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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0238

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Adolf von Nassau (1292)

223

5.4 Die Herrschererhebung Adolfs von Nassau (1292)
5.4.1 Die Qual der Wahl: Königssohn oder Graf?
Rudolf von Habsburg war es zu seinen Lebzeiten nicht gelungen, einen seiner Söhne zu
seinem Nachfolger wählen zu lassen A" Auch nach dem Tod des Königs am 15. Juli 1291
sind in den ersten Monaten keine nennenswerten Bemühungen um eine Neuwahl zu
erkennen.^' Dass besonders der Mainzer Erzbischof Gerhard von Eppstein und Pfalz-
graf Ludwig II. in dieser Zeit aber keineswegs untätig geblieben waren, zeigen ihre im
Herbst ergangenen Einladungsschreiben zu einem Wahltag nach Frankfurt im kom-
menden Frühjahr.^
In der Folgezeit liefen die Verhandlungen einiger Kurfürsten mit Rudolfs Sohn Al-
brecht weiter. Dieser ging offenbar auch selbst von seiner möglichen Erwählung aus,
stellte er doch in diesem Zeitraum zwei Urkunden für den Fall aus, dass er zum römi-
schen König gewählt werden sollte.^ Besonders der rheinische Pfalzgraf verpflichtete
sich Albrecht, dem er am 13. April 1292 versprach, darauf hinzuarbeiten, dass alle welt-
lichen Kurfürsten (seeklares pnnczpes ms in Romani regi cicrdonc (mAnics) für ihn stimmen
würden. Gleichzeitig wurde aber auch bereits eine zwiespältige Wahl in Betracht gezo-
gen, schwor Ludwig doch außerdem, dass er Albrecht selbst dann wählen würde, wenn
es ihm nicht gelingen sollte (^nod abszf), einen oder mehrere weltliche Kurfürsten vor der
Wahl oder am Wahltag selbst (anic eieccionis fernnnnm oci in ipso fcntzz'no) zu über-
zeugen.^

280 Zu seinen Bemühungen vgl. DROYSEN, Albrecht's I. Bemühungen um die Nachfolge im Reich,
S. 1-5; BussoN, Beiträge zur Kritik der steyerischen Reimchronik, Teil 2, S. 11-14; REDLICH, Rudolf
von Habsburg, S. 716-728; ERKENS, Siegfried von Westerburg, S. 312-314; KRIEGER, Rudolf von
Habsburg, S. 222-227; GERUCH, Adolf von Nassau, S. 570f.
281 GERUCH, Adolf von Nassau, S. 574.
282 MGH Const. 3, Nr. 468 und 469. Die Einladung durch den Mainzer erfolgte am 7. November auf
den 2. Mai, die des Pfalzgrafen am 7. Dezember auf den 30. April des folgenden Jahres. Beide
begründeten ihr Recht zur Einberufung der Wahl mit dem Amt ihrer fürstlichen Würde, das
der Mainzer als das des Erzkanzlers des Reichs präzisierte (Nr. 468, S. 456:... prozzf zzos ex prz'zzcz-
paüzs zzosüz o^zczo, HzMz'cH arc/zz'cazzccHarMüzs pre/zdz szzcrz z'zzzperz'z, specfare dz'zzoscz'üzr; Die Einladung
des Pfalzgrafen, Nr. 469, S. 457: Et tyMz'a ezz&zz: pocacz'ozzez?: a prz'zzcz'pzzüzs zzosfn q^fz'cz'o zzozz esf dzzMüzzz:
depezzdere ...). Die älteren, noch auf mangelnder Quellenbasis basierenden Ansichten der For-
schung über die Wahl und deren Vorverhandlungen wurden vor allem von ScHMiD, Wahl des
Grafen Adolf von Nassau, und LoRENz, Über die Wahl des Königs Adolf von Nassau, unabhän-
gig voneinander korrigiert und erweitert. Die Wahl Adolfs von Nassau ist dabei ein schönes
Beispiel dafür, dass oft erst die Funde wichtiger Urkunden ein klareres Bild der Vorgänge bieten
können, die in den historiographischen Quellen ungenau und widersprüchlich wiedergegeben
werden. Ein weiterer Schritt in diese Richtung waren die Studien von Vincenz Samanek (SAMA-
NEK, Studien zur Geschichte König Adolfs, S. 1-31) und dessen Neubearbeitung des entspre-
chenden Bandes der Regesta Imperii. Für eine neuere Darstellung der Ereignisse seit dem Tod
Rudolfs siehe mit dem Fokus auf der Rolle des Kölner Erzbischofs ERKENS, Siegfried von Wester-
burg, S. 314-330 sowie allgemein GERUCH, Adolf von Nassau, S. 566-585, der auch auf die nach
dem Tod Rudolfs geschehenen friedenssichernden Maßnahmen des Mainzer Erzbischofs und
des Pfalzgrafen hinweist (S. 566-569 und 573).
283 MGH Const. 3, Nr. 471 und 472.
284 Ebd., Nr. 473, S. 459 (Zitate).
 
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