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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0127

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112

Krönungsordines

4.3 Ein Trierer Pontifikale des 14. Jahrhunderts:
Ein bisher unbekanntes Bindeglied

Mit dem heute in der Bibliotheque nationale de France aufbewahrten Trierer Pontifikale
liegt ein entscheidendes Bindeglied zwischen dem um den Eid erweiterten Mainzer
Ordo und dem spätmittelalterlichen Ordo vor. War die Forschung bisher stets von der
Entwicklung Mainzer Ordo - spätmittelalterlicher Ordo (»von 1309«) ausgegangen, so
lässt die Pariser Handschrift nun eine weitere Zwischenstufe erkennen. Im Folgenden
soll zunächst eine kurze Charakterisierung der Handschrift mitsamt ihrem Verhältnis
zum Mainzer Ordo vorgenommen werden, um anschließend die inhaltlichen Verände-
rungen zu analysieren.
Bei der Handschrift Paris, Bibliotheque nationale de France, Ms. lat. 950 handelt es
sich um ein Pontifikale, das auf f. 109r-125v Ordines für die Krönung des Königs und
der Königin sowie für die dazugehörige Messe enthält. An mehreren Stellen der Hand-
schrift, zum Beispiel beim Eid des zu weihenden Bischofs oder Abts, wird explizit die
Trierer Kirche erwähnt, so dass kein Zweifel bestehen kann, dass sie für einen Erz-
bischof von Trier angefertigt wurdet Victor Leroquais datierte ihre Entstehung auf-
grund paläographischer Gesichtspunkte in die erste Hälfte oder die Mitte des 14. Jahr-
hunderts, was in späteren Handschriftenverzeichnissen stets beibehalten wurde.''" Die
Handschrift, der ein Inhaltsverzeichnis der einzelnen Ordines vorausgeht, ist sehr
sorgfältig ausgeführt, die Initialen sind in der Regel mit reichen Verzierungen und die
gesungenen Textstücke mit Neumen versehen. Querverweise sowie zahlreiche Korrek-
turen und Ergänzungen verschiedener Hände lassen erkennen, dass sie nicht nur für
den alltäglichen liturgischen Gebrauch bestimmt war, sondern auch tatsächlich ver-
wendet wurde.
Die genauen Abhängigkeitsverhältnisse der Handschrift von den älteren Vorlagen
wird erst eine Edition des um den Eid erweiterten Mainzer Ordo zeigen können. So
lässt sich beispielsweise weder zu London, British Library, Ms. Add. 17004 noch zu
Köln, Dombibliothek, Cod. 139 eine direkte Beziehung nachweisen, da die Pariser
Handschrift häufig eigene Wege geht, die auch in den älteren Handschriften des Main-
zer Ordo keine Parallele findenA In manchen Fällen mögen diese Besonderheiten auf

hundert und später gesagt.
96 Siehe f. 18v, 74v, 94v sowie 198r. Zwei recht plump ausgeführte Änderungen weisen darauf hin,
dass die Handschrift später in den Besitz der Bischöfe von Speyer gelangte (f. 67v und 68r).
97 LEROQUAis, Les pontificaux manuscrits des bibliotheques publiques de France, Bd. 2, Nr. 100,
S. 34-38, zur Datierung S. 37. Für weitere Erwähnungen der Handschrift vgl. zuletzt KAY, Ponti-
ficalia, Nr. 638, S. 122. Die Foliierung der Handschrift ist nicht eindeutig, so dass sich die Anga-
ben der Kataloge leicht unterscheiden können. Hier wird durchgehend der modernen Foliie-
rung gefolgt.
98 Vgl. zum Beispiel bereits das erste Gebet, bei dem von MMMS arc/zz'epz'scoporMnz gesprochen wird
(f. 109r). Köln, Dombibliothek, Cod. 139 hat hier wie die Handschriften R und T des Mainzer
Ordo MMMS arc/z/'ep/'scopHS (f. 21r), London, British Library, Ms. Add. 17004 hingegen ebenso wie
die älteren Handschriften des Mainzer Ordo MMMS ep/'scoporH/?/ (f. 140r). Im selben Gebet fällt
auch die Formulierung /n present/ secHÜ cursM CMMcforM/?/ auf, die eine Kombination von /n 1/H/HS
 
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