Spätmittelalterlicher Ordo (>Aachener Ordo<)
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Weihbischof und schließlich als Bischof von Verden tätig war: Daniel von Wichterich, so
benannt nach seinem südwestlich von Köln gelegenen Geburtsort. Im Jahr 1300 trat er
in das Karmeliterkloster in Köln ein. Dort und seit 1312 im Generalstudium des Ordens
in Paris studierte er Theologie und konnte in den nächsten Jahren in der Hierarchie des
Ordens aufsteigen. Spätestens seit 1318 bekleidete er als epzscopzzs Mofeziszs die Würde
eines Titularbischofs und seit 1320 ist seine Tätigkeit als Trierer Weihbischof belegt. Im
Dienste des Erzbischofs Balduin von Luxemburg nahm er neben geistlichen auch welt-
lich-politische Aufgaben war. Diese brachten ihn zeitweise in Konflikt mit dem Papst-
tum, 1342 aber auch auf den Verdener Bischofsstuhl. Diese neue Stellung führte jedoch
zu längeren Auseinandersetzungen mit dem dortigen Domkapitel, so dass er sich
schließlich ins Kölner Erzbistum zurückzog, wo er 1364 verstarb.''"
Während seiner Zeit als epzscopzzs Mofeziszs, also zwischen 1318 und 1342, schuf Da-
niel von Wichterich ein Pontifikale, das Bernhard Schimmelpfenning aufgrund der
Überlieferung der Handschriften unlängst als deutsches Pontifikale< bezeichnet hat.''"
Die Gründe für seine Neuschaffung legte er in einem Proömium dar, das er den ver-
schiedenen liturgischen Ordines voranstellte. Einleitend hebt er dort die Einheit der
Christen in Glauben und Handeln hervor, die gleichzeitig in einer Vielfalt der Riten in
den verschiedenen Provinzen bestünde. Er, /raicr Dank!, ordzzizs /nürnm Aale Marie de
Carweio, dez ei zzposddzce sedzs pcrztzz'ssz'ozzc cpz'scopzzs Moiczzsz's, habe daher als »demütiger
Diener« (Jzrzzwdzs zwzzrzsfer ei serurzs) für die Erzbischöfe und Bischöfe des deutschen Reichs
(per regzrrzzM Aiczzzzzzzz'c) eine Sammlung erstellt, um ihnen eine bessere Ausübung des
bischöflichen Amtes zu ermöglichen und sich dabei besonders am römischen Ordina-
rium orientiert.^ Viele Texte basieren dabei im Wesentlichen auf dem älteren Pontifi-
cale Romano-Germanicum, während manche Ordines eine Neuschöpfung Daniels
darstellen dürften.' "
194 Vgl. zu seinem Leben Bibliotheca Carmelitana, Bd. 1, Sp. 373-375 und vor allem ScHMiDT, Politi-
sches Handeln und politische Programmatik im Dienst der Luxemburger, S. 131-135 und 141-
147 sowie zusammenfassend SEiBRicH, Weihbischöfe, S. 24-27 und VoGTHERR, Daniel von Wich-
terich. Seinem Aufstieg als Kirchendiplomat ging wohl eine gewisse Entfremdung von seinem
Orden voraus, nachdem er zuvor mehrfach die Funktion eines Provinzialpriors ausgeübt hatte.
Das genaue Datum von Daniels Weihe ist unbekannt, muss jedoch vor September 1318 hegen.
Eine Abbildung seines Siegels findet sich bei SEiBRicH, Weihbischöfe, S. 25.
195 ScHiMMELPFENNiG, Die geistlichen Reichsfürsten im Spiegel des sogenannten deutschen Pontifi-
cale, S. 67.
196 Vgl. DyKMANS, Le pontifical romain. Revise au XVe siede, S. 42 sowie ScruMMELPFENNtG, Die
geistlichen Reichsfürsten im Spiegel des sogenannten deutschen Pontificale, S. 67-69, beide mit
Wiedergabe des Proömiums aus Aschaffenburg, Hofbibliothek, Ms. 12, f. Ir, außerdem ScHMiDT,
Politisches Handeln und politische Programmatik im Dienst der Luxemburger, S. 136. Zu der
bereits bekannten Fassung in Verdun, Bibliotheque municipale. Ms. 90 wären noch die Hand-
schriften Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Q 24 und Paris, Bibliotheque nationale de
France, Ms. lat. 10576 zu ergänzen.
197 Vgl. DYKMANS, Le pontifical romain. Revise au XVe siede, S. 46, wo es über die Vorlagen heißt:
»On sait bien que la plupart de ces ceremonies n'ont rien de propre ä Daniel. Notons toutefois
qu'on n'y trouve aucune trace du Pontifical de Durand. Les formules euchologiques ... sont ins-
pirees tres generalement par le Romano-germanique ....« Siehe in Anlehnung an Dykmans
auch ScHiMMELPFENNiG, Die geistlichen Reichsfürsten im Spiegel des sogenannten deutschen
Pontificale, S. 70 sowie im Hinblick auf einen speziellen Ordo bereits ScrriMMELPFENNtG, Ab-
setzung von Klerikern, S. 531, Nr. 8.
