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Auge, Oliver; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Handlungsspielräume fürstlicher Politik im Mittelalter: der südliche Ostseeraum von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis in die frühe Reformationszeit — Mittelalter-Forschungen, Band 28: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34741#0288

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IV.3 Direkter Kontakt zum Reichsoberhaupt: Vor- und Nachteile

273

wesentliche Voraussetzung für eine Residenzentstehung - erfuhr somit kaiserliche
Gnade."' Umgekehrt erklärte Karl bei der Belehnung des brandenburgischen Markgra-
fen Otto am 6. Februar 1360, daß diese Barnim und seinen Erben in keiner Weise zum
Nachteil gereichen sollet Die Kontakte blieben augenscheinlich bis zu Barnims Le-
bensende bestehen. So befand er sich in Karls Gefolge, als dieser 1365 nach Burgund
reiste und sich in Arles zum burgundischen König krönen ließ."'" Zu 1367 erfahren wir,
daß Barnim dem Kaiser ausführlich Bericht über die Zerwürfnisse innerhalb der Fami-
lie seiner Wolgaster Verwandten und über die Zustände in der Mark Brandenburg er-
stattete und gleichzeitig die Klagen König Waldemars IV. von Dänemark über das Ver-
halten Albrechts II. von Mecklenburg übermittelte.""" Seine fortlaufend positiven
Verbindungen zum Königshof, die auch darin zum Ausdruck kommen, daß er seinen
Sohn Kasimir III. an Karls Hof erziehen ließ und daß beide, Barnim und Kasimir, an der
Taufe des Kaisersohnes Wenzel im April 1361 in Nürnberg teilnahmen"", machten Bar-
nim also offensichtlich zum geschätzten Sprachrohr auch anderer Dynasten beim Kö-
nig. Sein gutes Verhältnis zu Karl wiederum erklärt, warum der Kaiser am 20. Februar
1368 bereit war, auf Barnims Bitten dem Ottenstift in Stettin, das der Herzog im Zuge
der von ihm betriebenen Wiederbelebung des Kultes des hl. Otto und in seiner Eigen-
schaft als Residenzstift förderte, die in Pommern gelegenen Dörfer Schönfeld und Sel-
chow, die bisher Reichslehen waren, unter Verzicht auf alle Rechte des Reiches zu über-
eignen""", oder warum er Barnims Sohn Kasimir anläßlich der Bestätigung der
kaiserlichen Belehnung von 1357 die königliche Unterstützung gegen wen auch immer
im Angriffsfall versprach""". An die Seite der lehnsmäßigen und politischen Verbindun-
gen trat noch - gewissermaßen vorbereitet durch die angesprochene Vormundschafts-
übertragung im Bedarfsfall - die dynastische, als Karl 1363 die Tochter Bogislaws V. von
Pommern-Stolp, Elisabeth, zur vierten Frau nahm.""" In diesem Eheschluß haben wir
den für unseren Raum seltenen Fall vor uns, daß die Sozialbindungen aus dem vertikal
ausgerichteten Lehnsverhältnis - Karl IV. war der Lehnsherr seines neuen Schwiegerva-
ters - und aus dem der horizontal angelegten Verwandtschaft, beides zentrale Orientie-

103 Siehe zu Ausbau des Hofs in Stettin die Ausführungen in Abschnitt 1.3.5.4.1.
104 MGH eConst II, Nr. 600206a; RI VIII, Nr. 3059.
105 Beim feierlichen Einzug in Avignon fiel Barnim III. die ehrenvolle Aufgabe zu, dem Kaiser das
Reichszepter voranzutragen. Siehe die Einträge in RI VIII, Nr. 4126, 4170b, 4171, 4174; zum Ein-
zug in Avignon: Fontes rer.Bohem. III, S. 483: RecepH HMfe??; [...] &e;;ed;'cc;'o;;e episcopo Audn'o-
;;e;;si indMfMS esf [Karl, O. A.] or;M??;e;;fis i??;perM?i&Ms et e;;se precedewfe, co??;es Sn^Mdpe porH-
uernf, et uexido i??;perMd sM&se^Me;;fe CM??; iwsigwiis i??;pen';d;'&Ms, uidedcef po??;o, <?Mod RMperfMS, üanor
co??;es pnLÜHMS Reu;' et d;;x Bnann'e, porfaaeraf, scepfro, ^;;od Bann/??;, senior d;;x Sfetynensis, snis ges-
sif ??;a;;;'&Ms, necnon corona i??;periai;' capifisno inposifa [...]. - PETERSOHN 1962/63, S. 25f.
106 UBBraunschweig III, Nr. 355; MGH eConst II, Nr. 670427a. Bei Waldemars Klagen ging es darum,
daß Albrecht seine eidlich gemachten Zusagen nicht einhalte und die Gräfin Mathilde von
Schwerin immer noch gefangenhalte.
107 BENL 1999, S. 112; SCHMIDT 1978, S. 205.
108 MGH eConst II, Nr. 680220a; RI VIII, Nr. 7266. - Zur Förderung St. Ottens siehe BuBOLTZ 1934,
S. 17ff.; HooGEWEG 1925,11.2, S. 571, 593f. - Zu Barnims Ottoverehrung PETERSOHN 1962/63.
109 Auch wollte er ihm einen Teil der Uckermark überlassen, falls die Mark Brandenburg nach
Markgraf Ottos Tod an die kaiserlichen Kinder falle: LAG, Rep. 2 Ducalia, Nr. 141-143 (Guben,
14. Mai 1370); MGH eConst II, Nr. 700503a u. 700514a; RI VIII, Nr. 4846f. - HoHENSEE 1997
S. 227f.
110 ZDRENKA 2001; VELDTRUP 1988, S. 377-380; SEiBT 1978, S. 282,307; STOOB1970, S. 180; WEHRMANN
1895; WERUNSKY 1892, III, S. 271. - Zu deren Körperkraft, an der WEHRMANN 1895 Zweifel hat,
siehe Fontes rer.Bohem. IV, S. 542f.: [...] doc ips;;??; ipsn do??;;';M propn'is siüs ??M;;;'&MS co;;/re-
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