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Herrschererhebungen des Spätmittelalters
die Reihenfolge bei der Wahl des römischen Königs wiederholt sich dieses Argumenta-
tionsmuster, ist es doch wiederum der König von Böhmen, dem /Wer deefores lai/cos we-
gen seiner königlichen Würde der Vorrang gebührt."'" Vor ihm wählen die Erzbischöfe
von Trier und Köln, Ersterer, weil dies auch bisher so gehandhabt worden sei. Letzterer,
weil ihm »die Würde und die Pflicht« obliege, dem römischen König die »erste königli-
che Krone« aufzusetzen.'"" Auch bei den Hofämtern wird der König von Böhmen als
Mundschenk besonders bedacht, da ihm zugestanden wird, bei der Ausübung des Am-
tes nicht die königliche Krone tragen zu müssen, es sei denn aus freiem Willen."'"
In den auf dem Metzer Hoftag erlassenen Ergänzungen zum Nürnberger Geset-
zestext finden ferner die verschiedenen Kronen des Kaisers Erwähnung, die dem Herr-
scher beim feierlichen Zug von seiner Herberge zum Tagungsort des Hoftages vorange-
tragen werden: Noch vor dem Erzbischof von Trier, so heißt es, werde nämlich zuerst
die Aachener und dann die Mailänder Krone getragen, während der Kaiser selbst
mit der Kaiserkrone bekrönt war.'"" Uber das Tragen der Kronen konnte der Kaiser
nach Belieben verfügen und so selbst entscheiden, welchem der »Fürsten von geringe-
rem Rang« er hierdurch eine besondere Ehre zukommen lassen wollte.'"" Bei der Krö-
nung in Aachen kam diese Regelung ohnehin nicht zur Anwendung, da sie sich ledig-
lich auf einen bereits zum Kaiser gekrönten Herrscher bezog.'"" Doch auch wenn bei
der Durchführung nicht notwendigerweise an die sonst andernorts aufbewahrten rea-
len Kronen zu denken ist, scheint es, als ob jene Bestimmung der Goldenen Bulle in der
Praxis nie zur Anwendung gelangte. Sie dürfte vielmehr durch die Vorstellung der
Dreikronenlehre beeinflusst gewesen sein,"'" und auch Karls IV. unmittelbar vorausge-
gangene Krönungen in Mailand und Rom mögen zur Aufnahme dieses Passus geführt
habenV^
Schließlich wurden in den Zusätzen des Metzer Hoftages auch die zentralen Orte
des Herrschaftsbeginns eines »römischen Königs und künftigen Kaisers« festgelegt,
der in Frankfurt gewählt und in Aachen gekrönt werden sollte, um dann in Nürnberg
seinen ersten Hoftag abzuhalten.'""' Begründet wurde diese Regelung mit der langen
1192 Ebd., § 2, S. 58:... fcrcz'o a rege Boozzzz'o, t?MZ Mer olocforos tat/cos ex rcgz'c dzgzzz'fafz's/asfzgzö Me et zzzcrz'fo
ohfz'zzcf prz'zzzacz'azzz.
1193 Ebd.:... socMzzdo a Cofozzz'czzsz arc/zz'opz'scopo, CM/ cozzzpcfz'f dzgzzz'fas zzcczzozz qtyz'czMzzz Rozzzazzorzzzzz reg/ prz-
zzzz/zzz dpadozzza rogZMZZZ z'zzzpozzczzdz. »Pr/'ZZZMZZZ« wird hier als Adjektiv zu »dpadozzza« und nicht als Ad-
verb verstanden (»... zuerst die Königskrone aufzusetzen«).
1194 Ebd., § 3, S. 58: ... prz'zzzz/zzz rzero pofzzzzz rex Boozzzz'o, t?Moz/z tarnen szzh corozza regal/ z'zzxfa przüz'fogz'orzzzzz
rogzzz SM/ cozzfz'zzozzfz'azzz, zzz'sz iz'hera rzofzzzzfafo pod/orzf, non teneh/tnr zzzz'zzz'sfraro. Dieses Recht war den
böhmischen Königen unter Albrecht I. zugestanden (siehe oben, Kapitel 5.5.4) und von Karl IV.
erneut bestätigt worden (ScHNEiDMÜLLER, Die Aufführung des Reichs, S. 83).
