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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 17,1.1903-1904

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Heft 6 (2. Dezemberheft 1903)
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Unsre Noten und Bilder
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Unsern Freunden
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https://doi.org/10.11588/diglit.7715#0501

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Held Argyle rückte zum Kampf herber,

Kanonendonner schallt durch die Berge
Und Trommelklang und Feldgeschrei.

Die Campbells unter den Wasfen sind,

Zum Kamps bereit für Recht und sür Treue;

Jhr Banner flattert frisch im Wind.

Unter unsern heutigen Bildern sind zwei Herder-Porträts, das erste
nach dem großen Bruckmannschen Porträt-Werk, das zweite nach dem bei
Elwert in Marburg erschienenen Könneckeschen „Bildsratlas zur Geschichts der
deutschen Literatur", den wir bei solchen Gelegenheiten immer wieder gern
empfehlen. Außer der Namensunterschrift des Mannes bringen wir drei
weitere getreue Nachbildungen seiner Handschrift im Text, eine nach der so-
eben im Bibliographischen Jnstitut erschienenen neuen Ausgabe seiner Werke,
die beiden andern gleichsalls nach Könnecke.

Dann kommt eine Nachbildung von Hans Thomas „Ruhe auf der
Flucht nach Egppten", die wir gleichfalls mit zur Empfehlung eines guten
Buches benützen wollen, der bei Beck in München erschienenen Baum und
Geyerschen „Kirchengeschichte für das evangelische Haus." Das Nationale einer
Kunst kann doch wohl schwerlich etwas Beengendes sein, wenn innerhalb ein
und desselben Stoffes bei gleich ausgeprägt deutschem Lharakter so große Ver-
schiedenheiten möglich sind, wie zwischen diesem Bilde hier und dem Lukas
Cranachs, das wir vor einem Jahre brachten! Bei Thoma haben sich die
vergnügten Engel lieber auf eine kleine Wolke begeben, die schirmend über
den heiligen Dreien schwebt und an der oorüber das segnende Himmelslicht
auf die Mutter strahlt. Sie und Joseph, die irdischen Hüter des Edelsten,
sind unter der süßen Kindermusik nur eben eingenickt, das leiseste verdächtige
Geräusch würde sie wecksn, nur das Christuskind selber schläft tief. Man
wolle sichs recht genau ansehn, dieses Bündelchen geheiligter Kindheit: der
schlummernde Jesusknabe hier gehört zu dem Schönsten, was uns Thoma gegeben
hat. Und welcher Vollmondsrieden in der doch nur angedeuteten Landschaft!

„Christus im Hauss seiner Eltern" von John Everett Millais
zeigt uns, wie sich die srüheren englischen Präraffaeliten mit dem Christus-
gegenstand abfanden. „Und wenn einer unter ihnen sagt: „was sind das für
Wunden an deinen tzänden, so antworte ihnen: es sind die, mit denen ich im
Hauss msiner Freunds verwundet ward." Der Knabe hat sich oerletzt, die
Mutter tröstet ihn, Johannes bringt Wasser, Joseph besieht sich die Wunde,
Anna zieht den bösen Nagel, der dran Schuld war, aus dem Holz. Es ist
keine sehr tiefe Auffassung und doch zeigt das Bild noch mehr als die Vor-
züge der ganzen Schule, mehr als ihre höchste zeichnerische Sorgfalt, als ihre
Ehrlichkeit in allem Naturstudium, als den Ernst ihres technischen Arbeitens
allein; es ist in dem Geist, der in dieser Familie waltet, schon etwas Unge-
wöhnliches, das uns sagt: diese Zimmermannsleute sind mehr als die andern.
Die Reproduktion ist der Muther'schen Geschichte des englischen Malers (Berlin
S. Fischer) entnommen.

Als weitere Beilage geben wir diesem Hefte den Cissarzschen Kunst-
rvart-Kalender sür ^904. mit.

Nnsern freuncien

haben wir bisher jedes Jahr zur Weihnacht Rechenschast über die Ver-
breitung des Kuustwarts gegeben, weil wir uns mit ihnen von je in

2. Dezemderhesr ^90^
 
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