Overview
Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Auge, Oliver; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Handlungsspielräume fürstlicher Politik im Mittelalter: der südliche Ostseeraum von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis in die frühe Reformationszeit — Mittelalter-Forschungen, Band 28: Ostfildern, 2009

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.34741#0342

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
V.3 Rangbewußtsein und Repräsentation im Nordosten um 1500

327

bereits erwähnten Vorstellung der Amazonenabstammung die hohe Adelsqualität der
Mecklenburger unterstreichen*"", so konnte Marschalk von der Herulerabkunft zusätz-
lich ihre herausragende Freiheitsliebe, Religiosität und Feldherreneignung ableiten.
Marschalk betonte, daß die Heruler=Werler auf ihrem eigenen Boden nie von den Rö-
mern besiegt worden seien, womit er auch nochmals auf die Siedlungskontinuität ab-
hob."" Folgenschwer indes ist vor allem die ethnische Schwerpunktverlagerung: Die
historiographisch von Krantz eingeführten Vandalen, gleichzusetzen mit den slawi-
schen Wenden*"", werden bei Marschalk von den germanischen Herulern unterworfen.*"**
Ihr Name wird in die Titulatur der »mecklenburgischen« Herulerkönige einfügt: An-
thyrius ist der Hcrzziorzzzr; ztc Vdzzdzdorzzzr; reu dozizzzztzs T" Damit freilich deutet sich eine -
von Marschalk gewiß so gewollte - Zurückdrängung des slawischen Elements anT*
Ganz ähnliches in Pommern: Slawische Merkmale und Traditionen innerhalb der
Greifendynastie hatten ihren festen Platz und behielten diesen teilweise auch bis zu ih-
rem Ende im Jahre 1637.'"* Das verdeutlicht bereits die Titulatur der Herzoge, in welcher
auf Kassuben und Wenden Bezug genommen wird'", sowie - was übrigens auch für das
Wappen der mecklenburgischen Teilherrschaft Rostock ins Feld zu führen ist - ihr Wap-
pentier, der Greif, der als Wappensymbol im slawischen Bereich verbreitet ist.''* Inner-
halb der Dynastie begegnen bis 1637 auch immer wieder slawische Namensformen, frei-
lich verniederdeutscht.'" In der pommerschen Geschichtsschreibung blieb seit den Tagen
Augustinus' von Stargard*"" bis ins 16. Jahrhundert hinein das Bewußtsein der slawi-
schen Herkunft der Herrscherdynastie lebendig. Thomas Kantzow bewegt sich noch in
den ersten beiden Fassungen seiner pommerschen Chronik, also bis 1538, innerhalb die-
ser historiographischen Tradition, wenn er vom Volk der Pommern und damit implizit
auch von der über dieses herrschenden Dynastie schreibt: Powern sz'rd eres ersten /zer/a?-
znens [...] Wende gewest*^, und gleichzeitig seine humanistisch gebildeten Zeitgenossen
vehement kritisiert, die meinen würden, dos zzzazz ez'nezn znm Sc/zzzrzpJJe einen Wende oder
Sio/en bezeichne.*"" In seiner dritten Version, die er zwischen 1540 und 1542 während sei-

<pd etzdzzzzzzzzzz Vzzertezzses dz'czzzztzzr, otz'zzz et Otzotrz'tzze, zzzzzzcMegzzpotezzses. Herzztzz, zzrx zzzzzzzz'tz'ssz'zzzzz, otz'zzz
Vzzertzz, czzz'zzs tzzzztzzzzz extot zzrezz, zztz Hemds cozzdz'tzz, regz'tzrzs /Hzzzzztz'ssz'zzzz's, tzzzrzd z'tzz proczzt Rtzostoctzz'o.
Veterzzzzz zzzezzzorz'zz zzpzzd Rozzzzzzzos zzotzz, zzeoterorzzzzz non szzprzz zzzzzzos Z^zzzzdrz'zzgezztos, <pd ex Otzetrz'tz's, tzoc
est, Megzzpotezzsz'tzzzs sz'c uotetzzzzzt zn posterz'tzztezzz zzeterz's zzotzz'tz'tzztz's zzozzzz'zzzzrz, pro z^zzo tz'tzzto Megzzpotezz-
ses sese Vzzzzdzztorzzzzz prz'zzcz'pes przzetz'tzztzzzzt, hier zitiert nach G. WERNER 2002, S. 175f.
166 Vgl. zum Motiv der Amazonen in der mittelalterlichen Literatur allg. REiNLE 2000.
167 G. WERNER 2002, S. 193.
168 Vgl. Marschalks Kommentar: Vzzzzdzztzzs, cz's Vz'zzdzzzzz z'zzcotz't, ez'zz Vzzezzde, Sctzzzzzzs zzttrzz, z^zzz potozzzzs,
nach G. WERNER 2002, S. 196h
169 G. WERNER 2002, S. 198.
170 RÖPCKE 1995, S. 18.
171 G. WERNER 2002, S. 205.
172 Zum Thema insgesamt siehe BÖCKER 1995d u. auch 1995c, S. 340; PETERSOHN 1988, S. 73.
173 Dazu neben BÖCKER 1995d, S. 175,189ff. auch RENN 1937 bes. S. 49ff., 76; PETERSOHN 1988, S. 71;
PYL 1894, S. 12.
174 BiEWER 1993, S. 46f.; BusKE 1993, S. 50ff.; AsMus 1992, S. 15.
175 PETERSOHN 1988, S. 71. Darauf hatte bereits Augustinus von Stargard abgehoben. Siehe dazu die
nächste Anmerkung.
176 SCHEIBE 1999, S. 103 nach KosEGARTEN 1858, S. 113: Sed prz'zzcz'pes Wzzzz.ztorz.zzzz prz'zzzz et precz'pzzz Jzzer-
zrzzt et tzodz'e szzzzt dzzces pozzzerzzzzorzzzzz, prozzt tzzzzz per Crozzz'czzs Stouorzzzzz pzztzzz't, et etz'zzzzz de se pzztet. [...]
Qzzorzzzzz etz'zzzzz regzzzzz et dzzczzzzz proprz'zz zzozzzz'zzzz, pzzto Zwezztopotctz, Prz'tzz'ztzzzzs, Wzzrtz'ztzzzzs, Mz'ztzzzzs,
Dozzzz'ztzzzzs, Bzzrzzpzzz, Bzzctzztzzzzs, z^zze z'zz Crozzz'cz's cozzzzzzzzzzz'tzzzs zzzzzttzzzzz Jrez^zzezztzztzz szzzzt, sotzzzzz opzzd
prz'zzcz'pes zzostros pozzzerzzzzos rezzzzzzzserzzzzt szztz Ctzrz'stz'zzzzz'szzzo, et zzsz^zze z'zz tzodz'erzzzzzzz dz'ezzz.
177 Kantzow 1929, S. 123. - PETERSOHN 1988, S. 73f. - WEBER 2002, S. 70ff.
178 Kantzow 1929, S. 3.
 
Annotationen