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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0217

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202

Herrschererhebungen des Spätmittelalters

Preis kaufen können. Törichtes England, das freiwillig so vielen Geldes beraubt ist. Tö-
richte deutsche Fürsten, die ihr edles Recht für Geld verkauft haben.« ''"
War für die Chronisten die gekaufte Wahl mindestens ebenso wichtig wie die voll-
zogene Krönung, so scheint die Darlegung ihres genauen Ablaufs auch für Richard
selbst nicht von vorrangigem Interesse gewesen zu sein. Zwar war die Krönung der
Anlass für mehrere am Tag nach der Weihe nach England abgehende Briefe des Königs,
doch nehmen die ausführlichen Schilderungen der Überfahrt von England und der
Weiterreise nach Aachen oder der bereits geschehenen oder noch geplanten Kriegszüge
gegenüber der Beschreibung der Königskrönung ein Vielfaches an Raum ein.''' Die
leicht abweichenden Formulierungen der königlichen Briefe zeigen ferner, dass die
Weihe durchaus mit unterschiedlichen Worten berichtet werden konnte und dass es of-
fenbar weniger bedeutsam war, zu erwähnen, ob nun die Salbung oder das Aufsetzen
der Krone stattgefunden hatte. In jedem Fall kam für Richard, vielleicht wegen seiner
englischen Herkunft, dem Zepter als Herrschaftszeichen besondere Bedeutung zu, des-
sen Empfang er sogar mit dem Erhalt der Herrschaft selbst gleichsetzte.
Die parallele Überlieferung der verschiedenen Schreiben zeigt aber auch, dass den
Schilderungen der Beteiligten keine absolute Bedeutung beigemessen werden darf, da
der Sprachgebrauch von Mal zu Mal variieren konnte. Dies gilt in gleichem Maße für
diejenigen historiographischen Quellen, die ausschließlich oder teilweise auf jene
Schreiben zurückgehen und in denen die Chronisten die Darstellung der Briefe entwe-
der eins zu eins übernahmen, sie um eigenes Wissen ergänzten oder, wie im Falle Tho-
mas Wykes, auch durch stilistische Verkürzungen verfälschen konnten. Beachtenswert
ist in diesem Zusammenhang, dass sich weder eine direkte noch indirekte Überliefe-
rung der Briefe Richards in nichtenglischen Quellen findet''" und dass ohne sie gleich-
zeitig auch die chronikalische Überlieferung insgesamt mehr als dürftig wäre: So be-
richten sonst nur die Hamburger Annalen über die Weihe der Königin, und auch von
den Festlichkeiten anlässlich des Ritterschlags von Richards Sohn Heinrich hätte man
ohne die zumindest briefgestützten Berichte der Annalen von Dunstable, Matthäus Pa-
ris' und Thomas Wykes' ebenso wenig Kenntnis wie von dem zweimaligen prächtigen
Festmahl, das ansonsten nur hinter dem commMüzcafMm conszünm in Richards Briefen
vermutet werden könnte.''"
Völliges Schweigen herrscht hingegen in allen Quellen über die Art der verwende-
ten Insignien. Dass Wilhelm von Holland bei seiner Krönung die auf dem Trifels ver-
wahrten Reichsinsignien nicht zur Verfügung standen, ist sicher und wird - wie jedoch

170 Annales Hamburgenses ad a. 1257) S. 384: Corfo fand;??: ofoz, z?zzzzzzfzzzzz z'zzfzzszzzzz osf oz'zzs czzpz'fz, pofzz-
z'ssof z'zz szzzz terra procz'o ozzzz'sso zzzz'zzorz. Sfzzlfzz Azzglz'zz, z?zzzzo tot dozzzzrz'z's spozzfo ost przhata. Sfzzlfz prz'zzcz'pos
Alz'zzzzzzzzzz'zzo, z?zzz zzoMo z'zzs szzzzzzz pro poczzzzz'zz zvzzdz'&rzzzzf.'.
171 Ähnliches gilt für das Schreiben, das Richard anlässlich seiner Königswahl an den Senat und
das römische Volk sandte und das die Wahl selbst nur »sehr summarisch« behandelt: »Auf Ge-
nauigkeit in den Einzelheiten glaubt Richard gegenüber den Römern gegenüber kein Gewicht
legen zu brauchen.« (HAMPE, Ungedruckte Briefe, S. 676, die Quelle selbst S. 685f.).
172 Wenn DENHOLM-YouNG, Richard of Cornwall, S. 92, Anm. 1 die Ansicht vertritt, dass »this letter
... was probably widely circularized«, so kann dies nur für England mit Sicherheit behauptet
werden.
173 Ex annalibus Burtonensibus, S. 480: Eosfo z'fzzz?zzo corozzzzcz'ozzz's zzosfro soHozzzpzzz'for prozzf doczzz'f edo-
izrzzfo, occo, prz'zzcz'pzzzzz of zdz'orzzzzz/z'ddz'zzzzz zzosfrorzzzzz szzpor zzgozzdz's zzosfrz's cozzzzzzzzzzz'czzfo cozzsz'lz'o ... (Ex
Mathei Parisiensis Cronicis Maioribus, S. 373; Ex Arnaldi Cronica Londoniensi, S. 533).
 
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