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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0380

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Karl IV. und die Goldene Bulle (1346-1356)

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mit seinem Heer gen Frankfurt, wo zunächst eine militärische Konfrontation mit den
Anhängern Günthers drohte. Durch seine Verlobung mit Anna, der Tochter des Pfalz-
grafen Rudolfs, gelang es dem Luxemburger jedoch, die Wittelsbacher Front zu spren-
gen3°^ Aig Günther von Schwarzburg zudem noch schwer erkrankte, kam es Ende Mai
in Eltville zu Verhandlungen, die mit dem Verzicht Günthers auf sein Königtum und
der Anerkennung Karls durch die Wittelsbacher endeten.""" Drei Tage nach Günthers
Tod konnte Karl dann, von den übrigen Kurfürsten zwar nicht erneut förmlich gewählt,
aber doch urkundlich als König anerkannt, am 17. Juni in Frankfurt einziehen und wie
sein einstiger Gegner wenige Monate zuvor in der Bartholomäuskirche auf den Altar
gesetzt werdend^
Auch hierüber ergingen mehrere Schreiben an die Stadt Aachen, die alle die Hul-
digung Frankfurts und die dortige Altarsetzung (Mud in and? an/den adar zne Franc/cen-
/ord gesetzt) erwähnen und um würdigen Empfang, Gehorsam und Erfüllung der übli-
chen Pflichten bitten.""' Die explizite Erwähnung einer beabsichtigen Königskrönung
erfolgte wiederum in keinem der Schreiben, wobei am ehesten noch die Forderung

In Köln wurden Karl racz'ozze z'zdrozf MS zzosüz von der Stadt Geschenke gemacht (vgl. MGH Const.
9, Nr. 178, S. 138).
1042 Karl war durch den Tod seiner ersten Frau Bianca von Valois seit einem dreiviertel Jahr Witwer.
Zur Bewertung des Vorgangs vgl. RÖHRENBECK, Karl IV. und die Pfalzgrafen bei Rhein, S. 618f.
1043 Karl gab im Gegenzug jegliche Ansprüche auf Kärnten, Tirol und Görz sowie die Vogteien Tri-
ent, Aquileia und Brixen auf und verpfändete Günther mehrere Städte und Einkünfte im Ge-
samtwert von 20 000 Mark Silber. Vgl. insgesamt KRAus, Vorgeschichte der Krönung Karls IV.,
S. 61-63, mit dem Fokus auf der Aachener Korrespondenz, außerdem ausführlich WERUNSKY,
Geschichte Kaiser Karls IV., Bd. 2, S. 156-192 und JANSON, Das Königtum Günthers von Schwarz-
burg, S. 62-100, die sich auf ihre jeweiligen Protagonisten Karl und Günther konzentrieren.
1044 Johannes Latomus, Acta, S. 92: Eodez?: anno 1349 Caroüzs rex ... 15 caiezzdas jzziz'z Frazzcq/brdz'ae aF
ozzmz'Fzzs ekcforz'FMS cozzcordz'Lr esf ckcüzs z'zzdzzcüzs H cxaÜafzzs. Heinrich Taube von Selbach, Chro-
nik, S. 96 erwähnt hingegen lediglich den Einzug in die Stadt und die Anerkennung Karls durch
die drei ihm zuvor feindlich gesonnenen Städte der Wetterau. Die Nachrichten in einigen Quel-
len über eine erneute Wahl in Frankfurt widerlegte bereits JANSON, Das Königtum Günthers von
Schwarzburg, S. 101-108, doch ist diese Erkenntnis nicht immer bis in die neuere Forschung
durchgedrungen: Vgl. z. B. die Liste bei MÜLLER, Königswahlen und Königskrönungen, S. 916
sowie WALLNER, Zwischen Königsabsetzung und Erbreichsplan, S. 225 (»erste Wahl Karls IV.
(1346)«) und RoGGE, Die deutschen Könige im Mittelalter, S. 69f., wo der 17. Juli immer noch als
Zeitpunkt einer »Neuwahl« erscheint. Allerdings ist entgegen Jansons Ansicht davon auszuge-
hen, dass es zwar nicht zu einer förmlichen Neuwahl, sehr wohl aber zu einer nachträglichen
Stimmenübertragung kam. So werden nämlich die Urkunden Heinrichs von Mainz, Ludwigs
von Brandenburg und Rudolfs von der Pfalz vom 13. Juni zu deuten sein, in denen es heißt: ...
zzzzd Faf [Günther von Schwarzburg, A.B.] zzzzs unsere Uzre an den: Rt/c/ze, dz'e wz'r an z'n geiegzY Faden
wz'dder gegeben ... und Fan wz'r zznse Fzzre und wai geiegzf an den porgenanfen dHrcFüzcFfzgew/HrsUw
Ferren.. Karl, Rcwzz'scFezz Funt/g (MGH Const. 9, Nr. 92, S. 64). Bestätigt wird dies durch das Schrei-
ben Markgraf Ludwigs an Aachen vom 30. Mai, in dem es ebenfalls heißt: »König Günther ent-
sagte dem Reich und gestattete dem Aussteller die neuerliche Vergabe seiner Kurstimme, wor-
aufhin er diese - mit Rat der anderen Kurfürsten - dem römischen König Karl ... zuwandte.«
(Vollregest bei KRAus, Vorgeschichte der Krönung Karls IV., Nr. 22, S. 85; vgl. auch Nr. 30, S. 90
über Heinrich von Mainz).
1045 KRAus, Vorgeschichte der Krönung Karls IV., Nr. 22-26, S. 85-88. Alle Schreiben erhalten auch
die Zusicherung der Bestätigung der städtischen Privilegien. Ferner geht aus ihnen hervor, dass
Erzbischof Gerlach und nicht Heinrich von Mainz den König in Frankfurt auf den Altar erhob
(vgl. Nr. 23, S. 85f. und 30, S. 90f.). Das Schreiben der Stadt Frankfurt an Nordhausen erwähnt
hingegen nur Einzug und Huldigung, nicht jedoch die Altarsetzung (MGH Const. 9, Nr. 95,
S. 67).
 
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