als Kunststätte" von Albert Zacher, „Eduard Manet und sein Kreis"
von Jul. Meier-Gräse, „Die Renaissance der Antike" von Richard
Muther. Der Geist Muthers ist unsern Lesern bekannt. Er betrachtet
den alten Cranach mit dem Auqe des modernen Satirikers: kleine ver-
knöcherte Residenz, bleierner Mechanismus eines kleinbürflerlichen Gemein-
wesens, Dorado des Stumpfsinns, das ist Luthers Wittenberg; Cranach
ist ihm der betriebsame, kleinstädtische Bourgeois und ein philisterhafter
Stümper, nur als den deutschen Märchenerzähler, als den Schilderer der
deutschen Waldnatur läßt er ihn gelten und weiter leben. Aehnlich schreibt
Meier-Gräfe über Rembrandt und Hans Thoma. Thoma ist ihm im Ver-
gleich zu Monet einer, der mit alten, hausbackenen Mitteln an die Gefühle aus
der Rumpelkammer der Deutschen rührt; Rembrandt ist Schminke, Monet
Farbe; die Liebe sür tonige Holländer ist Rückschritt, folange es noch Leute
Kreidearbeiter von Frsderic. Ans Muthers „Belgische Kunst".
(Berlin, S. Fischer.)
wie Monet auf der Welt gibt u. s. w. Nur Monet, Degas, Renoir u. s. w. haben
Lebensberechtigung. Aber der Geist Muthers herrscht nicht in allen Bändchen
der Sammlung. So schreibt Gurlitt über Wittenberg: „Wunderbare Stadt,
in der eine solche Fülle der Tatkraft und Ueberzeugungstreue sich zusammen-
fand. Wittenberg ift nicht kunftgeschichtlich so unbedeutend, als es heute
erscheint. Jn der Stadt Luthers liegt zu gutem Teil die Entscheidung über einen
der wichtigsten Vorgänge des deutschen Kunstlebens. Hier wurden die An-
regungen zur Aufnahme italienisch-antiker Form gegeben. Die zwischen Witten-
berg und Nürnberg sich spinnenden Fäden zogen eine neue Kunst herbei. Die
Stadt der Reformation war auch Pflanzstütte der Renaissance, vielleicht die
wichtigste".
Wir nennen weiter Miß Cartwrights großes Werk über „Frantzois
Millet, sein Leben und seine Briefe". Die Verfasserin schildert das Leben des
großen französischen Landschaftsmalers ganz schlicht, mit herzlicher Teilnahme,
2^t
2. Noveinberheft tyoz
von Jul. Meier-Gräse, „Die Renaissance der Antike" von Richard
Muther. Der Geist Muthers ist unsern Lesern bekannt. Er betrachtet
den alten Cranach mit dem Auqe des modernen Satirikers: kleine ver-
knöcherte Residenz, bleierner Mechanismus eines kleinbürflerlichen Gemein-
wesens, Dorado des Stumpfsinns, das ist Luthers Wittenberg; Cranach
ist ihm der betriebsame, kleinstädtische Bourgeois und ein philisterhafter
Stümper, nur als den deutschen Märchenerzähler, als den Schilderer der
deutschen Waldnatur läßt er ihn gelten und weiter leben. Aehnlich schreibt
Meier-Gräfe über Rembrandt und Hans Thoma. Thoma ist ihm im Ver-
gleich zu Monet einer, der mit alten, hausbackenen Mitteln an die Gefühle aus
der Rumpelkammer der Deutschen rührt; Rembrandt ist Schminke, Monet
Farbe; die Liebe sür tonige Holländer ist Rückschritt, folange es noch Leute
Kreidearbeiter von Frsderic. Ans Muthers „Belgische Kunst".
(Berlin, S. Fischer.)
wie Monet auf der Welt gibt u. s. w. Nur Monet, Degas, Renoir u. s. w. haben
Lebensberechtigung. Aber der Geist Muthers herrscht nicht in allen Bändchen
der Sammlung. So schreibt Gurlitt über Wittenberg: „Wunderbare Stadt,
in der eine solche Fülle der Tatkraft und Ueberzeugungstreue sich zusammen-
fand. Wittenberg ift nicht kunftgeschichtlich so unbedeutend, als es heute
erscheint. Jn der Stadt Luthers liegt zu gutem Teil die Entscheidung über einen
der wichtigsten Vorgänge des deutschen Kunstlebens. Hier wurden die An-
regungen zur Aufnahme italienisch-antiker Form gegeben. Die zwischen Witten-
berg und Nürnberg sich spinnenden Fäden zogen eine neue Kunst herbei. Die
Stadt der Reformation war auch Pflanzstütte der Renaissance, vielleicht die
wichtigste".
Wir nennen weiter Miß Cartwrights großes Werk über „Frantzois
Millet, sein Leben und seine Briefe". Die Verfasserin schildert das Leben des
großen französischen Landschaftsmalers ganz schlicht, mit herzlicher Teilnahme,
2^t
2. Noveinberheft tyoz