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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0157

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142

Krönungsordines

Folge haben. Man darf gespannt sein, was für Schätze noch ungehoben in den Biblio-
theken und Archiven schlummern.

4.4.5 Ablauf der Krönung nach dem Ordo
Der Rückgriff auf ältere Vorlagen bedingt eine starke textliche Ähnlichkeit zwischen
dem spätmittelalterlichen Ordo und seinen Vorgängern, dem Mainzer Ordo mit der Er-
weiterung um den Eid sowie der Umstellung der einzelnen Sequenzen im Trierer Ponti-
fikale. Da die Kenntnisse der Bestimmungen des Ordo von grundlegender Bedeutung
für die Analyse der historischen Krönungen des Spätmittelalters sind, soll zunächst der
Ablauf der Krönung nach dem Ordo geschildert werden. Um eine bessere Lesbarkeit
und Nachvollziehbarkeit der abschließenden Schlussfolgerungen zu gewährleisten,
wird anschließend in zwei gesonderten Kapitel zunächst auf die Abweichungen in
Aufbau und Inhalt und dann auf den damit verbundenen Wandel eingegangen wer-
den.^
Der spätmittelalterliche Ordo setzt mit seinen Anweisungen über die zu vollzie-
hende Krönung direkt in der Kirche selbst ein. Hier legen die drei rheinischen Erz-
bischöfe, von denen der Kölner als der rechtmäßige Koronator hervorgehoben ist,^ ih-
ren Bischofsornat an und gehen dem zu den Türen der Kirche kommenden König mit
vorangetragenem Kreuz, Weihrauchbehälter und Evangeliar sowie den Klerikern in
der gebührenden Ordnung (cMW dcbdo ordme wmzsfrorMw) entgegen. Der Kölner Erz-
bischof, den König empfangend, spricht nach Anrufung und Lob Gottes ein kurzes Ge-
bet, in dem Gott gebeten wird, seinen Diener (/äwMlMW fmiw N.), den er für würdig halte
auf den Gipfel des Reichs (/dshyzMm rcynz) erhoben zu werden, vom Pfad der göttlichen
Weisheit nicht abweichen zu lassen.^
Die vom Kölner Erzbischof angeführte Prozession schreitet daraufhin zum Chor
(cd cdorMm), gefolgt von den Erzbischöfen von Mainz und Trier, die den König stützend
in ihre Mitte nehmen und führen, während der Klerus das Responsorium »Siehe, ich
sende meinen Engel« (Ecce mdfo anydum weMw) mit dem dazugehörigen Vers (fsradd sz
me zzizdzens) singt.^ Am Chor angekommen, wirft sich der König vor dem Altar zu Bo-
den und der Kölner Erzbischof spricht zwei Gebete über ihn, die in ihrem Inhalt an das
erste Gebet an der Kirchentüre anknüpfen und von einer kurzen Anrufung Gottes ein-

271 Eine kurze und nicht immer ganz fehlerfreie Zusammenfassung des Inhalts und Interpretation
der Veränderungen findet sich bei GoLDiNGER, Zeremoniell der deutschen Königskrönungen,
S. 104-107 und ScHMiDT, Politisches Handeln und politische Programmatik im Dienst der
Luxemburger, S. 136-139 sowie ausführlicher bei ERKENS, Königskrönung und Krönungsord-
nung, besonders S. 39-47, der im Anhang (S. 54-64) die Übernahmen aus dem Mainzer Ordo
durch Petitsatz deutlich gemacht hat. Mit dem spätmittelalterlichen Ordo und seinen Verände-
rungen beschäftigte ich mich bereits in meiner im Wintersemester 2006/2007 bei Professor
Bernd Schneidmüller angefertigten Magisterarbeit (BÜTTNER, Krönungen, S. 17-47).
272 MGH LL 2, S. 384, Z. 30f.: ex züre regzzz deMfzzs cozzsecrafor.
273 Ebd., S. 384, Z. 34-39.
274 Ebd., S. 385, Z. 1-8. Dabei wird je nach Handschrift entweder nur das Responsorium oder nur
der Vers explizit als solcher bezeichnet oder auch gar keine Angabe gemacht.
 
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