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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

DOI Seite / Zitierlink:
https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0245

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230

Herrschererhebungen des Spätmittelalters

einstimmung eben jener 24. Juni, so dass hinsichtlich des Datums kein Zweifel bestehen
kann.^4
Dass die Weihe dem Herkommen entsprechend vom Erzbischof von Köln vollzo-
gen wurde, steht aufgrund der diesbezüglichen Schreiben Adolfs außer FrageA" Expli-
zit erwähnen dies jedoch nur zwei in unmittelbarer Beziehung zu Köln stehende Quel-
len, nämlich ein Katalog der Erzbischöfe von Köln und die kölnische Fortsetzung
Martins von Troppau, letztere jedoch fälschlich zum Jahr 1294.^' Wie bereits vereinzelt
bei früheren Krönungen stellen dagegen manche Geschichtsschreiber die Königserhe-
bung als einen gemeinsamen Akt der Fürsten dar, am deutlichsten der Fortsetzer Mar-
tins von Troppau aus Brabant: a pnnczpzhMS rorozzzzhzs cslA" Die Angaben der
Chronisten verraten dabei jedoch mehr über ihre Vorstellung der Herrschererhebung
als über deren tatsächlichen Hergang, da von den drei Belegen einer gemeinschaftli-
chen Erhebung diese nur in einem Fall überhaupt dem korrekten Jahr zugeordnet ist.^
Ähnliches gilt für die Angaben der Annales Osterhovenses, die von einer Weihe durch
den Erzbischof von Mainz berichten, jedoch ohnehin über die genauen Vorgänge und
Daten der Herrschererhebung Adolfs nur sehr unzureichend informiert sind A'' An-

324 Cronica S. Petri Erfordensis moderna, S. 304f. (hiernach Chronici Saxonici Continuatio [Thurin-
gica] Erfordensis, S. 466); Levold von Northof, Die Chronik der Grafen von der Mark, S. 50;
Chronicon Leodiense usque ad a. 1402, S. 231; Hocsem, Chronique, c. 17) S. 83; Cornelius Zant-
fliet, Chronicon, Sp. 131. Anders hingegen Ellenhardi Chronicon (S. 135: zu azzfzzmpzzo) und An-
nales Osterhovenses ad a. 1292, S. 550: z'zz/esfo pezzfecosfezz pzuxz'mo. Pfingsten fiel in diesem Jahr
auf den 25. Mai. Möglicherweise handelte es sich hierbei um eine Verwechselung: Da Adolf am
29. Mai von Boppard an den Kölner Erzbischof schrieb, könnte er das Pfingstfest in Mainz ver-
bracht haben, natürlich jedoch ohne dortige Krönung oder Salbung. Ähnlich wie bei seinem
Vorgänger Rudolf erfolgte die Bestätigung der Privilegien der Krönungsstadt nicht unmittelbar
nach der Weihe, sondern erst einige Tage später. Nachdem Adolf und die Kurfiisten sich eine
Woche in Aachen aufgehalten hatten, wurden am Tag vor der Abreise die entsprechenden Ur-
kunden für die Stadt und die Marienkirche ausgestellt, wobei die Tagesangabe den Zusatz zu
solempzzzYafe cozuzzaü'ozzz's zzosfre erhielt. Die ältere Forschung sah deshalb den Tag der Ausstellung
als Datum der Krönung an, doch wies bereits Vincenz Samanek nach, dass sich diese Formulie-
rung lediglich auf den Aufenthalt des Königs in Aachen anlässlich seiner Krönung bezieht (RI
VI,2 Nr. 33 und 34, der Nachweis bei SAMANEK, Studien zur Geschichte König Adolfs, S. 41-43).
325 Siehe oben, Anm. 317.
326 Catalogi archiepiscoporum Coloniensium, S. 357: iTz'c Adzzlp/zzzm cozzzz'Uz?: de Nassowe elegzY z'zz re-
gem ef cozzsecz*amf A^Hz'sgrazzz; Martini Continuatio Coloniensi, S. 359:... t?MZ ef a Szge/fz'do azUzz'epz's-
copo Ccdozzz'ezzsz A^Hz'sgrazzz cozzseczrüMS z'zz regem, regzzazzzY zzozzgesz'mo prz'mo loco a& Augusto. Keine ex-
plizite Nennung des Kölners hingegen in Levolds Chronik (Levold von Northof, Die Chronik
der Grafen von der Mark, S. 50). Ein weiterer Kölner Bischofskatalog vom Ende des 14. Jahrhun-
derts erwähnt weder Wahl noch Krönung (Cronica presulum et Archiepiscoporum Coloniensis
ecclesie, S. 31-35 zu Siegfried von Westerburg).
327 Continuationes chronici Martini Oppaviensis. Continuatio Brabantina, S. 264, wo allerdings
Adolfs Herrschaft im Jahr 1290 beginnt. Siehe außerdem Chronik des Balduin von Ninove,
S. 546, allerdings zu 1291: SzzccedzY Adzzlfzzs comes de Assezz, alz opfz'mafz'IzHs regzzz elecüzs ef z'zz solz'zzm
regzzz suMmzah/s sowie Chronica de gestis principum, S. 45, wo der Plural der Wahl durch den
Mainzer Erzbischof und die alz'z pozzfzfzces e?ecfoz*es auch für die Weihe beibehalten wird.
328 Dies verschweigt SAMANEK, Studien zur Geschichte König Adolfs, S. 40 in seiner Bewertung
dieser Stellen.
329 Annales Osterhovenses ad a. 1292, S. 550:... z'zz/esfo pezzfecosfezz pzuxz'mo a domzzo Mogozzfz'zzo arc/zz-
epz'scopo Mzzgz'üzr ef cozuzzahzz*. Neben dem falschen Datum der Weihe ist auch die unmittelbar fol-
genden Angabe, Papst Nikolaus IV. habe die Wahl Adolfs bestätigt und ihn zur Kaiserkrönung
in Rom eingeladen, vollkommen unmöglich, da Nikolaus IV. bereits am 4. April 1292 verstorben
 
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