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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0246

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Adolf von Nassau (1292)

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sonsten bleibt es zumeist bei einem unbestimmten coronafMS esf in regem, worüber kaum
ein Chronist hinausgeht.
Erneut lassen sich aus den historiographischen Quellen also keine tieferen Einbli-
cke in das Krönungsritual gewinnen, und auch über die anderen Elemente der Herr-
schererhebung in Aachen wie der Empfang durch die Stadt, der feierliche Einzug und
das Krönungsmahl herrscht völliges Schweigen. Vergleichbares gilt für die in der For-
schung als eindeutig belegt erscheinende Krönung von Adolfs Gemahlin Imagina W
Von ihr berichtet nämlich nur der keineswegs immer vollkommen zuverlässige Reim-
chronist Ottokar von Steiermark (Enrnc AdoT/waH scddne / gc/oünci and sm wzp), und zwar
gerade fälschlich zum Jahre 1293W Dass der auf Ottokars Werk aufbauende Johann
von Viktring die Krönung ebenfalls erwähnt, stellt dabei kein zusätzliches Argument
dar,333 dass er sie erst in einer späteren Fassung seines Werkes verzeichnet, mag sogar
umso skeptischer stimmen.^ Zwar ist es durchaus naheliegend, dass Adolfs Frau ge-
meinsam mit ihrem Mann in Aachen die Weihe empfing,^ doch muss dies im spärli-
chen Licht der Quellen wenn nicht als fraglich, so doch zumindest als für die Zeitgenos-
sen und späteren Geschichtsschreiber ohne besondere Relevanz angesehen werden.
Auch die weiteren Nachrichten über die Vergabe der Lehert^' und die große Freude
anlässlich der Krönung bleiben bei Ottokar und mehr noch bei Johann von Viktring

war. Die Weihe durch den Mainzer berichtet diese Quelle auch für das Jahr 1309 (Annales
Osterhovenses ad a. 1308, S. 555).
330 So Levold von Northof, Die Chronik der Grafen von der Mark, S. 50. Vgl. neben den in den vor-
angehenden Anmerkungen genannten Quellen außerdem Hermanni Altahensis continuatio
tertia, S. 54 (cf coM/zrwMfMS csf z'M cf ccmsccrafMs), Chronicon Leodiense usque ad a. 1402, S. 231 (csf
corozMfMs), Hocsem, Chronique, c. 17) S. 83 (ccmsccrafMr), Ellenhardi Chronicon, S. 135 (csf corowa-
fMs), Gesta Treverorum. Gesta Boemundi archiepiscopi Treverensis, S. 475 (ccmsccrafMS cf rcgaE
dt/adcmafc z'MsigMz'fMs), Ex Continuatio I. Iohannis de Tayster, S. 595 (in regni soEo suMAmfus; zuvor
jedoch irrig zu einer Doppelwahl der Grafen von Geldern und Hennegau durch die Kurfürsten).
331 KRULL, Salbung und Krönung, S. 43; FössEL, Königin, S. 36; MÜLLER, Königswahlen und Königs-
krönungen, S. 918.
332 Ottokars Österreichische Reimchronik, S. 800, Vers 60171f. (Zitat) und Vers 60183-60185 (Jahres-
angabe).
333 Anders FössEL, Königin, S. 36, Anm. 116.
334 Johann von Viktring, Liber certarum historiarum, 1. III, Rec. B. D. A2, S. 346, nicht jedoch Rec. A,
S. 309f.
335 Das in den Regesta Imperii erschlossene Itinerar der Königin ist zu spärlich, um irgendwelche
Aussagen über ihre Aufenthaltsorte im Jahre 1292 treffen zu können: Bis auf RI VI,2 Nr. 1048
zur - vermeintlichen? - Krönung gibt es für 1292 keinen Beleg.
336 Bei Johann nur in der frühesten Fassung seines Werkes geschildert: Johann von Viktring, Liber
certarum historiarum, 1. III, Rec. A, S. 310: Qu;' z'Mxfa morcm/coda coMCCSsff, iura cEEum cf czüz'fafMm,
zzoEzlEzzz: ac ozzzzzzEzzz: ad sc a/Ezczzfcs iura cf pnüz'lcgz'a coM/zrmzwz'f cf, sz'czzf appcllafus/Mcraf, rczzowEz'f;
Ottokars Österreichische Reimchronik, S. 800, Vers 60185-60191: dö dem EuMz'c dzzfzc Ac/z / sin rc/zf
adez wz'dez/Mor / Hude daz man z'm geswMor, / als z'm EzlEc/z soff gcsc/zc/zczz, / dd czzp/zz'cMgcM z'rz'zz fc/zczz / die
/zzrsfczz WM szzzer Ezzzzf. Ob hiermit die Kurfürsten oder die Fürsten allgemein gemeint sind, muss
offen bleiben. Problematisch sind auch die Angaben bei Ottokar und Johann bezüglich der Ver-
handlungen über eine Heirat zwischen Rudolf, dem Sohn des Pfalzgrafen Ludwig, und einer
Tochter König Adolfs (Ottokars Österreichische Reimchronik, S. 799f., Vers 60124-60165; Johann
von Viktring, Liber certarum historiarum, 1. III, Rec. A, S. 310, als Nachtrag), da Mechthild und
Rudolf erst am 19. März 1294 einander versprochen und Anfang September desselben Jahres in
Nürnberg verheiratet wurden (RI VI,2 Nr. 435). Stattdessen kam es anders als bei der Krönung
von Adolfs Vorgänger zu keiner Hochzeit in Aachen, lediglich die bereits zuvor vereinbarte
Verlobung von Adolfs Sohn Ruprecht mit Agnes, der Tochter des böhmischen Königs, wurde
wenige Tage nach der Krönung erneuert und bekräftigt (RI VI,2 Nr. 29).
 
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