Veranlagten besser täten, hier zu lernen, statt zu spotten. Dennoch, Wahrheit
und Vorsicht — das ist eine zu unästhetische Verbrüderung. Es pibt da im
Durchschnitt wenig Erfreuliches. Um so Höheres kann gerade in dicsem Felde
geleistet werden, wo ein durchschlagender Geist durch alle diese Windungen zur
Einfachheit drängt. Wo sollte sich Einfachheit erfreulicher, auch ästhetisch er-
sreulicher, aussprechen können, als da, wo sie Kraft braucht, um sich durchzu-
setzen, wie etwa bei Kierkegaard oder Schremps?
Aus einer Uebersicht über religiöse Literatur ist vor allen Dingen er-
barmungslos auszuschließen die sogenannte „Christliche Literatur", die eine
Unterhaltungsliteratur von und für Christen sein will, und zwar im Namen
sowohl der Religion wie der Kunst. Solange wir nicht zugeben, datz unsere
Mediziner berufen sind, den Dichtern Vorbilder einer gesunden Literatur zu
geben, oder unsre Juristen, zu zeigen, was gerechte Geschichten sind, oder
unsere Natursorscher, eine natürliche Dichtung vorzudichten, solange werden
Calderon, Renunziation. Aus Muthers „Englische Kunst" (Berlin, S. Fischer).
wir zu dem intensivsten Mitztrauen verpflichtet sein einer Schriststellerei gegen-
über, die davon ausgeht, der Theologe sei berufen, erst einmal christliche
Literatur an Stelle der unchristlichen zu schassen.
Bleibt religiöse und religionswissenschaftliche Literatur. Jn beiden kann
es sich für unsere Zwecke nur um bauende Arbeit handeln. Wir können uns
also hier nicht mit Büchern beschästigen, die lediglich zur Beruhigung über die
wissenschaftliche Arbeit anderer geschrieben sind. Ebenso müssen wir in der nicht
wissenschaftlichen, eigentlichen religiösen Literatur aus das strengste unterscheiden
zwischen dem mehr frommen oder dem mehr schönen Reden und zwischen ori-
ginalen Urkunden wirklicher und kräftiger Frömmigkeit. Auf diesem Gebiet ist
unser Ratgeber aus Gründen, die sich mit der Zeit werden heben lassen, auch
in diesem Jahre noch dürftig.
Was nun die religionswissenschaftliche Literatur betrifft, so wollen wir
mit einer Warnung vor Kompendien beginnen. Wer im Jnteresse ästhetischer
Kultur — und hier haben wir ja nur ein solches Jnteresse zu beraten — sich in
eine Wissenschaft vertieft, kann sich nicht heilloser gleich zu Anfang aufs
2. Novemberheft ryoZ
30)
und Vorsicht — das ist eine zu unästhetische Verbrüderung. Es pibt da im
Durchschnitt wenig Erfreuliches. Um so Höheres kann gerade in dicsem Felde
geleistet werden, wo ein durchschlagender Geist durch alle diese Windungen zur
Einfachheit drängt. Wo sollte sich Einfachheit erfreulicher, auch ästhetisch er-
sreulicher, aussprechen können, als da, wo sie Kraft braucht, um sich durchzu-
setzen, wie etwa bei Kierkegaard oder Schremps?
Aus einer Uebersicht über religiöse Literatur ist vor allen Dingen er-
barmungslos auszuschließen die sogenannte „Christliche Literatur", die eine
Unterhaltungsliteratur von und für Christen sein will, und zwar im Namen
sowohl der Religion wie der Kunst. Solange wir nicht zugeben, datz unsere
Mediziner berufen sind, den Dichtern Vorbilder einer gesunden Literatur zu
geben, oder unsre Juristen, zu zeigen, was gerechte Geschichten sind, oder
unsere Natursorscher, eine natürliche Dichtung vorzudichten, solange werden
Calderon, Renunziation. Aus Muthers „Englische Kunst" (Berlin, S. Fischer).
wir zu dem intensivsten Mitztrauen verpflichtet sein einer Schriststellerei gegen-
über, die davon ausgeht, der Theologe sei berufen, erst einmal christliche
Literatur an Stelle der unchristlichen zu schassen.
Bleibt religiöse und religionswissenschaftliche Literatur. Jn beiden kann
es sich für unsere Zwecke nur um bauende Arbeit handeln. Wir können uns
also hier nicht mit Büchern beschästigen, die lediglich zur Beruhigung über die
wissenschaftliche Arbeit anderer geschrieben sind. Ebenso müssen wir in der nicht
wissenschaftlichen, eigentlichen religiösen Literatur aus das strengste unterscheiden
zwischen dem mehr frommen oder dem mehr schönen Reden und zwischen ori-
ginalen Urkunden wirklicher und kräftiger Frömmigkeit. Auf diesem Gebiet ist
unser Ratgeber aus Gründen, die sich mit der Zeit werden heben lassen, auch
in diesem Jahre noch dürftig.
Was nun die religionswissenschaftliche Literatur betrifft, so wollen wir
mit einer Warnung vor Kompendien beginnen. Wer im Jnteresse ästhetischer
Kultur — und hier haben wir ja nur ein solches Jnteresse zu beraten — sich in
eine Wissenschaft vertieft, kann sich nicht heilloser gleich zu Anfang aufs
2. Novemberheft ryoZ
30)