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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

DOI Page / Citation link:
https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0188

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Wilhelm von Holland (1247/48)

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Deutschland umgewandelt werden sollte. Dem Legaten erlaubte er, auch weiteren
Kreuzfahrern (Msr/MC ad numerum uzdens cxpcdüc) hierfür anstelle des Zugs nach Je-
rusalem die Vergebung ihrer Sünden zu gewähren.^
Nach diesen Vorbereitungen begann gegen Ende April 1248 die Belagerung der
Stadt, an der wenig später auch Wilhelm und der päpstliche Legat persönlich teilnah-
men V Trotz der großen Menge an Kreuzfahrern aus verschiedenen Regionen^ und der
Anwesenheit zahlreicher Fürsten mit ihrem Gefolge^ zog sich die Belagerung über
mehrere Monate h i n' Erst als vor allem durch die im Herbst eingetroffenen friesischen
Kreuzfahrer die Stadt vollständig eingeschlossen und durch aufgestautes Wasser zu
Teilen überflutet worden war,^ ergaben sich die von Hunger geplagten Aachener nach
etwa sechsmonatiger Belagerung am 18. Oktober.^ Durch die Vermittlung des Erzbi-
schofs von Köln kam es zu einem Vergleich zwischen der Stadt und dem König, der für
die Anerkennung seiner Herrschaft die Bestätigung der städtischen Privilegien ver-

13 Schreiben Innozenz IV. an den Legaten Pietro Capocci vom 8. April 1248 (MGH Epp. saec. XIII,
Bd. 2, Nr. 534, S. 374). Auch der Herzog von Lothringen verpflichtete sich gegen Geldzahlung
zur Unterstützung des Königs (RI V2,3 Nr. 10212). Im November 1247 hatte der Papst die Kreuz-
fahrer, die beabsichtigten ins Heilige Land zu ziehen, noch von der Umwandlung ihrer Eide
ausgeschlossen (MGH Epp. saec. XIII, Bd. 2, Nr. 459, S. 329:... excepü's t?;;;'cruccm pro Torro SancU
SM&s;'d;ö rocoporMnf).
14 Der König traf wohl etwas früher als der Legat ein (RI V,L2 Nr. 4917a). Wilhelm hatte sich die
meiste Zeit zuvor persönlich an der Belagerung von Kaiserswerth beteiligt (vgl. HiNTZE, Das
Königtum Wilhelms von Holland, S. 20f.). Zur Belagerung siehe ausführlich RHOEN, Befesti-
gungswerke der freien Reichsstadt Aachen, S. 38-47.
15 Die Chronica Regia Coloniensis, Cont. V. ad a. 1248, S. 293 spricht von maid porognu;' 4c BrUwdm,
& U & P/'cardM crucc s;gnaü's, zu denen später durch die Predigten der Minoritenbrüder
noch weitere Kreuzfahrer aus den Rhein- und Maaslanden, aus Holland und vor allem aus
Friesland hinzu kamen.
16 Menkonis Chronicon, S. 541 nennt den Erzbischof von Köln, den Bischof von Lüttich, den Gra-
fen von Geldern, Wilhelms Schwager Johann von Avesnes, Graf von Hennegau, U ah; woMcs
^Ham pUn'm; & Brahaaüa, HoHawA'a, SdawA'a U Er;'s;'a. Zumindest zeitweise nahm auch der Erz-
bischof von Mainz und möglicherweise auch der Erzbischof von Trier an der Belagerung teil,
ebenso die Abte von Egmond, Prüm und Kornelimünster und der Bischof von Münster, wäh-
rend der Bischof von Cambrai 600 Mark als Unterstützung beisteuerte. Auf weltlicher Seite wa-
ren es vor allem die Fürsten des Niederrheins, die Wilhelm bei seiner Belagerung unterstützten
und die neben der Nachricht von Menko auch urkundlich nachweisbar sind (vgl. zu den Teil-
nehmern zusammenfassend UnucH, Geschichte des römischen Königs Wilhelm von Holland,
S. 34 und HiNTZE, Das Königtum Wilhelms von Holland, S. 23).
17 Matthaeus Parisiensis, Chronica maiora, Bd. 5, S. 17 berichtet, dass Aachen durch zahlreiche
Briefe von Friedrich II. und Konrad zum Durchhalten aufgefordert wurde, da sie die Stadt bald
befreien würden. Nur die Kanoniker des Marienstifts hatten bereits vor dem Ende der Belage-
rung die Seite gewechselt und unter Gefahr ihres Lebens und ihres Vermögens die Stadt verlas-
sen (RI V,l,2 Nr. 4969). Hocsem, Chronique, S. 6 versieht den Widerstand der Aachener mit dem
spöttischen Kommentar, sie hätten auf die Ankunft des Kaisers gewartet wie die Briten auf Kö-
nig Arthur.
18 Vgl. hierzu RHOEN, Befestigungswerke der freien Reichsstadt Aachen, S. 45f. mit der beigegebe-
nen Karte.
19 RI V/l,2 Nr. 4931a. Eine spätere Überlieferung berichtet sogar von einer Vision, in der der Heilige
Georg dem König zur Hilfe kam und ihm den Sieg über die Stadt verkündete, wie es bald darauf
auch geschah (Johann Gerbrandiz van Leyden, Chronicon Comitum Hollandiae et Episcoporum
Ultraiectensium, 1. XXIII, c. 8, S. 199).
 
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