Karl IV. und die Goldene Bulle (1346-1356)
341
dass Karl insgesamt fünf der sieben Kurstimmen erhielt. Da seit dem wenige Jahre zu-
vor ebenfalls in Rhens festgestellten Weistum über die Königswahl das Mehrheitswahl-
prinzip allgemein anerkannt war/'^ konnte sich Karl trotz der fehlenden beiden Stim-
men von Brandenburg und der Pfalz als rechtmäßig gewählter König fühlen. Die
Neuwahl erfolgte jedoch noch zu Lebzeiten eines regierenden Kaisers, so dass die Wahl
keineswegs allgemeinen Zuspruch gefunden haben dürfte"'" - je nach Standpunkt
konnte sie entweder als gültig oder als null und nichtig angesehen werden.^
Uber den genauen Hergang der Wahl berichten mehrere Chronisten,"^ doch las-
sen sich die dortigen Vorgänge weit besser mittels der an den Papst und alle Reichsan-
902 ZEUMER, Ludwigs des Bayern Königswahlgesetz >Licet iuris<, S. 111 (Rhenser Weistum): ... /zoc
esse de z'ure et zzzzfz'^Mzz cozzsMUMdz'zzc z'zzzperz'z approNfa, t?Mod posf^Mzzzzz zziz'^Mz's a prz'zzcz'pz'IzMS eiectordzHS
z'zzzperz'z zzei a zzzaz'orz parle zzMzzzero eorMzzdezzz prz'zzcz'pMzzz efz'azrz zu dz'scordz'a pro rege RozzzazzorMzzz est eiec-
fns, zzozz z'zzdzget zzozzzz'zzafz'ozze, approFafz'ozze, cozzfz'rzzzafz'ozze, assezzsM zzei azzctorz'tate sedz's apostoiz'ce SMper
adzzzz'zzz'sfrafz'ozze IzozzorMzzz et z'MrzMzzz z'zzzperz'z szde tz'tzzto regz'o assMzzzezzdz's. Vgl. auch S. 111 (Licet iuris):
... Mt eiectMS z'zz z'zzzperatorezz: cozzcordz'fer zzei a zzzaz'orz parte eiecforMzzz ex sota oiocfzözze cezzseatMr et /zatzea-
tMr atz ozzzzzz'tzMS pro zzero et tegz'tz'zzzo z'zzzperatore, et ez'dezzz atz ozzzzzz'tzMS SMtzz'ectz's z'zzzperz'o detzeat otzedz'rz, et
adzzzz'zzz'stratz'ozzezzz et ZMrz'sdz'ctz'ozzezzz z'zzzperz'atezzz et z'zzzperz'atz's potestatz's ptezzz'tMdz'zzezzz tzatzeat et tzatzere ac
otztz'zzere atz ozzzzzz'tzMS cezzseatMr et/z'rzzzz'ter asseratMr. Wie ersichtlich, ging es hierbei um die Zurück-
weisung des päpstlichen Approbationsanspruchs, die Festlegung des Mehrheitswahlprinzips
war eher eine Begleiterscheinung. Vgl. hierzu auch unten, Kapitel 7.3.3.
903 In den Chroniken findet sich gelegentlich der explizite Hinweis, dass die Wahl zu Lebzeiten
Ludwigs geschah (z. B. BERNOULLi, Basler Handschrift der Repgauischen Chronik, S. 49: der tzz
trez'ssers Lndwig zz'ttezz ... crwcif ward; Continuatio Claustroneoburgensis VII, S. 756: dozzzz'zzo Lnd-
wz'co z'zzzperz'MZZZ tMZZC regezzte; Guillaume de Nangis, Continuatio Chronici, Bd. 2, S. 208: Lndootco
Bazzaro adtzMC z'zzzperz'MZZZ MSMrpazzte). Auch der schwierige Herrschaftsbeginn Karls zeigt deutlich,
dass die Mehrheitswahl allein faktisch noch niemanden zu einem allgemein anerkannten Kö-
nig machte.
