Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 17,1.1903-1904

DOI Heft:
Heft 9 (1. Februarheft 1904)
DOI Artikel:
Muthesius, Hermann: "Kunst" im Gewerbe
DOI Artikel:
Lose Blätter
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7715#0649

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
künstlerischen Beeinslussungen. Die Prcise würden sich ctwas erhöhen,
aber die verrnehrte Haltbarkeit würde dasür vollaus entschädigcn, dazu
die Freude bei der Benutzung wachsen. Jn der produzierenden Schicht
würde wieder der Ehrgeiz und die Liebe zur Sache angespornt und
dadurch ein ganzer Stand vor dem rnoralischen Untergange bewahrt
werden. Gleichzeitig würden sich die Löhne verbessern lassen, denn
Qualitütsware erreicht höheren Ertrag als Schundware. Dadurch end-
lich, daß das Nohrnaterial in der rationellsten Weise ausgenutzt würde,
ivürden in unserer Volrswirtschaft Löcher verstopst werden, aus denen
jährlich Millionen nutzlos heraussließen. Die Forderung der Zeit er-
heischt zunächst, daß das Volk wieder Verständnis für die Qualitüt
erlangt. Hier müßte zunächst der Staat als Erzieher eintreten, indem
er an alle Lieferungen, die an ihn gehen, die Forderung der äußersten
Gediegenheit stellte. Ganz besonders wärcn die Staats- und öffent-
lichen Gebäude geeignet, an ihnen die denkbar größte Gediegenheit,
bei geschmacklich musterhafter Haltung, zur Geltung zu bringen. Das
Höchstmaß von Gediegenheit wäre grundsätzlich und ganz unabhüngig
vom Preise durchzuführen, denn der Staat hat hier vor allem die
Pflicht, vorbildlich zu wirken; auch Würde er durch die Steigerung
des Qualitätsbedürfnisses besser für die Hebung des Nationalwohl-
standes sorgen, als durch die versuchte Ersparnis vou ein paar Tausend
Mark. Dies um so mehr, als auf dem Gebiete der Qualitütsforde-
rungen gerade Deutschland außerordentlich rückstündig ist, fogar rück-
ständiger, als sein heutiger Nationalwohlstand es erlaubt. Jn Eng-
land weiß jeder Arbeiter, daß er besser tut, einen Stuhl für fünf Mark
ftatt für drei Mark zu kaufen, und die wohlhabenderen Lcute stehen
auf dem Standpunktc, daß das Beste für sie gerade gut genug sei.
Daher die Qualitätsleistungen des englischen Handwerks auf allen
Gebieten. Und daher — cine Seite der Sache, auf die noch hinge-
wiesen werden muß — der gute Rus der englischen Wareir über die
ganze Welt. Auf den deutschen Waren dagegcn lastet draußen der
Makel des Minderwertigen, und es wird lange dauern, ehe wir dieses
Vorurteil, selbst ^.nit steter Lieferung guter Waren, beseitigen. Nach
nnseren Waren aber werden wir mehr oder weniger selbst eingeschützt.
Und fo hat der Mangel an Qualitätsbestrebungen auch die nachteiligsten
nationalen Folgen. tsernrann Muthesius.

Vlätrsr»

Kuneberg8 Orcidlungen.

Vorbemcrkung. Bon den schwedisch schreibenden Dichtern ist in
Deutschland Tegner mit seiner FrithZofssage immer noch am bekanntesten,
dann weitz man etwa noch von Strindberg und von der Lagerlöf, damit
aber ist der Anieil Schroedens an dem, was in Deutschland als „Welt-
literatur" gilt, so ziemlich erschöpft. Uns scheint an der Zeit, datz neben
Tegner endlich der Dichter trete, deffen hundertsten Geburtstag Schweden
und besonders Finnland am s. Februar begeht, datz Johann Ludwig
Nuneöerg dis ihm gebührende Stellung nun allmühlich auch bei uns
erhalte. Kann man Tegner der Bedeutung nach etwa den Schiller feines

t- Februarheft

535
 
Annotationen