einfluß
schließen läßt. Wo dieser Stil zuerst vorkommt, ist seither
nicht festgestellt; an den prachtvollen Grabmülern von Bredn
von 1527—38 sindeu sich vielleicht die ersten Spuren des-
selben. Auf Tafel 1 bis 5 des Springer'schen Werkes sind
eine Reihe solcher niederländischer Cartouchen mitgetheilt.
Das Wesen derselben besteht, wie aus niederländifchen
Gobelins hervorgeht, darin, daß ein Medaillon, eiue Jn-
schrifttafel u. dergl. in einen starren eisernen oder silbernen
Rahmen eingespannt ist, der wieder durch einen zweiten, von
Leder, Pergament oder Holzfournisr hsrgestellten Rahmen
durchgesteckt ist; dieser hat sich scheinbar durch dis Feuchtig-
keit krumni gezogen, an den Ecken aufgerollt. Tafel 5 zeigt
den Stil in seiner vollen Entwickelung nach Vignettcn des
Abraham Ortelius (1527—1588), und'von Tafel I—l8 sind

vorwiegend Varianten dieser Cartouchen abgebildet. Tafel
14—18 bringen deutsche Cartouchen, die unter dem Einsluß
der niederländischen Druckwerke stehen, und Tafel 18, Fig.
51 eine Probe von Cornslis FloriS selbst, v. 1554. Für diesen
sind stets dis Garnituren von Geschützen, Bomben u. s. w.
charakteristisch, aus denen Blumen mit Laubwerk und Früchten
herauswachfen, vielleicht eine Symbolik des Friedens. Solche
Geschütze konimeii schon 1527 an den genannten Denkmälern
von Breda vor. Charakteristisch für den niederländischen
Cartouchenstil ist ferner dis Verwendung der Figuren, z. B.
Satyrn, welche durch das aufgerollte Leder oder Holzwsrk
oder eiferne Spangen gefesselt zu sein scheinen, Tafsl 21,
27; Tafel 1, Fig. 3. Die italienischen und französischen
Cartouchen, welche hauptsächlich die letzten Tafeln füllen,
sind meistens freiere ornamentals oder strengere architek-
tonische Umrahmungen. Die deutschen, zwischsn die anderen
eingestreuten Cartouchen schließen sich je nach dem Meister
mehr oder weniger den anderen an. Die Tafeln repro-
duciren Stiche und Holzschnitte in Lichtdrucken von A. Frisch
in Berlin. Den Meistern der Architsktur und des Kunst-
handwerks wird das Werk willkommene Dienste lsisten.

U. 0.

Carl August Lcbschvc, Architektur- und Landschaftsmaler.
Von'vr. H. Holland. (Aus dsm XXXVIII. Bande
des Oberbayerischen Archivs besonders abgedruckt.)
München, kgl. Hof- und Universitäts-Buchdrucksrei von
vr. C, Wolf L Sohn. 1879. gr. 8». 40 S.

Die vorliegende Schrift dient zur Vervollständigung der
iu der Augsb. Allg. Zeitung, Beibl. v. 2. Juli 1877, Augsb.
Abendzeitung, 16. Juni 1877 und im Beiblatt dieser Zsit-
schrift, XII, Nr. 40, S. 643 enthaltenen Nekrologs dss
Künstlers, der am 27. Juli 1800 zu Schmiegel in Posen ge-
boren, am l3. Juni 1877 zu München starb. Seine Werke
haben in erster Linie ein historisch-antiquarisches und topo-
graphisches Jnteresss. Jn zahllosen gswissenhaft ausgeführten
Blättern liegen uns Ansichten von Alt-München, von alt-
bayerischen Städten, Schlössern, Ritterburgen, Märkten und
öffentlichen Gebäuden vor. Jn der „Malerischen Topo-
graphis des Königreiches Bayern", welche seit 1830 in 8
Heften erschien und in ühnlichen Publikationen find viele diessr
treuen Abbilder in Stahlftichen enthaltsn. Jm Streben
nach schlichter Wahrheit gelangen ihm Naturschiloerungen
in ruhigsr Stimmuüg am besten. Ein sorgfältig angelegtes
Verzeichniß seiner Werke, ca. 660 Nummern, belehrt üns,
daß sein Hauptverdienst in Aquarellen, sodann in Radirungen,
Aquatinta-Blättern, Stahlstichen, Lithographien und Holz-
schnitten, weniger in Oelgemälden zu suchen ist. Das in
einem Lichtdrucke von I. Älbert beigefllgts Portrüt vergegen-
wärtigt ein verstündig nnd klug ausschauendes, angenehmes
Gesicht, in dem maii den Sonderling im Leben nicht ver-
muthet. Kein Wunder, daß seine koniplicirte Künstlernatur,
voll von Marotten, im praktischen Leben Vieles verfehlte.
Bittere Noth trübte seine letzten Jahre; nur die begeisterte
Liebe zur Arbeit gewährte ihm Trost und Stärke.

V. v. v.

Todesfälle.

Viollct-le-Duc, der berühmte französische Architekt
und Gelehrts, ist am 17. September auf feineni Landsitze
zu Lausanne, 65 Zahre alt, einer Gehirncongestion erlegen.

Aonkurrenzen.

Die Doinbau-Verwaltung in Köln hat eine Konkurrenz
zur Beschaffung von Neliefs an den Broncethüren iin West-
portale des Kölner Doms ausgeschrieben, bei der alle Bild-
hauer im Deutschen Reiche zugelassen sind. Es sind ein
Hauptpreis von 5000 Mark und zwei Nebenpreise ä 2000
nusgesetzt. Entwürfe und Modelle sind bis zum 1. März
1880 einzuliefern. (Vsrgl. dis Anzeige in Nr. 43.)

Lammlungen und Ausstellungen.

v. Das Bcrlincr Knnstgewerbe-Miiscuin, zu dessen Be-
such gegenwärtig vor Allem die dort ausgestellten, kürzlich
besprochenen Eisenhoidt'schen Silberarbeiten auffordern, hat
 
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