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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 17,1.1903-1904

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Heft 5 (1. Dezemberheft 1903)
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Rundschau
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Unsre Noten und Bilder
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https://doi.org/10.11588/diglit.7715#0438

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Christnacht und Rübezahl, sowie sein
Oelgemälde Genovefa, dann in Auto-
typie sein Oelbild „Die Furt" und
sein Aquarell „Auf dem Berge", und
noch in Holzschnitt auf Tondruck sein
„Ehre sei Gott in der Höhe". Allen
diesen Mappen sind rvieder Texte von
Avenarius und Bildnisse der Meister
beigegeben. Von unsern neuen Vor -
zugsdrucken bringen zwei zum
Abschlutz des „Ludwig Richter-Jahres"
noch ganz besondere Gaben. Wir
haben den „Brautzug im Früh-
ling" und die „Uebersahrt am
Sch reckenstein", jene zwei Gemälde
der Dresdner Galerie, die bei vielen
für die höchstragenden Gipfel der Rich-
terschen Kunst überhaupt gelten, nach
neuen besonderen Aufnahmen in ganz
grotzem Formate als Photogra-
vüren vervielfältigen lassen. Die
Blätter sind noch grötzer als unsre
Photogravüren sonst und, um alle
Feinheiten zur Geltung zu bringen, in
sämtlichen Exemplaren auf China-
papier gedruckt, es ist uns trotzdem
möglich, sie für 6 M. das Stück ab-
zugeben, während sonst derlei Bilder

ts—so M. kosten. Ferner erscheinen
noch von unsern „Vorzugsdrucken" in
Photogravüre vor demFest: Tizians
„Ueberredung zur Liebe" (die
sog. „himmlische und irdische Liebe")
und sein „Zinsgroscyen", endlich
von Rembrandt die„Nachtwache".

Von neuen Auflagen von Kunst-
wart-Unternehmungen nennen wir die
nicht unwesentlich erweiterte dritte
des „Hausbuchs deutscher
Lyrik", das nach so starkem Erfolge
nun in 12000 Abzügen hergestellt wird
und von Volckmar in Leipzig auch in
Liebhaberband bezogen werden kann.
Von unsern Mappen- und Meister-
Bildern sind natürlich eine ganze An-
zahl neu aufgelegt, wir haben uns be-
müht, überall Fehler auszumerzen und
die Technik zu individualisieren und
zu verbessern. Die „Bö cklin-Mappe"
z. B. hat jetzt auf allen Blättern mit
Tonunterdruck versehen werden können
— bei ihrem Preise von i Vr M. wer-
den wohl auch die Besitzer der älteren
Auflage ein Jnteresse dran haben,
sich noch die neue zu kaufen.

AnsfK j^oien unci biicier.

Von keinem Komponisten stst es schwerer, Proben seiner Kunst im
Rahmrn uaserer Notenbeilagen darzubieten als von Berlioz. Er verliert so
gut wie Alles im Klavierauszuge, da nicht nur jede Stimme aus dem Geist
des Jnstruments gedacht ist, dem sie zugewiesen, sondern da die Farbe sogar,
weit entsernt davon, schmäckende Zutat zu sein, bei Berlioz ein integrierendes
Mittel des Ausdrucks bildet. Wir geben also zwei Ges angstücke. Zunächst
den Nachtgesang der beiden Fceundinnen Hero und Ursula, der den ersten Akt der
Oper „Beatrice und Benedikt" beschließt. Der Spieler wird hier bald merken,
wie viel Reiz diesem duftig instrumentierten Stück durch die mndelikatere Spiel^
weise des Klaviers entzogen wird, aber etwas von dem poetischen Zauber bleibt
doch der edel geschwungenen, lyrischen Singmelodie des Duos immer noch
gewahrt. Das Lied Gretchens dann aus „Fausts Verdammnis" wird, am
Klaviere durchgenommen, den Musikfreund wahrscheinlich zunächst fremd und
unerquicklich anmuten. Dieser Eindruck schwindet merkwürdigerweise, wenn

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