904 Heinrich von Herford, Liber de rebus memorabilioribus sive Chronicon, c. 100, S. 275: Ltzzdc et
papates dz'xerMzzt, z'psMzzz etectz'ozzezzz cozzzptetazzz tzatzere. fzzzperz'ates aMtezzz ef^aMfores Lodewz'cz dz'xerMzzt,
etecfz'ozzezzz ezlzs pezzz'fMS esse zzMttazzz. Heinrich selbst stand auf der Seite Ludwigs, weshalb er im
Anschluss, basierend auf einem Brief des Pfalzgrafen an den König von Polen, ausführlich die
Gründe für die Unrechtmäßigkeit der Wahl darlegte, wobei er nach Beweggründen, Ort, Zeit-
punkt sowie Art und Weise unterschied (S. 275f.; siehe unten, Anm. 993). Siehe auch die Schrift
Wilhelms von Ockham, De electione Caroli quarti, besonders S. 484: ... zzec faiz's eieccz'o dotzot/z'orz
wüozzfe atz'o z'zzzperafore, fsjef z'zz toco Frazztcozz/Mrf z'zz dz'o ef ferzzzz'zzo prefz'xo per z'iiMzrz, t?MZ tzatzot profzgoro, ad
oizgozzdMZTZ, ef a zzzaz'orz zzMzzzero eiecforMzzz. Sod dozzzz'zzMS KarotMS es! eieclMS a zzzz'zzMS zzerz's eiecforz'izMS, scz'iz-
cef a porz'Mrz's ef prodz'forz'tzMS ac cz'szzzatz'cz's saerz z'zzzperz'z zzMÜazrz tzatzezztz'tzMS aMcforzfafezzz. Zur Bewertung
des kurfürstlichen Vorgehens in der Forschung vgl. den kurzen Überblick bei WALLNER, Zwi-
schen Königsabsetzung und Erbreichsplan, S. 241-243.
905 Zusammengestellt und zumeist vollständig wiedergegeben bei Regesten der Erzbischöfe von
Köln, Bd. 5, Nr. 1339; Regesten der Erzbischöfe von Mainz, Bd. 1,2, Nr. 6138; RI VIII Nr. 233b. Zu
ergänzen sind die kurze Erwähnung bei BERNOULLi, Basler Handschrift der Repgauischen
Chronik, S. 49, Cölner Jahrbücher des 14. und 15. Jahrhunderts, Rec. A, S. 22; Rec. B, S. 35, Jahrbü-
cher des 15. Jahrhunderts aus Nürnberg, S. 122 (falsche Jahreszahl und mit dem deutlichen Ana-
chronismus: warf erweif azzz Roz'zz pez dozzz Uzzzzgs shzi) und Jean le Bel, Vrayes chroniques, c. 41,
S. 202 sowie die verschiedenen Viten Clemens VI. (Clementis VI Prima Vita, S. 245f.; Tertia Vita,
S. 283; Quarta Vita, S. 293; Sexta Vita, S. 307) und Giovanni Villani, Cronica, 1. XII, c. 60, S. 480.
Das Datum der Wahl wird dabei nicht immer exakt angegeben, wohingegen die Auflistung der
an- und abwesenden Wähler zumeist korrekt ist und teilweise auch mit - unterschiedlich ange-
messenen - Begründungen versehen wird (vgl. z. B. Franz von Prag, Cronica Pragensis, 1. III,
c. 20, S. 442; Benesch von Weitmühl, Cronica ecclesiae Pragensis, 1. IV S. 512; Michael de Leone,
De cronicis temporum hominum modernorum, S. 471f., auch bei HETZENECKER, Reichs- und Kir-
chenpolitik des Würzburger Hochstifts, Beilage V, S. 86f.). Wenn der bei Heinrich von Herford,
Liber de rebus memorabilioribus sive Chronicon, c. 100, S. 276 wiedergegeben Brief des Pfalz-
341
dass Karl insgesamt fünf der sieben Kurstimmen erhielt. Da seit dem wenige Jahre zu-
vor ebenfalls in Rhens festgestellten Weistum über die Königswahl das Mehrheitswahl-
prinzip allgemein anerkannt war/'^ konnte sich Karl trotz der fehlenden beiden Stim-
men von Brandenburg und der Pfalz als rechtmäßig gewählter König fühlen. Die
Neuwahl erfolgte jedoch noch zu Lebzeiten eines regierenden Kaisers, so dass die Wahl
keineswegs allgemeinen Zuspruch gefunden haben dürfte"'" - je nach Standpunkt
konnte sie entweder als gültig oder als null und nichtig angesehen werden.^
Uber den genauen Hergang der Wahl berichten mehrere Chronisten,"^ doch las-
sen sich die dortigen Vorgänge weit besser mittels der an den Papst und alle Reichsan-
902 ZEUMER, Ludwigs des Bayern Königswahlgesetz >Licet iuris<, S. 111 (Rhenser Weistum): ... /zoc
esse de z'ure et zzzzfz'^Mzz cozzsMUMdz'zzc z'zzzperz'z approNfa, t?Mod posf^Mzzzzz zziz'^Mz's a prz'zzcz'pz'IzMS eiectordzHS
z'zzzperz'z zzei a zzzaz'orz parle zzMzzzero eorMzzdezzz prz'zzcz'pMzzz efz'azrz zu dz'scordz'a pro rege RozzzazzorMzzz est eiec-
fns, zzozz z'zzdzget zzozzzz'zzafz'ozze, approFafz'ozze, cozzfz'rzzzafz'ozze, assezzsM zzei azzctorz'tate sedz's apostoiz'ce SMper
adzzzz'zzz'sfrafz'ozze IzozzorMzzz et z'MrzMzzz z'zzzperz'z szde tz'tzzto regz'o assMzzzezzdz's. Vgl. auch S. 111 (Licet iuris):
... Mt eiectMS z'zz z'zzzperatorezz: cozzcordz'fer zzei a zzzaz'orz parte eiecforMzzz ex sota oiocfzözze cezzseatMr et /zatzea-
tMr atz ozzzzzz'tzMS pro zzero et tegz'tz'zzzo z'zzzperatore, et ez'dezzz atz ozzzzzz'tzMS SMtzz'ectz's z'zzzperz'o detzeat otzedz'rz, et
adzzzz'zzz'stratz'ozzezzz et ZMrz'sdz'ctz'ozzezzz z'zzzperz'atezzz et z'zzzperz'atz's potestatz's ptezzz'tMdz'zzezzz tzatzeat et tzatzere ac
otztz'zzere atz ozzzzzz'tzMS cezzseatMr et/z'rzzzz'ter asseratMr. Wie ersichtlich, ging es hierbei um die Zurück-
weisung des päpstlichen Approbationsanspruchs, die Festlegung des Mehrheitswahlprinzips
war eher eine Begleiterscheinung. Vgl. hierzu auch unten, Kapitel 7.3.3.
