Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 17,1.1903-1904

DOI Heft:
Heft 11 (1. Märzheft 1904)
DOI Artikel:
Kühnemann, Eugen: Kant
DOI Artikel:
Lose Blätter
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.7715#0764

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
im Grunde mn ein harmloses Vorpostengefecht. Welche Jronie, wenn
ihr Erfinder, dem die erste Ahnung von den kantischen Jntentionen
fehlte, als der Bringer einer neuen Menschheit aus den armen Schul-
meister und Begriffskünstler herabsah! Jhm fliegen die eitlen Men-
schen zu, die für sich die große Pose suchen. Und leichter ist es ja,
bei einem Glase Wein an wohlbesetzter Tafel über die großen Fragen
abzusprechen. Aber der letzte Arbeiter, der einen Ziegelstein behaut
für den Bau der Kultur ist für die Menschheit wichtiger als der müßige
Sybarit, dem auch das Geistige nur ein Mittel des Genusses ist.
Kants Philosophie ist die Philosophie der redlichen Arbeit. Jeden
Tätigen im großen Umfang der Kultur bringt sie znr Klarheit über
sein Werk. Jn der Schar der Tätigen hat sie ihre Anhänger und
Bekenner.

Welch ein Glück aber für uns, die wir der Ersorschung dieser Männer
unser Leben widmen, daß wir dem Vertrauen leben dürfen, nicht an
einer gleichgültigen Vergangenheit uns zu bemühen, sondern mit
ihnen hineinzuwachsen in das Bekenntnis des modernen Menschen zu
sich selbst. Wir erhalten dem Deutschtum den geistigen Besitz, der ihm
in schwerer Zeit den Glauben gab, den Völkern unentbehrlich zu sein,
und der so zu einer welthistorischen Krast geworden ist. Diese Dinge
lebendig halten, heißt, dem Deutschtum seine geistige Höhe wahren.
Man fragt so oft, ob denn im Kamps der Völker die geistige Kultur wirk-
lich zuletzt den Sieg gibt. Natürlich tut sie's nicht in dem Sinne, daß wir
siegen müßten, weil Goethe, Kant, Schiller, einmal unser gewesen sind.
„Was du ererbt von deinen Vätern hast, erwirb es, um es zn be-
sitzen!" Aber wenn ihre geistige Größe als lebendiger Glaube in uns
lebt, sich in uns in Lebenskrast verwandelt, in die Lebenskraft reicher
Persönlichkeiten, deren Lebensatem zwingend sich mitteilt, dann wissen
wir vielleicht immer noch nicht, ob wir siegen werden, aber wir
wissen, daß wir des Sieges wert sind. Lugen Rühnemann,

Zlatter.

Ius I)Ä0ptrnarm8 „R5r>!g8barfe"t

Vorbemerkung. Wovon handelt „Des Königs Harfe", Carl Haupt-
manns neuestes „Bühnenspiel"? Jch weiß nicht, ob das Wort „handeln"
bei dieser feinen, träumerischen Dichtung nicht zu hart ist. Denn mit einem
eigentlichen Drama haben wir's hier gewiß nicht zu tun.

„Hinter dem Vorhang singt, als wenn jemand fern heran und vor-
über käme, eine junge Männerstimme:

Ls rvar einmal auf Lrden
Lin Rönig wunderbar,

Dem eine Rätselmutter
Die gold'ne k^arfe gab.

Und seines Lebens Rerze
Barg sie im Lsarfenfchrein,

So zog er durch die Lande
Und niemand kannte ihn.

1. Märzheft

627
 
Annotationen