1195 Goldene Bulle, c. 26, § 1, S. 83: Porfahzzzzfzzr ecz'an: z'nn/edz'afe ante arc/zz'opz'scopzzzzz Broporozzsozzz sno loco
fransennfen: prz'zzzo A^Hz'sgrazzozzsz's, socMzzdo Modz'ofazzozzsz's corona, et /zoc ante z'zzzporaforozzz dzzzzzfaxaf,
t?M/' /an: z'zzzporz'afz'hzzs esf z'zzfzzfz's decoratns ....
1196 Ebd., S. 83f.: ... t?nas gosfaMzzf aiz't?///' prz'zzcz'pos z'zz/orz'oros ad /zoc per z'zzzporaforozzz z'zzxfa pfacz'fzzzzz dopzz-
fazzdz.
1197 Siehe oben, Anm. 1195.
1198 Bereits Wolfgang Fritz (Goldene Bulle, S. 84, Anm. 76) wies darauf hin, dass die Anweisungen
trotz ihrer scheinbaren Eindeutigkeit keine klare Vorstellung von der Praxis vermitteln und
vermutete eine Beeinflussung durch die Dreikronentheorie (dazu unten, Kapitel 8, Anm. 787).
1199 Vgl. auch die Bezeichnung der Aachener Krönung als przzzza corozzaczo (unten, Anm. 1200).
1200 Goldene Bulle, c. 29, § 1, S. 87:... zzf rogz's Rozzzazzorzzzzz/zzfzzrz z'zzzporaforz's z'zz czüz'fafo Prazzfcozz/brdz'o colo-
hrarofz/r olocfz'o of przzzza corozzaczo A^Hz'sgrazzz cf z'zz opz'do Nzzrozzzhorg przzzza szza rogalz's czzrz'a /zahorofzzr.
Herrschererhebungen des Spätmittelalters
die Reihenfolge bei der Wahl des römischen Königs wiederholt sich dieses Argumenta-
tionsmuster, ist es doch wiederum der König von Böhmen, dem /Wer deefores lai/cos we-
gen seiner königlichen Würde der Vorrang gebührt."'" Vor ihm wählen die Erzbischöfe
von Trier und Köln, Ersterer, weil dies auch bisher so gehandhabt worden sei. Letzterer,
weil ihm »die Würde und die Pflicht« obliege, dem römischen König die »erste königli-
che Krone« aufzusetzen.'"" Auch bei den Hofämtern wird der König von Böhmen als
Mundschenk besonders bedacht, da ihm zugestanden wird, bei der Ausübung des Am-
tes nicht die königliche Krone tragen zu müssen, es sei denn aus freiem Willen."'"
In den auf dem Metzer Hoftag erlassenen Ergänzungen zum Nürnberger Geset-
zestext finden ferner die verschiedenen Kronen des Kaisers Erwähnung, die dem Herr-
scher beim feierlichen Zug von seiner Herberge zum Tagungsort des Hoftages vorange-
tragen werden: Noch vor dem Erzbischof von Trier, so heißt es, werde nämlich zuerst
die Aachener und dann die Mailänder Krone getragen, während der Kaiser selbst
mit der Kaiserkrone bekrönt war.'"" Uber das Tragen der Kronen konnte der Kaiser
nach Belieben verfügen und so selbst entscheiden, welchem der »Fürsten von geringe-
rem Rang« er hierdurch eine besondere Ehre zukommen lassen wollte.'"" Bei der Krö-
nung in Aachen kam diese Regelung ohnehin nicht zur Anwendung, da sie sich ledig-
lich auf einen bereits zum Kaiser gekrönten Herrscher bezog.'"" Doch auch wenn bei
der Durchführung nicht notwendigerweise an die sonst andernorts aufbewahrten rea-
len Kronen zu denken ist, scheint es, als ob jene Bestimmung der Goldenen Bulle in der
Praxis nie zur Anwendung gelangte. Sie dürfte vielmehr durch die Vorstellung der
Dreikronenlehre beeinflusst gewesen sein,"'" und auch Karls IV. unmittelbar vorausge-
gangene Krönungen in Mailand und Rom mögen zur Aufnahme dieses Passus geführt
habenV^
Schließlich wurden in den Zusätzen des Metzer Hoftages auch die zentralen Orte
des Herrschaftsbeginns eines »römischen Königs und künftigen Kaisers« festgelegt,
der in Frankfurt gewählt und in Aachen gekrönt werden sollte, um dann in Nürnberg
seinen ersten Hoftag abzuhalten.'""' Begründet wurde diese Regelung mit der langen
1192 Ebd., § 2, S. 58:... fcrcz'o a rege Boozzzz'o, t?MZ Mer olocforos tat/cos ex rcgz'c dzgzzz'fafz's/asfzgzö Me et zzzcrz'fo
ohfz'zzcf prz'zzzacz'azzz.
