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Auge, Oliver; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Handlungsspielräume fürstlicher Politik im Mittelalter: der südliche Ostseeraum von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis in die frühe Reformationszeit — Mittelalter-Forschungen, Band 28: Ostfildern, 2009

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https://doi.org/10.11588/diglit.34741#0290

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IV.3 Direkter Kontakt zum Reichsoberhaupt: Vor- und Nachteile

275

der König an alle Fürsten des Reiches die Aufforderung richtete, sich an seinem Italien-
zug zu beteiligen/" Und tatsächlich ergriff der Pommernherzog schnell diese Chance,
stellte sich bereitwillig mit den gewünschten 300 Pferden in den Dienst des Königs und
reiste nach Innsbruck, wo er schließlich am 6. April 1497 mit Maximilian zusammentraf,
der ihn überaus ehrenvoll empfing."" Maximilians Wunsch nach fürstlicher Hilfe hatte
sich zwar inzwischen erübrigt, weswegen Bogislaw umdisponierte und seine berühmt
gewordene Pilgerreise ins Hl. Land unternahm, und vor allem hatten die brandenburgi-
schen Vertreter am Königshof von Maximilian die Zusage erhalten, daß in der pommer-
schen Sache nichts unternommen werde, was den Markgrafen schade."* Doch bei sei-
nem zweiten, auf der Rückreise erfolgenden Zusammentreffen mit Maximilian*" erhielt
Bogislaw dann am 4. März 1498 alle bisher erteilten Privilegien und Besitzungen bestä-
tigt und zudem das fürstliche Recht zur Prägung goldener Münzen verliehen.*" Die Be-

119 RI XIV.2, Nr. 3940 speziell für Pommern.
120 Wie wir aus einem Bericht des brandenburgischen Gesandten Sixt von Ehenheim vom 16. April
1497 aus Worms an Kurfürst Johann von Brandenburg erfahren, durchschaute man Bogislaws
Absicht in Innsbruck genau. Seinem Mittelsmann Dietrich Harras zufolge, so Ehenheim, be-
mühe sich Bogislaw am Königshof um die Investitur, was als schimpflich angesehen werde:
RI XIV.2, Nr. 7974. Sieben Tage später berichtete derselbe, diesmal aus Füssen, wo er eine Unter-
redung mit Maximilian gehabt hatte, daß der Herzog den König in Innsbruck besucht habe und
sich als freier Fürst fühle und sein Land lieber vom Reich als vom brandenburgischen Kurfür-
sten zu Lehen nehmen wolle. Doch der König wolle ihm die pommerschen Länder eingedenk
der Verdienste des brandenburgischen Kurfürsten nicht von Reichs wegen verleihen: RI XIV.2,
Nr. 4916. - Vgl. auch RTA MR VI, S. 366, Anm. 3 sowie 377 512 (Graf Eitelfritz warnt Markgraf
Friedrich, daß Bogislaw nach seiner Rückkehr gegen das Haus Brandenburg arbeiten könnte). -
KoNOw 2003c, S. 27; WEHRMANN 1901a, S. 21ff.
121 Siehe auch den Bericht des Grafen Eitelfritz von Zollern an Markgraf Friedrich von Branden-
burg-Bayreuth von Ende November 1497 daß einige Männer in der Umgebung Maximilians den
Herzog von Pommern unterstützen würden, daß aber der König auf der brandenburgischen
Seite stehe. Er werde weiterhin gut darauf achtgeben: RI XIV.2, Nr. 5567.
122 Diese Begegnung in Innsbruck schildert Martin Dalmer in seinem Reisebericht ausführlich:
U. a. sandte Bogislaw dem damals kränkelnden Reichsoberhaupt ein großes Faß Wein, ein gro-
ßes Fuder Hafer sowie einen fetten Ochsen zur Genesung, welche Geste Maximilian mit einem
schönen goldenen »Stück« und mit der Einladung zu einer gemeinsam mit ihm und der Königin
zu unternehmenden Schlittenfahrt erwiderte. DnnMdr woidze S.K.M. ??üü S.P.G. iw geireim reden,
und es braucht nicht viel Phantasie zu der Vermutung, daß es bei diesem Gespräch um die uns
interessierenden politischen Fragen ging. Die Königin schenkte Bogislaw dann einen Perlen-
kranz mit einem schönen goldenen Ring, worin ein Diamant eingesetzt war, welchen sich Bogis-
law - für jedermann sichtbar - auf sein Barett heften ließ. Bei einem Turnier, bei dem die Her-
zoge von Sachsen und Bayern Bogislaw mit Diensten zur Hand gingen, setzte sich der
Pommernherzog gegen seinen Gegner durch. Die Königin gewährte ihm am folgenden Abend
die Gelegenheit zum Tanz und schenkte ihm danach einen Kranz mit einer goldenen Kette. In
Gegenwart des Königspaares und anderer Fürsten und Herren besiegte Bogislaw bei einem
zweiten Turnier dann den Ritter Sigismund von Welschenberg. Der Besiegte wurde vom pom-
merschen Herzog mit einem vergoldeten Becher im Wert von sieben Mark Silber entschädigt,
der ihn 94 Gulden gekostet hatte. Maximilian aber schenkte Bogislaw das schwarze Pferd, auf
dem er beide Turniere ausgefochten hatte. - Außerdem wissen wir, daß Maximilian dem Her-
zog von seinem Hofschneider 25 Ellen und 2 Viertel Stoff zuteilen ließ: RI XIV.2, Nr. 5914. Zu be-
sagtem Turnier (weisdr yesUUi) siehe auch ebda., Nr. 5930. - Siehe zur Reise insgesamt und zu
dieser wichtigen Etappe KoNOw 2001; NoLTE 1998 (S. 154f. zum Hintergrund der Reise) u. 1997;
WEHRMANN 1900a u 1900b.
123 LAG, Rep. 2, Ducalia, Nr. 410f. (Maximilian beurkundete ausdrücklich, daß diese Privilegien
den Rechten des brandenburgischen Kurfürsten keinen Abbruch tun würden: RI XIV.2, Nr. 6392;
siehe auch ebda., Nr. 8757: Ratschlag des Grafen Eitelfritz, eine ebensolche Erklärung des Königs
einzuholen). - BÖCKER 1995a, S. 398.
 
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