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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0325

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310

Herrschererhebungen des Spätmittelalters

Rollen im Ritual eingenommen hatten. Beide Akte fielen 1314 nun dem Erzbischof von
Mainz zu, der diese mittlerweile offenbar als zu seinem Amt gehörig beanspruchte/^
Was die auf HomzHaho und cicciio folgenden rituellen Handlungen angeht, so ist
hier vor allem die Altarsetzung zu nennen, die zuerst für 1308 bildlich dargestellt und
deren Vollzug 1314 durch die Erwähnung im Wahldekret gesichert ist, auch wenn wei-
tere Belege in historiographischen Quellen fehlen/^' Ihre Erwähnung wurde dabei sti-
listisch unzureichend in die Vorlage integriert, da mit dem Gewählten, der die Wahl
annahm, nichts Weiteres mehr geschah: Der Ausfall von »wir führten zur Prediger-
kirche in Frankfurt« hatte ein Anakoluth zur Folge/^ Da die Altarsetzung erst nach
dem Einzug erfolgte, handelt es sich anders als bei Heinrich VII. also um einen mehr-
stufigen Prozess: Statt der Abfolge Te Deum am Wahlort, Zug zur Predigerkirche (wohl
verbunden mit einer Altarsetzung), und Verkündigung der Wahl, ist bei Ludwig von
der Sequenz Te Deum, Verkündigung, Altarsetzung in St. Bartholomäus unter erneu-
tem Absingen des Te Deum, Präsentation des Gewählten auf dem Friedhof vor der Kir-
che und Verkündigung der Wahl auszugehen. Die Altarsetzung erscheint hier bereits
als eigenständiger Akt, der weder mit der Präsentation des Gewählten noch mit der all-
gemeineren Verkündigung der Wahl identisch ist.
Geht man davon aus, dass die Kurfürsten nicht innerhalb weniger Jahre ihren
Sprachgebrauch massiv änderten, so bestätigen die Formulierungen des Wahldekrets
von 1314 die Annahme, dass bereits Heinrich VII. auf den Altar gesetzt wurde, und
zwar in der Predigerkirche, worauf »danach« (deinde) die Verkündigung der Wahl statt-
fand. Hierfür spricht auch, dass dieser Akt bei Ludwig als »der Sitte und dem Herkom-
men gemäß« bezeichnet wird. Wie das Beispiel Rhens zeigt, wird man aufgrund sol-
cher Angaben schwerlich eine mehrere Generationen zurückreichende Tradition
annehmen dürfen. Dass die geistlichen Kurfürsten jenen Ort dem Papst gegenüber als
locMS ah ohm ad hoc consMofus bezeichnen konnten/^ macht gleichzeitig aber auch deut-
lich, dass bereits das einmalige Aufsuchen zu solch einer Formulierung führen konnte.

725 Während der Erzbischof von Köln 1308 die Stimmen oicc cf ex maadafo speciaii oma/um aosirorum
coeiecforam predz'cforMW? abfragte, tat der Mainzer dies sechs Jahre später pice saa ef aosfra ef ex
speciaii maadafo sao ef aoslro. Auch der Kürspruch geschah nicht mehr de maadafo ef oohndafc
speciaii coeiecforam meoram omaiam predz'cforHm, sondern de maadafo speciaii ef polaafafe mea ef
meoram cocicdorum predz'cforMW? (vgl. MGH Const. 4, Nr. 262, S. 229, § 3/4 und MGH Const. 5,
Nr. 102, S. 101, § 4/5). Bezeichnenderweise mussten im Wahldekret des Trierers Korrekturen vor-
genommen und der Text von de maadafo speciaii ef polaafafe coeiecforam meoram ac meo ef meoram
rdce cf nomine in de mandafo special;' ef polanfafe coeiecforam nosfroram ac sao ef nosfroram m'co ef no-
mine verändert werden; der Name des Mainzers steht ferner auf Rasur (ebd., Nr. 103, S. 101, § 5,
Anm. b-d). Auch die Einladung zur Wahl hatte Peter von Mainz nach eigener Darstellung ex
o/ficii mei dehifo ausgesprochen (ebd., Nr. 102, S. 99, § 1; vgl. hierzu TRUSEN, Kurmainz und das
Einberufungsrecht zur deutschen Königswahl, S. 127-132).
726 Siehe aber unten, Anm. 732 sowie Anm. 820, 831 und 833. Zur Altarsetzung insgesamt siehe
unten, Kapitel 6.3.
727 MGH Const. 5, Nr. 102/103, S. 102, § 6: Eiecfione aafem /zHiHsmodi ceiehrafa, eam nos omnes ef singaii
eiecfores predicfi presenfes approham'mas ef >Te Deum faMdamMS< aifa rzoceyecimHS decanfari ef dicfam
Mosfram eiecfam, t?ai presens exfifif ef eiecfioni de se^acfe dim'ne noiens resisfere polanfafi inferpeiiafas
eam iMsfaacia a nohis roporenfer consensif, ef deinde eiecfioaem ipsam ciero ef popalo sodempaifer/eci-
mas pahiicari.
728 Siehe oben, Anm. 637.
 
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