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Büttner, Andreas; Schneidmüller, Bernd [Begr.]; Weinfurter, Stefan [Begr.]
Der Weg zur Krone: Rituale der Herrschererhebung im spätmittelalterlichen Reich — Mittelalter-Forschungen, Band 35,1: Ostfildern, 2012

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https://doi.org/10.11588/diglit.34718#0431

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416

Herrschererhebungen des Spätmittelalters

persönlich an die Kurie zu kommen.'^ Da auf dem Nürnberger Hoftag im Frühjahr
1376 mit den Kurfürsten endlich Einigkeit über die baldige Abhaltung der Wahl erlangt
werden konnte, änderte sich jedoch der Tonfall des Kaisers: Lapidar ließ er den Papst
wissen, dass er beabsichtige, seinen Sohn am 1. Juni wählen und ihn »danach in Aachen
ohne unnötigen Aufwand einer längeren Verzögerung« krönen zu lassen. Er selbst
könne die versprochene Reise nach Avignon wegen seiner körperlichen Beschwerden
leider nicht an treten.'^'
Es überrascht nicht, dass dieser Kurswechsel an der Kurie keine positive Auf-
nahme fand. Der Papst schlug dem Kaiser daher vor, erst im Sommer zu ihm zu kom-
men. Sollte er sich auch dann nicht bei besserer Gesundheit befinden, so möge Wenzel
allein anreisen, der Wahltag könne ja auf einen anderen Termin verschoben werden. '^'
Mehr als über die beabsichtigte Wahl wundere er sich jedoch über die beabsichtigte
Krönung, da der Gewählte ohne die Approbation seiner Person und die Bestätigung der
Wahl weder gekrönt werden noch irgendeine königliche Handlung (ucftts regztfs) kraft
der Wahl vornehmen dürfe.'^
Welche Maßnahmen der Papst bei einer Weigerung in Betracht zog, geht aus den
Anweisungen an seinen Gesandten hervor: Hier wurde dem Nichtapprobierten zudem
das Führen des königlichen Namens untersagt, »weil aus ähnlichem Grund Johan-
nes XXII. große Prozesse gegen Ludwig unternommen hat«.'^ Der Papst erinnerte den
Kaiser außerdem an seine eigene Königserhebung,'^" und betonte erneut, dass er ange-
sichts der Prozesse seines Vorgängers nicht mit verschlossenen Augen Zusehen könne,
wie die Kirche provoziert und ein scandahtTW geschaffen werde.'^' Parallel zu den direk-
ten Verhandlungen mit dem König traf man an der Kurie auch auf anderem Gebiet Vor-
kehrungen für die geplante Herrschererhebung Wenzels: So wurde der Bischof von
Lüttich, in dessen Diözese der Krönungsort Aachen lag, im April oder Mai aufgefor-
dert, eine Krönung des Gewählten bis zur Erteilung der Approbation zu verhindern.
Dass man auf päpstlicher Seite für die Durchsetzung des eigenen Standpunkts jedoch

1325 Die frühen Verhandlungen lassen sich nur aus späteren Aufzeichnungen erschließen (siehe
hierzu RTA1, Nr. 62, S. 96, § 4 von Anfang Mai 1376 sowie ebd., Nr. 60, S. 92 und Nr. 61, S. 93, mit
Anm. 2). LiNDNER, Geschichte des deutschen Reiches, Bd. 1, S. 32 nimmt als Beginn der Verhand-
lungen »Anfang 1375« an.
1326 RTA 1, Nr. 60, das Zitat S. 92, Z. lf.: post /zoc Atyuz'sgrazzz s/hc tozzgz'orz's zzzore dz'spezzdz'o sotezzzpzzz'fafe cf
ordz'zzacz'ozze dcNü's corozzefur. Es ist gut möglich, dass der Kaiser dem Brief sogar eigenhändig eine
Entschuldigung beifügte: Sazzcfz'ssz'zzze pater et dozzzz'zze perfz'zzzezzde, tzhezzfer rzezzz'ssezzz modo ad pos, sed
grarzor adduc z'zzfz'rzzzz'fafe rzatde (ebd., S. 92, Z. 16f., dazu Anm. b).
1327 Ebd., Nr. 61, S. 94, Z. 2-7 dies nur in einer der beiden überlieferten Handschriften. Zu den von
der Kurie angeführten Gründen für ein persönliches Erscheinen siehe ebd., Nr. 62, S. 96f., § 6-13.
1328 Ebd., Nr. 61, S. 94, Z. 7-12: Ceferuzzz tz'cef de predz'cfa etecfz'ozze/acz'ezzda, non z'zzzptefz's cozzdz'fz'ozzzhus sulz
tyuzhus z'zz ea oMutz'zzzus cozzsezzfz're, zzzz'rezzzur, de corozzafz'ozze fazzzezz pre/afa SM&secMfMra zzzutfo zzzagz's
cogz'zrzMr adzzzz'rarz, euzzz zzozz approlzafa persozza eteefz et cozzfz'rzzzafz'ozze elecfz'ozzz's zzozz secuta eteefus z'pse
corozzarz zzozz delzeaf zzec actus regz'us rdgore etecfz'ozzz's /zzzjuszzzodz z'zz eo rzet per euzzz rzateaf exercerz.
1329 Ebd., Nr. 62, S. 97 § 15, Z. 28-30:... eteefus z'pse zzec corozzarz delzeaf zzec rex zzozzzz'zzarz zzec actus regz'us
rdgore Izujuszrzodz elecfz'ozzz's per euzzz exercerz, t?uz'a ex sz'zzzz'tz causa dozzzz'zzus /o/zazzzzes XXII zzzagzzos proces-
susyecz'f cozzfra Ludorzz'cuzzz etc.
1330 Ebd., § 16: Karl habe sich vor seiner Approbation nur eteefus z'zz regezzz Rozzzazzoruzzz und nicht rex
genannt und stets auch nur sein markgräfliches Siegel verwendet.
1331 Ebd., § 17
 
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