1193 Ebd.:... socMzzdo a Cofozzz'czzsz arc/zz'opz'scopo, CM/ cozzzpcfz'f dzgzzz'fas zzcczzozz qtyz'czMzzz Rozzzazzorzzzzz reg/ prz-
zzzz/zzz dpadozzza rogZMZZZ z'zzzpozzczzdz. »Pr/'ZZZMZZZ« wird hier als Adjektiv zu »dpadozzza« und nicht als Ad-
verb verstanden (»... zuerst die Königskrone aufzusetzen«).
1194 Ebd., § 3, S. 58: ... prz'zzzz/zzz rzero pofzzzzz rex Boozzzz'o, t?Moz/z tarnen szzh corozza regal/ z'zzxfa przüz'fogz'orzzzzz
rogzzz SM/ cozzfz'zzozzfz'azzz, zzz'sz iz'hera rzofzzzzfafo pod/orzf, non teneh/tnr zzzz'zzz'sfraro. Dieses Recht war den
böhmischen Königen unter Albrecht I. zugestanden (siehe oben, Kapitel 5.5.4) und von Karl IV.
erneut bestätigt worden (ScHNEiDMÜLLER, Die Aufführung des Reichs, S. 83).
1195 Goldene Bulle, c. 26, § 1, S. 83: Porfahzzzzfzzr ecz'an: z'nn/edz'afe ante arc/zz'opz'scopzzzzz Broporozzsozzz sno loco
fransennfen: prz'zzzo A^Hz'sgrazzozzsz's, socMzzdo Modz'ofazzozzsz's corona, et /zoc ante z'zzzporaforozzz dzzzzzfaxaf,
t?M/' /an: z'zzzporz'afz'hzzs esf z'zzfzzfz's decoratns ....
1196 Ebd., S. 83f.: ... t?nas gosfaMzzf aiz't?///' prz'zzcz'pos z'zz/orz'oros ad /zoc per z'zzzporaforozzz z'zzxfa pfacz'fzzzzz dopzz-
fazzdz.
1197 Siehe oben, Anm. 1195.
1198 Bereits Wolfgang Fritz (Goldene Bulle, S. 84, Anm. 76) wies darauf hin, dass die Anweisungen
trotz ihrer scheinbaren Eindeutigkeit keine klare Vorstellung von der Praxis vermitteln und
vermutete eine Beeinflussung durch die Dreikronentheorie (dazu unten, Kapitel 8, Anm. 787).
1199 Vgl. auch die Bezeichnung der Aachener Krönung als przzzza corozzaczo (unten, Anm. 1200).
1200 Goldene Bulle, c. 29, § 1, S. 87:... zzf rogz's Rozzzazzorzzzzz/zzfzzrz z'zzzporaforz's z'zz czüz'fafo Prazzfcozz/brdz'o colo-
hrarofz/r olocfz'o of przzzza corozzaczo A^Hz'sgrazzz cf z'zz opz'do Nzzrozzzhorg przzzza szza rogalz's czzrz'a /zahorofzzr.