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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 17,1.1903-1904

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Heft 4 (2. Novemberheft 1903)
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Avenarius, Ferdinand: Literarischer Ratgeber des Kunstwarts für 1904, [5]: Naturwissenschaften
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https://doi.org/10.11588/diglit.7715#0304

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Krause) die darwinistische Weltanschauung populär dargestellt. Sein Buch
„Werden und Vergehen" ist auch für die Gegner von größter Wichtigkeit,
weil hier die letzten materialistischen Konseguenzen des Darwinismus gezogen
sind. Sterne war kein grober Kompilator und Bloß-Popularisator, sondern
einer unserer edelsten und wissensreichsten Naturkenner im Fach, wie zum
Nutzen gewisser Blasiertheit absichtlich vermerkt sei. Das Buch ist zugleich ein
sehr klares Volksbuch über Erdgeschichte (Geologie und Paläontologie). Dieser
Richtung gegenüber erwähnen wir ausdrücklich des Botanikers E. Reinke
schönes Buch: „Die Welt als Tat". Noch umfassender als Sternes Werk ist
Wilhelm Bö lsch es zweibändige „Entwicklungsgeschichte der Natur", die den

Toter Gorilla. Aus Marshalls „Tieren der Erde".
(Stuttgart, Deutsche Verlagsanstalt.)

ganzen Entwicklungsgang der unorganischen und organischen Natur in unge-
mein klarem Aufbau und prächtig lebendigem Stile darstellt. Ein Spezial-
problem behandelt Bölsche in seinem dreibändigen „Liebesleben in der Natur".
Der Titel zeigt uns schon, daß man dieses Buch nur verständigen Leuten in
die tzand geben darf; besonders der dritte Band ist vielleicht ein Wagnis,
jedenfalls wollen wir ihm vorurteilslose Leser wünschen. Dagegen sind
Bö lsch es „Naturgeschichtliche Skizzen" ohne jede Einschränkung zu empfehlen.
Den beiden Bänden „Vom Bazillus zum Affenmenschen" und „Von Sonnen
und Sonnenstäubchen" ist jetzt ein dritter gefolgt: „Aus der Schneegrube".
Wer sich über die Weiterentwicklung der Lamarck-Darwinschen Lehre auf dem
Laufenden erhalten will, greife getrost zu diesen Büchern. Er findet darin
alles, was er braucht, und wie er es braucht. Ueberaus erquicklich ist es,
daß die besonneneren Wortführer der darwinistischen Weltauffassung sich von

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