Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0187

DWork-Logo
Überblick
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
172

Herrschererhebungen des Spätmittelalters

Der Papst zeigte sich hocherfreut über die Erwählung des Grafen und spornte die
Fürsten dazu an, das begonnene Werk zu vollenden/ Hierzu gehörte auch die Krönung
in Aachen, weshalb Innozenz IV. die Bürger der Stadt mit scharfen Worten aufforderte,
von der Unterstützung Friedrichs II. abzulassen und stattdessen dem neuen König Ge-
folge zu leisten/ Für die in Aachen abzuhaltende nächste cuna ermahnte der Papst au-
ßerdem alle deutschen Fürsten, Wilhelm zu unterstützen, und präsentierte gleichzeitig
seine eigene Sichtweise der Erhebung des neuen Königs: Nicht durch das Werk von
Menschen, sondern vielmehr durch das göttliche Geheimnis (non nnnzsfeno hominis sc/
pohns Znnno nnsfono) sei dieser unverhofft an die Spitze des Reichs gelangt. Hierdurch
seien ohne Zweifel auch die Fürsten selbst in ihrer Stellung gewachsen, da die verwor-
fenen Nachkommen des einstigen Kaisers Friedrich danach getrachtet hätten, das Kai-
serreich gleichsam aufgrund des Erbrechts, pnasz cx sncccss/'onc, zu erlangen/ Von der
Krönung selbst ist in den päpstlichen Schreiben zwar nicht explizit die Rede, doch kann
kein Zweifel daran bestehen, dass Innozenz IV. genau diesen Akt als entscheidend für
Wilhelms Durchsetzung als neuer König ansah/"
Doch trotz aller päpstlichen Rhetorik weigerte sich Aachen weiterhin, dem neuen
König Einlass zu gewähren. Wilhelm musste sich daher um ein Heer zur Eroberung der
Stadt bemühen, was durch die Kreuzpredigten des päpstlichen Fegaten in Utrecht und
Köln bewerkstelligt werden sollte und zumindest in Köln auch Erfolg hatte." Auf sei-
nem Zug in den südwestdeutschen Raum warb Pietro Capocci um weitere Unterstüt-
zung gegen Aachen/^ Papst Innozenz IV. verfügte auf Bitten des Königs außerdem,
dass das Kreuzzugsgelübde der Friesen in Hilfeleistungen für die Belange der Kirche in

Nicolaus de Calvio, Vita Innocentii IV papae, c. 22, S. 97: Morfzzo LawgraUo, doz?:z'wzzs papa, dzddfo
cozzszlz'o czzzzz/rafrzhzzs szzz's, dz'sposzzz'f zu Alamazzz'az?: frazzsmz'cfcro pro crcazzdo afz'o zzopo rege; ef dzlzgezzfz
delzherafzozze pre/zaMfa, pezzeraMez?: Urzzz?:, zzfz'z?zze prorzz'dzzz?: ef dz'screfzzz?:, Aposfofz'ce Sedz's legafzzz?: ad
/zoc agezzdzzz?: frazzsz?:z'sz'f. Der Legat war am 15. März von Lyon nach Deutschland aufgebrochen
und kam am 7. September in Neuss an (RI V,2,3 Nr. 7753, 10197b). Zu seiner Person siehe REu-
MONT, Analekten zur Geschichte Aachens, und REH, Kardinal Peter Capocci.
7 MGH Epp. saec. XIII, Bd. 2, Nr. 464.
8 Ebd., Nr. 468.
9 Ebd., Nr. 467 S. 333.
10 Die historiographischen Quellen bringen die Bemühungen um die Anerkennung durch die
Stadt Aachen explizit mit der Krönung in Verbindung (Thomas Wykes, Annales historiae An-
glicanae, S. 95; Matthaeus Parisiensis, Chronica maiora, Bd. 4, S. 653). Das Chronicon Leodiense
usque ad a. 1402, S. 172 gibt die päpstlichen Schreiben dementsprechend wie folgt wieder: Tzzzzc
fezzzporz's, czzz?: Azyzzewses, ad/zzzc azl/zerezzfes Erederz'co a& z'z?:perzö desfz'fzzfo, z?:z'zzz'z?:e mazzdafz's pape o&e-
dz'rezzf zzf Wz'dzeHzo Hodazzdz'e zzopo cfecfo o&edz'rezzf, cf aperz'rezzf eorzzz?: czüz'fafez?: zzf z'zz ca z'zzzzzzgerefzzr z'zz
regem, sz'czzfz esf mos rogzzzz: ALzzzazzorzzzz: z'zz eadem z'wrzzzgz.
11 Chronica Regia Coloniensis, Cont. V. ad a. 1248, S. 292: fzz eodem mozzse [Januar, A.B.] zzoozzs rex
czzm fegafo desceMdeMS zu z'p/erz'ores parfes R/zcMZ, rzeMerzz^f z'zz Traz'ocfzzzzz, fegafo exlzorfaMfe ef zhdzzceMfe
/zozzzzhos per z?zzos frawszeraf ad crzzcz's assrzmpfz'ozzem cozzfra czüz'fafem Az^zzeMsem. ln Traz'ecfo azzfem czzm
z'nfcr /zonzz'ncs z'psorzzm cf czües z^zzedam nzodz'ca/zzz'sscf szzfzorfa sedz'fz'o cf ofz /zoc passz'm fzzmzzffzzafz'o/z'eref a
popzzfo, rex cf fegafzzs non sz'nc rzzlwre cf z'ndzgnafz'onc ceferz'fer rcccsscrzznf. Vcnz'cns azzfen: fegafzzs Cofo-
nz'anz, predz'carzz'f z'Mdem erzzeen: confra Az^zzcnscs, rzerlzo prcdz'cafz'onz's faz'cos affra/zcMdo, prefafos azzfen: ef
pfzzres cferz'cos parfz'n: exlzorfafz'one parfz'n: conznzz'nafz'one erzzee compzzfz'f szgnarz, iafa senfenfz'a confra re-
nzfenfes. Zu den Kreuzpredigten gegen Friedrich II. im Zusammenhang mit der Belagerung der
Stadt Aachen vgl. insgesamt KoESTER, Kreuzablass, S. 43-49.
12 RI V,2,3 Nr. 10211: Wer sich, seine Krieger oder sein Gut für mindestens vier Wochen in den
Dienst Wilhelms oder des Legaten stellt, solle aller Privilegien teilhaftig werden, die normaler-
weise den Kreuzfahrern in das Heilige Land verliehen werden.
 
Annotationen