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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0282

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Zwischenfazit (13. Jahrhundert)

267

1248 nur zu vermuten ist/"" konnte für 1257 wahrscheinlich gemacht werden: Nach der
Salbung erfolgte die Krönung und Insignienübergabe während der Herrscher auf dem
Karlsthron saß. Für die darauffolgende Krönung von 1273 sprechen verschiedene Quel-
len dann explizit von der auf dem Thron erfolgten Salbung und Krönung/"^ Bei Adolf
von Nassau liegen Beschreibungen der zusammenhängenden Handlungen nicht vor,
doch ist immerhin erkennbar, dass der neue König im Vorfeld seiner Weihe die einzel-
nen Akte eher als getrennt aufeinanderfolgend auffasste/"" Auch für Adolfs Nachfolger
Albrecht fehlen aussagekräftige Belege, doch legt die einzige Quelle, die die verschiede-
nen Sequenzen gemeinsam erwähnt, wiederum eher die Salbung und Weihe auf dem
Thron nahe/"" Auch wenn auf dieser Quellenbasis Aussagen über den genauen Ablauf
des Rituals oder dessen Wandel nicht mit letzter Sicherheit getroffen werden können, so
ist doch davon auszugehen, dass die zentralen rituellen Handlungen in der Regel er-
folgten, während der Herrscher auf dem Thron Karls des Großen saß. Die Inthronisa-
tion bildete also anders als im spätmittelalterlichen Ordo eher den Auftakt und nicht
den Abschluss der Weihehandlung in der Kirche.
Insgesamt kann für die behandelten Herrschererhebungen jedoch auch festgestellt
werden, dass die historiographischen Quellen in den seltensten Fällen über ausführli-
che Informationen zum Ablauf der Krönung verfügten. Viel eher interessierten sich die
Chronisten für militärische Aspekte und Details/"^ und selbst ein Herrscher wie Ri-
chard von Cornwall sah diese Ereignisse als berichtenswerter an. Ansonsten finden wir
in den von unsicherer Legitimation geprägten Fällen von 1257 und 1273 zwar eine The-
matisierung der Aachener Vorgänge durch die Beteiligten, die einer gewissen Ausführ-
lichkeit nicht entbehrt, doch steht dabei die Betonung des ordnungsgemäßen, feierli-
chen und widerspruchsfreien Ablaufs deutlich stärker im Vordergrund als der Wille,
zeremonielle Einzelheiten zu berichten.
Ähnliches gilt für die Wahlen, bei denen die erzählenden Quellen in den seltens-
ten Fällen über Vorbesprechungen und Vorverhandlungen informiert sind. Stattdessen
werden bekannte Informationsbruchstücke vielfach auf die Vorgänge am Wahltag
selbst projiziert, so dass in den dort berichteten Debatten und Ritualen zwar vorange-
gangene Willensbildungsprozesse zum Ausdruck kommen, jedoch eher auf literari-
scher als auf tatsächlich ritueller Ebene. Allgemein ist die Anzahl und Ausführlichkeit
der über Wahl und Krönung berichtenden Quellen natürlich von zahlreichen, Schwan-
kungen unterliegenden Faktoren abhängig, doch wird man nicht fehlgehen, mit einer
gewissen Vorsicht hierin auch eine Reflexion des Interesses der Zeitgenossen an den
Königserhebungen zu sehen, das 1273 und 1298 offenbar ungleich größer war als 1292.
1257 waren es dagegen vor allem die Wahlversprechen des neuen Königs, die die
Aufmerksamkeit der Chronisten auf sich zogen, obgleich sie keineswegs besonders au-
ßergewöhnlich oder außergewöhnlich hoch waren. Zu Rudolfs Krönung liegen dann

500 Siehe oben, Anm. 79.
501 So die Worte der Kurfürsten in MGH Const. 3, Nr. 14, S. 18:.. ./ud zu sede magn/fzc;' Karod corowafMS
et MMch'oMz's sacem'me oieo deddrdMS.
502 Ebd., Nr. 479, S. 467:... regale dz'adema noAs z'mponere Mostpze dz regem MMgere et dz sedezzz regzzz mz'dere.
503 Gesta Treverorum. Gesta Boemundi archiepiscopi Treverensis, S. 480:... z'zzfrozzz'zafHS cozzsecrafHr,
z'zzHzzgdHr et corozzafMr.
504 Vgl. die Berichte zu den Jahren 1248,1257 und 1298.
 
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