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Der Kunstwart: Rundschau über alle Gebiete des Schönen ; Monatshefte für Kunst, Literatur und Leben — 17,1.1903-1904

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Heft 4 (2. Novemberheft 1903)
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Avenarius, Ferdinand: Literarischer Ratgeber des Kunstwarts für 1904, [11]: Jugendbücher
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https://doi.org/10.11588/diglit.7715#0377

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zur Halbbildung. Auch hier sollten diejenigen Vertreter strenger Wissenschast,
die auch Pädagogen sind, die Führer der Jugend sein. Als ein Muster der-
artiger Schriften kann man mohl Kraepelins „Naturstudien" betrachten.
Mit grotzem methodischem Geschick sind auch die von Professoren der Stratzburger
Universität übersetzten naturwissenschastlichen Volksbücher englischer Gelehrter
geschrieben. Man darf getrost auch immer wieder noch auf die in neuer Auf-
lage erschienenen Bernsteinschen Bücher hinweisen. Andere Werke aus dem
Gebiete der Naturwissenschaften und der Geographie wolle man in dem unten-
stehenden Verzeichnis nachsehen, von neuen seien sür das reifere Alter Bloch-
manns „Luft, Wasser, Licht und Wärme", Buddes „Naturwissenschaftliche
Plaudereien" und Lutz' „Wanderungen in Begleitung eines Naturkundigen"
genannt. Gute Uebersetzungen aus dem Englischen, die hierher gehören, verzeichnet
die Liste. Zu bedauern bleibt, datz die reiche Literatur der Reisebeschreibungen
in für die Jugend geeigneten Ausgaben, die andererseits dem Original
gerecht bleiben, so wenig ausgebeutet ist. Wir wützten eigentlich nur an
Kennans „Zeltleben in Slbirien" zu erinnern, und auch dieses paht erst für
das nachschulpslichtige Alter. Neu ift hier Baierleins, „Bei den roten Jn-
dianern", in dem er seine Tätigkeit als Missionar und damit auch die Jndianer

Hühner. Von Hans von Volkmann.
Aus „Ritsch-Ratsch" iBerlin, Behr).

sehr anders schildert als in den „Jndianerbüchern" geschieht. Schwieriger läge
die Aufgabe auf dem Gebiet der Geschichte; unsere grohen Geschichtsschreiber
haben sich leider noch nicht herbeigelassen, Geschichte für Kinder verständlich zu
schreiben. Die sogenannten „patriotischen" Jugendbücher klingen meist im
hohlen Hurraton und leiden wie die ihrer politischen Gegner am Kurzsehen
der Parteipolitik. Jmmerhin bedeuten Vollmers „Deutsch-französischer Krieg"
und Capelles „Befreiungskriege 1813/14", in denen hauptsächlich Urkunden,
Briefe und Tagebücher von Augenzeugen benutzt sind, eine bemerkenswerte
Wendung zum Bessern. Von H. Stoll „Das 19. Jahrhundert" ist der erste
Teil des „Geschichtlichen Lesebuches", von den alten Germanen bis zum west-
fälischen Frieden, im vorigen Jahre erschienen, er bringt in chronologischer
Folge Proben aus den besten Autoren über die in Frage stehende Epoche und
hat doch trefflich den mosaikartigen Charakter der sogenannten Quellenbücher
zu vermeiden gewuht. Am leichtesten zugünglich ist dem Kinde wohl die Bio-
graphie und die kulturhistorische Erzählung zu machen. Doch ist, wie oben
angedeutet wurde, die Kinderbuchfabrikation gerade auf diesem Gebiete mit be-
sonders kritischen Augen anzusehen. Die Auslese ist darum nur klein. Ein-
zelne gute Schriften nennt die Liste.

Zum Schluh machen wir auf eine Neuerung aufmerksam. Jn der Liste
findet sich in eckiger Klammer die Angabe des Lebensalters, von dem an das
Buch geeignet erscheint- sLs bedeutet schon „für die Kleinen", sVIs „vom sechsten
Jahre an" usw. Es wird dadurch immer nur die untere Grenze bezeichnet.

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Kunstwart
 
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