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Weihbischof und schließlich als Bischof von Verden tätig war: Daniel von Wichterich, so
benannt nach seinem südwestlich von Köln gelegenen Geburtsort. Im Jahr 1300 trat er
in das Karmeliterkloster in Köln ein. Dort und seit 1312 im Generalstudium des Ordens
in Paris studierte er Theologie und konnte in den nächsten Jahren in der Hierarchie des
Ordens aufsteigen. Spätestens seit 1318 bekleidete er als epzscopzzs Mofeziszs die Würde
eines Titularbischofs und seit 1320 ist seine Tätigkeit als Trierer Weihbischof belegt. Im
Dienste des Erzbischofs Balduin von Luxemburg nahm er neben geistlichen auch welt-
lich-politische Aufgaben war. Diese brachten ihn zeitweise in Konflikt mit dem Papst-
tum, 1342 aber auch auf den Verdener Bischofsstuhl. Diese neue Stellung führte jedoch
zu längeren Auseinandersetzungen mit dem dortigen Domkapitel, so dass er sich
schließlich ins Kölner Erzbistum zurückzog, wo er 1364 verstarb.''"
Während seiner Zeit als epzscopzzs Mofeziszs, also zwischen 1318 und 1342, schuf Da-
niel von Wichterich ein Pontifikale, das Bernhard Schimmelpfenning aufgrund der
Überlieferung der Handschriften unlängst als deutsches Pontifikale< bezeichnet hat.''"
Die Gründe für seine Neuschaffung legte er in einem Proömium dar, das er den ver-
schiedenen liturgischen Ordines voranstellte. Einleitend hebt er dort die Einheit der
Christen in Glauben und Handeln hervor, die gleichzeitig in einer Vielfalt der Riten in
den verschiedenen Provinzen bestünde. Er, /raicr Dank!, ordzzizs /nürnm Aale Marie de
Carweio, dez ei zzposddzce sedzs pcrztzz'ssz'ozzc cpz'scopzzs Moiczzsz's, habe daher als »demütiger
Diener« (Jzrzzwdzs zwzzrzsfer ei serurzs) für die Erzbischöfe und Bischöfe des deutschen Reichs
(per regzrrzzM Aiczzzzzzzz'c) eine Sammlung erstellt, um ihnen eine bessere Ausübung des
bischöflichen Amtes zu ermöglichen und sich dabei besonders am römischen Ordina-
rium orientiert.^ Viele Texte basieren dabei im Wesentlichen auf dem älteren Pontifi-
cale Romano-Germanicum, während manche Ordines eine Neuschöpfung Daniels
darstellen dürften.' "
194 Vgl. zu seinem Leben Bibliotheca Carmelitana, Bd. 1, Sp. 373-375 und vor allem ScHMiDT, Politi-
sches Handeln und politische Programmatik im Dienst der Luxemburger, S. 131-135 und 141-
147 sowie zusammenfassend SEiBRicH, Weihbischöfe, S. 24-27 und VoGTHERR, Daniel von Wich-
terich. Seinem Aufstieg als Kirchendiplomat ging wohl eine gewisse Entfremdung von seinem
Orden voraus, nachdem er zuvor mehrfach die Funktion eines Provinzialpriors ausgeübt hatte.
Das genaue Datum von Daniels Weihe ist unbekannt, muss jedoch vor September 1318 hegen.
Eine Abbildung seines Siegels findet sich bei SEiBRicH, Weihbischöfe, S. 25.
195 ScHiMMELPFENNiG, Die geistlichen Reichsfürsten im Spiegel des sogenannten deutschen Pontifi-
cale, S. 67.
196 Vgl. DyKMANS, Le pontifical romain. Revise au XVe siede, S. 42 sowie ScruMMELPFENNtG, Die
geistlichen Reichsfürsten im Spiegel des sogenannten deutschen Pontificale, S. 67-69, beide mit
Wiedergabe des Proömiums aus Aschaffenburg, Hofbibliothek, Ms. 12, f. Ir, außerdem ScHMiDT,
Politisches Handeln und politische Programmatik im Dienst der Luxemburger, S. 136. Zu der
bereits bekannten Fassung in Verdun, Bibliotheque municipale. Ms. 90 wären noch die Hand-
schriften Weimar, Herzogin Anna Amalia Bibliothek, Q 24 und Paris, Bibliotheque nationale de
France, Ms. lat. 10576 zu ergänzen.
197 Vgl. DYKMANS, Le pontifical romain. Revise au XVe siede, S. 46, wo es über die Vorlagen heißt:
»On sait bien que la plupart de ces ceremonies n'ont rien de propre ä Daniel. Notons toutefois
qu'on n'y trouve aucune trace du Pontifical de Durand. Les formules euchologiques ... sont ins-
pirees tres generalement par le Romano-germanique ....« Siehe in Anlehnung an Dykmans
auch ScHiMMELPFENNiG, Die geistlichen Reichsfürsten im Spiegel des sogenannten deutschen
Pontificale, S. 70 sowie im Hinblick auf einen speziellen Ordo bereits ScrriMMELPFENNtG, Ab-
setzung von Klerikern, S. 531, Nr. 8.