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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Bibliogr. antecedent]; Weinfurter, Stefan [Bibliogr. antecedent]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0424

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Wenzel (1376)

409

Rhens versammelten Reichsangehörigen durfte er den Termin des Frankfurter Wahl-
tags feierlich bekanntgeben, ein Privileg, das nach der Goldenen Bulle eigentlich dem
Erzbischof von Mainz zugekommen wäre.'^' Karl erreichte daneben auch die Verschie-
bung des Wahltermins auf den 10. Juni, wie er es zuvor der Kurie hatte zusichern
müssen,'^" und fand so »Mittel und Wege, mit einem geschickten Zuge dem Papste,
dem Erzbischöfe von Trier und der goldenen Bulle gerecht zu werden«, wenn auch un-
ter zeitweiliger Verärgerung des Trierers.'^
Der Kaiser selbst bot gegenüber der Stadt Frankfurt eine gleichsam entschärfte
Version der Vorgänge in Rhens, wenn er zwei Tage später mitteilte, dass aEc wir /(Mr/Mrs-
fen eindrec/hidic/wn on aHe zwei/ange Mud on aHe sfozze seinen Sohn ZM Romsc/wm /(Mnmge
genant Die späteren kufürstlichen Wahlanzeigen verlegen diese noan'nah'o
Wenzels zwar nach Frankfurt, doch hat die Forschung dies schon lange als nachträg-
liche Glättung der Ereignisse im Sinne einer Übereinstimmung mit der Goldenen Bulle
entlarvt.' Diesen am Abschluss der Vorgänge stehenden Wahlanzeigen steht nämlich
das frühere ^enanf-Werden in Karls Brief an Frankfurt ebenso gegenüber wie das

1276 Vgl. die Wahlanzeigen des Kaisers und der Kurfürsten, von denen allerdings weder eine pfälzi-
sche, noch eine Trierer oder Kölner Ausfertigung überliefert ist: Nachdem die Kurfürsten z'a
pomcn'is suMus Rcnscc super hlas Real Trervrensis dt/occsis zusammengekommen waren, hätten sie
sich nach längeren Verhandlungen auf eine gewisse Person geeinigt, die sie zur angemessenen
Zeit und am angemessenen Ort benennen und danach wie es üblich sei feierlich erwählen woll-
ten: cf z'M&a: affissimo dispoMenfe za ccrhzaz pcrsoaaa: coarzcaz'azzzs z'a RoaMaoraa: regea: deMfis loco cf
fempore aoazz'aaadaa: ac posf /zoc af azorz's csf sodcazaz'fc efzgeadaaz. Als Wahltag wurde dann der
10. Juni festgesetzt: t?ac dies aoazz'aacz'oaz's cf cfccfz'oaz's/afarz RomanorHm regis zhz'dcaz z'a poazcn'z's
Rcascc per dz'cfaaz Caaoaeaz arc/zz'epz'scopaaz Trerzcreaseaz z'a azea ef dz'cforaaz coefecforaaz azeoraaz ac
afz'oraaz ecdesz'asfz'coraaz ef secafarz'aaz prz'acz'paaz coazz'faaz izaroaaaz ef aoizzlz'aaz ac copiosa azaffz'fadz'ae
pfeMs z'azperz'z sacrz'/z'defz'aaz exfz'fz'f sodeazaz'fer paMz'cafa (RTA1, Nr. 80, S. 121; Nr. 82, S. 125). Die hier
vorgebrachte Interpretation der Veröffentlichung des Wahltags wendet sich gegen die auf WEiz-
sÄCKER, Rense als Wahlort, S. 31 fußende Deutung bei KLARE, Wahl Wenzels, S. 245, Kuno habe
»dieser beachtlichen Reichsversammlung gegenüber eine persönliche Niederlage« zugegeben.
Vgl. außerdem die folgenden Überlegungen über die bereits in Rhens geschehene aoazz'aafz'o.
1277 Siehe unten, S. 417 mit Anm. 1337.
1278 LiNDNER, Geschichte des deutschen Reiches, Bd. 1, S. 38. Lindner selbst übergeht hier den in
Rhens vorgefallenen Streit zwischen dem Kaiser und den Erzbischöfen von Köln und Trier,
doch fasst sein Zitat die Vorgänge dennoch treffend zusammen. Auch in seinem Aufsatz, der
der obigen Darstellung zugrunde liegt, wird der Streit nur am Rande erwähnt (LiNDNER, Wahl
Wenzels, S. 285). Wichtig ist, dass Karl entgegen der Auffassung Lindners nicht mit einem
Schlag allen Forderungen gerecht wurde, sondern dies erst durch die verschiedenen aufeinan-
derfolgenden Akte bewerkstelligte. Am Ende stand dann die (scheinbare) Befolgung der Golde-
nen Bulle von Anfang an, wie sie in den Wahlanzeigen zum Ausdruck kommt (vgl. WEizsÄCKER,
Rense als Wahlort, S. 43).
1279 RTA 1, Nr. 44, S. 71, Z. 13-15.
1280 Vgl. WEizsÄCKER, Rense als Wahlort, S. 37-40; LiES, Wahl Wenzels, S. 76-78. Skeptisch hingegen
KLARE, Wahl Wenzels, S. 246, ohne jedoch die Argumente der älteren Forschung zur Kenntnis
zu nehmen. In der Sache richtig auch SCHUBERT, Königswahl und Königtum, S. 283f., obgleich
mit der irrigen, gegen Lies gerichteten Annahme, die Wahlanzeige der Kurfürsten spreche ex-
plizit von einer zzozzzzzzafzo in Rhens (Anm. 40). Das Gegenteil ist vielmehr der Fall: Nach dem
kurfürstlichen Schreiben wurde in Rhens der kommende Frankfurter Wahltag festgelegt (dies
zzozzzz'zzacz'ozzz's ef eiecfz'ozzz's), nicht jedoch, wie Schubert annimmt, die Wahl selbst vollzogen (S. 238:
»Die Kurfürsten haben nun behauptet, daß die eigentliche Wahl Wenzels zu Rhens geschehen
sei und haben dies in ihrer Wahlanzeige an Papst Gregor XI. zum Ausdruck gebracht.«).
 
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