die Sehnsucht nach dem Menschen. Etwas anderes als die Räder
großer Maschinen wollen wir sein, wollen wieder als Menschen leben,
Menschen finden und uns der Menschen ersreuen in der Unendlich-
keit ihres Strebens. Es kann gar nicht anders sein. Und der Herder-
sche Gedanke der brüderlich um die. reichste Entsaltung ihrer Mensch-
heit ringenden Völker — er lebt noch als die Sehnsucht nach dem
Reich der vollendeten Bildung, das aus dem Kampf der rohen Kräfte
einmal hervorgehen soll.
Die weltgeschichtlichen Gestalten des nationalen Geistes sterben
nicht. Die Geschichte der Bildung der Nation ist eine fortschreitende
Verarbeitung ihrer schöpferischen Persönlichkeiten. Darum ist die Feier
die wir Herder bereiten, kein Opfer für einen Toten. Der müde und
abgelebte Mann, der vor hundert Jahren von uns ging, mag seine
Ruhe haben. Der Genius Herder lebt. Wie das deutsche Wesen in
ihm nach seiner Weise eine Stimme bekam, so entsaltet es sich weiter
in den Bahnen, die er wies. Jn uns selber und unserm besten Schaf-
fen lebt Herder fort als der Mann des deutschen Glaubens, der deut-
schen Liebe. Lugen Kühnemann.
Ille Rlaviermusik. L.
Bahnbrechend für die alte Klaviermusik wäre ein bewußtes Vor-
gehen unserer berühmten und unberühmten Pianisten. Aber nicht,
indem sie ab und zu ein altes Stück in ihr Programm einschachteln,
wo es gegen die zugkräftigen Prunksachen nie ankommen könnte, son-
dern indem regelrechte Abende nur sür die Alten eingerichtet würden.
Vielleicht wäre es weniger schlimm, wenn die Virtuosen einiges für
den Konzertflügel frei überarbeiteten (wie verdienstlicherweise z. B.
Stradal mit Frescobaldi und Krebs getan hat), als wenn das Publi-
kum, das die entscheidenden Anregungen aus dem Konzertsaal holt,
nie vom Dasein eines Froberger, Kuhnau, Muffat erfährt. Als Min-
destmaß dessen, was in der Oeffentlichkeit gespielt werden müßte,
schlage ich im folgenden einige Programme vor (siehe die Programm-
tafel). Die Stücke selbst mögen durch andere ersetzt werden, je nach-
dem das Urteil über den Wert und die Zweckdienlichkeit der einzelnen
Kompositionen ausfällt. Denen, die nicht viel Zeit haben, sich in
diese alte Musik zu versenken, ist eine solche Auswahl zur vorläufigen
Einführung gewiß willkommen.
Also zunächst einmal einen
Programm-Entwurf
zu 5 geschichtlichen Klavierabenden.
Erster Abend.
Samuel Scheidt 1587—1654.
Aus dem ersten Teil der ludulLtura l>lovL, von 1624.
Oantio saora, I, erste Nummer.
Passamezzo (Tanz);
Variationen 1, 3, 5, 9, 12.
Niederländisches Lied „Ach du feiner Reiter",
mit 7 Variationen.
2. Dezemberheft tZos
Z8Y
großer Maschinen wollen wir sein, wollen wieder als Menschen leben,
Menschen finden und uns der Menschen ersreuen in der Unendlich-
keit ihres Strebens. Es kann gar nicht anders sein. Und der Herder-
sche Gedanke der brüderlich um die. reichste Entsaltung ihrer Mensch-
heit ringenden Völker — er lebt noch als die Sehnsucht nach dem
Reich der vollendeten Bildung, das aus dem Kampf der rohen Kräfte
einmal hervorgehen soll.
Die weltgeschichtlichen Gestalten des nationalen Geistes sterben
nicht. Die Geschichte der Bildung der Nation ist eine fortschreitende
Verarbeitung ihrer schöpferischen Persönlichkeiten. Darum ist die Feier
die wir Herder bereiten, kein Opfer für einen Toten. Der müde und
abgelebte Mann, der vor hundert Jahren von uns ging, mag seine
Ruhe haben. Der Genius Herder lebt. Wie das deutsche Wesen in
ihm nach seiner Weise eine Stimme bekam, so entsaltet es sich weiter
in den Bahnen, die er wies. Jn uns selber und unserm besten Schaf-
fen lebt Herder fort als der Mann des deutschen Glaubens, der deut-
schen Liebe. Lugen Kühnemann.
Ille Rlaviermusik. L.
Bahnbrechend für die alte Klaviermusik wäre ein bewußtes Vor-
gehen unserer berühmten und unberühmten Pianisten. Aber nicht,
indem sie ab und zu ein altes Stück in ihr Programm einschachteln,
wo es gegen die zugkräftigen Prunksachen nie ankommen könnte, son-
dern indem regelrechte Abende nur sür die Alten eingerichtet würden.
Vielleicht wäre es weniger schlimm, wenn die Virtuosen einiges für
den Konzertflügel frei überarbeiteten (wie verdienstlicherweise z. B.
Stradal mit Frescobaldi und Krebs getan hat), als wenn das Publi-
kum, das die entscheidenden Anregungen aus dem Konzertsaal holt,
nie vom Dasein eines Froberger, Kuhnau, Muffat erfährt. Als Min-
destmaß dessen, was in der Oeffentlichkeit gespielt werden müßte,
schlage ich im folgenden einige Programme vor (siehe die Programm-
tafel). Die Stücke selbst mögen durch andere ersetzt werden, je nach-
dem das Urteil über den Wert und die Zweckdienlichkeit der einzelnen
Kompositionen ausfällt. Denen, die nicht viel Zeit haben, sich in
diese alte Musik zu versenken, ist eine solche Auswahl zur vorläufigen
Einführung gewiß willkommen.
Also zunächst einmal einen
Programm-Entwurf
zu 5 geschichtlichen Klavierabenden.
Erster Abend.
Samuel Scheidt 1587—1654.
Aus dem ersten Teil der ludulLtura l>lovL, von 1624.
Oantio saora, I, erste Nummer.
Passamezzo (Tanz);
Variationen 1, 3, 5, 9, 12.
Niederländisches Lied „Ach du feiner Reiter",
mit 7 Variationen.
2. Dezemberheft tZos
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