Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 17,1.1903-1904

DOI Heft:
Heft 6 (2. Dezemberheft 1903)
DOI Artikel:
Unsre Noten und Bilder
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7715#0500

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Unsre Notenbeilags bringt heute, Herdern zu Ehren, zehn Volks-
lieder verschiedener Nationen, darunter drei, deren Text Herder zuerst in
Deutschland heimisch gsrnachr hat. Zu seinem eigenen Leidrvesen konnte er
keine Melodicn beigeben, er, ber so richtig begriff, das Volkslied müsse „gehört
und nicht gesehen werden." Seither ist diesem Mangel seiner Völkerstimmen
längst abgeholfen worden. Ts gibt guts neue Sammlungen ausländischer
Volkslieder mit deutschem Text und Tonsatz. Die größte von H. Reimann
(Simrock) ist unverhältnismäßig teuer. Sehr empfehlen können wir aber
O. H- Langes billigeu „Ausländischcn Melodienschatz" (Peters) und desselben
kleinere Auswahl: „Ausländische Volkslieder" (Litolss). Das von Frau Ger-
vinus (der Frau des Literarhistorikers) angelegte, den Stempel eines psrsön-
lichen Geschmackss trageude, private „Volksliederbuch" hat I. Keller (Breitkopf
L Härtel) nach ihrem Tode herousgegeben.

). „Wenn ich ein Vöglein wär", eines der schönsten deuischen
Volkslieder. Herder bewerkt hiezu: „Die Melodie ist wie der Gesang, sehnend
und leicht." Eine Verwandtschaft der Weise mit Mozarts zweiter Zerliuenarie
in „Don Giovanni" wird leicht wahrzunehmen sein. Das Lied wurde von
Beethoven, Weber, Schumann neu komponiert, ohne daß sie die herzgewinnende
Einfalt des volkstümlichen Ausdrucks erreicht, geschweige denn übertroffen
hätten. — 2. „Elvershöh." Die ursprüngliche Strophenmelodie darf sich
auch nach Loewes genialer Durchkomposition hören lassen. — s. „Berg op
Zoom", eines der herrlichen altniederländischen Volkslieder, die wir hier nach
der vortresflichen Verdeutschung von Budde und der meisterhaften musika-
lischen Bearbeitung von I. Röntgen bringen. Die bei Breitkopf L Härtel
erschienene, billige Ausgabe (in verschiedenen Einrichtungen, sür Chor rc.)
sollte in keinem musikliebenden demschen Hause sehlen. — „Die Camp-
bells", das berühmte schottische Kriegslied. — 5. „Abmarsch." Ein pol-
nisches, hier zum erstenmal deutsch mitgeteiltes Soldatenlied, dessen Text eine
gewisse Verwandtschaft mit Heines „Es blasen die ölauen Husaren" aufweist.
— 6. „Magst du mich." Ein scharf rhythmisches ungarisches Trutzlied. —
7. „Seh ich dich geliebtes Mädchen." Für den Kw. übersetzt. Auffällig
ist die Verwandtschaft mit dem italienischen, von Hugo Wolf komponierten
Liedchen: „Wie viele Zeit verlor ich dich zu lieben." — 8. „Komm Aurora."
Nach Herder. „Das Purpurmädchen^ wurde hier im engeren Anschluß an den
Urtext in ein „Schäfermädchen" abgsändert. — 9. „Schiffers Absahrt."
Für den Kw. übersetzt. — ^o. „Der Schmuggler."

Hinsichtlich der Texte dieser Lieder bemerken wir, daß der zu dem
magyarischen, tschechischen, polnischen, italienischsn und spanischen Lied unter
unsern Noten vollständig gegeben ist, den zu dem niederländischen finden die
Leser in Kw. LV, ^2 in der Notenbeilage und auf S. 599, den zu „wenn ich
ein Vöglein wär", zu „Tlvershöh" und zu dem sranzösischen Liede in Herders
„Stimmen der VölkerV Der Text zu dem schottischen Volksliede von den
„Campbells" lautet so:

Die Campbells, die kommen, 0 ho, 0 hol

Die Campbells, die kommen zum schönen Lochleven,

Die Campbells, die kommen, 0 ho, 0 ho!

Am Lemmondhügel lag ich in Ruh.

Uud blickt herab zum See von Lochlevcn
Und sah dem Spiel Ler Fischlein zu.

426 Runstwart
 
Annotationen