Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 17,1.1903-1904
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https://doi.org/10.11588/diglit.7715#0286
DOI Heft:
Heft 4 (2. Novemberheft 1903)
DOI Artikel:Avenarius, Ferdinand: Literarischer Ratgeber des Kunstwarts für 1904, [3]: Musik
DOI Seite / Zitierlink:https://doi.org/10.11588/diglit.7715#0286
Raffael, Aktstudie. Aus Heyck, Frauenschönhcit.
(Bieleseld, Velhagen u. Klasing.)
Aus der letzten Ernre.
Eine neue allgemeine Kunstgeschichte ist erfreulicherweise im letzten Jahre
nicht erschienen — wir haben jetzt watzrlich genug, die vernünftigen Ansprüchen
genügen. Eine „Gcschichte der christlichen Kunst" von dem protestantischen
Pfarrer Richard Bürkner bedeutet eine Bereicherung. Bürkner ist ver-
ständig und vorurteilslos, er behandelt außer der großen Kunst auch die kirch-
liche Kleinkunst, die Mosaik- und die Miniaturmalerei, die liturgischen Geräte
und Gewänder, die Kirchenausstattung, und wenn einige kleine Versehcn vor-
kommen, so treffen wir, was wichtiger ist, auch neue Gedanken. Die Dorfkirche
wird leider nicht besprochen. Von der „Geschichte der modernen Kunst" in
Einzeldarstellungen liegen drei neue reich illustrierte Bände vor: I. Französische
Malerei 1800—1900 von Karl Eugen Schmidt, II. und III. Oesterreichische
Kunst 1800—1848 und 1848—1900 von Ludwig Hevesi. Sie ist auf 14 Bände
von je etwa 160 Seiten mit je 100—150 Abblldungen berechnet. Die Absicht
des Verlegers, es sollen mehr Tatsachen als Meinungen, mehr klare Belehrung
als Geistesblitze gegeven werden, wird sich freilich nicht völlig durchsühren
lassen. Schmidt z. B., der auf dem Standpunkt der Moderne steht, spricht seine
Meinungen mit aller Entschiedenheit aus. Er schreibt frisch und anregend, geht
aber nirgends in die Tiefe. Hevesi geht nicht bloß auf die Malerei und Plastik,
sondern auch auf Baukunst, Griffelkunst und Kunstgewerbe ein. Er schreibt aus
vielseitiger eigener Anschauung heraus.
2. Novemberheft (905
2Z7
(Bieleseld, Velhagen u. Klasing.)
Aus der letzten Ernre.
Eine neue allgemeine Kunstgeschichte ist erfreulicherweise im letzten Jahre
nicht erschienen — wir haben jetzt watzrlich genug, die vernünftigen Ansprüchen
genügen. Eine „Gcschichte der christlichen Kunst" von dem protestantischen
Pfarrer Richard Bürkner bedeutet eine Bereicherung. Bürkner ist ver-
ständig und vorurteilslos, er behandelt außer der großen Kunst auch die kirch-
liche Kleinkunst, die Mosaik- und die Miniaturmalerei, die liturgischen Geräte
und Gewänder, die Kirchenausstattung, und wenn einige kleine Versehcn vor-
kommen, so treffen wir, was wichtiger ist, auch neue Gedanken. Die Dorfkirche
wird leider nicht besprochen. Von der „Geschichte der modernen Kunst" in
Einzeldarstellungen liegen drei neue reich illustrierte Bände vor: I. Französische
Malerei 1800—1900 von Karl Eugen Schmidt, II. und III. Oesterreichische
Kunst 1800—1848 und 1848—1900 von Ludwig Hevesi. Sie ist auf 14 Bände
von je etwa 160 Seiten mit je 100—150 Abblldungen berechnet. Die Absicht
des Verlegers, es sollen mehr Tatsachen als Meinungen, mehr klare Belehrung
als Geistesblitze gegeven werden, wird sich freilich nicht völlig durchsühren
lassen. Schmidt z. B., der auf dem Standpunkt der Moderne steht, spricht seine
Meinungen mit aller Entschiedenheit aus. Er schreibt frisch und anregend, geht
aber nirgends in die Tiefe. Hevesi geht nicht bloß auf die Malerei und Plastik,
sondern auch auf Baukunst, Griffelkunst und Kunstgewerbe ein. Er schreibt aus
vielseitiger eigener Anschauung heraus.
2. Novemberheft (905
2Z7