903 In den Chroniken findet sich gelegentlich der explizite Hinweis, dass die Wahl zu Lebzeiten
Ludwigs geschah (z. B. BERNOULLi, Basler Handschrift der Repgauischen Chronik, S. 49: der tzz
trez'ssers Lndwig zz'ttezz ... crwcif ward; Continuatio Claustroneoburgensis VII, S. 756: dozzzz'zzo Lnd-
wz'co z'zzzperz'MZZZ tMZZC regezzte; Guillaume de Nangis, Continuatio Chronici, Bd. 2, S. 208: Lndootco
Bazzaro adtzMC z'zzzperz'MZZZ MSMrpazzte). Auch der schwierige Herrschaftsbeginn Karls zeigt deutlich,
dass die Mehrheitswahl allein faktisch noch niemanden zu einem allgemein anerkannten Kö-
nig machte.
904 Heinrich von Herford, Liber de rebus memorabilioribus sive Chronicon, c. 100, S. 275: Ltzzdc et
papates dz'xerMzzt, z'psMzzz etectz'ozzezzz cozzzptetazzz tzatzere. fzzzperz'ates aMtezzz ef^aMfores Lodewz'cz dz'xerMzzt,
etecfz'ozzezzz ezlzs pezzz'fMS esse zzMttazzz. Heinrich selbst stand auf der Seite Ludwigs, weshalb er im
Anschluss, basierend auf einem Brief des Pfalzgrafen an den König von Polen, ausführlich die
Gründe für die Unrechtmäßigkeit der Wahl darlegte, wobei er nach Beweggründen, Ort, Zeit-
punkt sowie Art und Weise unterschied (S. 275f.; siehe unten, Anm. 993). Siehe auch die Schrift
Wilhelms von Ockham, De electione Caroli quarti, besonders S. 484: ... zzec faiz's eieccz'o dotzot/z'orz
wüozzfe atz'o z'zzzperafore, fsjef z'zz toco Frazztcozz/Mrf z'zz dz'o ef ferzzzz'zzo prefz'xo per z'iiMzrz, t?MZ tzatzot profzgoro, ad
oizgozzdMZTZ, ef a zzzaz'orz zzMzzzero eiecforMzzz. Sod dozzzz'zzMS KarotMS es! eieclMS a zzzz'zzMS zzerz's eiecforz'izMS, scz'iz-
cef a porz'Mrz's ef prodz'forz'tzMS ac cz'szzzatz'cz's saerz z'zzzperz'z zzMÜazrz tzatzezztz'tzMS aMcforzfafezzz. Zur Bewertung
des kurfürstlichen Vorgehens in der Forschung vgl. den kurzen Überblick bei WALLNER, Zwi-
schen Königsabsetzung und Erbreichsplan, S. 241-243.
905 Zusammengestellt und zumeist vollständig wiedergegeben bei Regesten der Erzbischöfe von
Köln, Bd. 5, Nr. 1339; Regesten der Erzbischöfe von Mainz, Bd. 1,2, Nr. 6138; RI VIII Nr. 233b. Zu
ergänzen sind die kurze Erwähnung bei BERNOULLi, Basler Handschrift der Repgauischen
Chronik, S. 49, Cölner Jahrbücher des 14. und 15. Jahrhunderts, Rec. A, S. 22; Rec. B, S. 35, Jahrbü-
cher des 15. Jahrhunderts aus Nürnberg, S. 122 (falsche Jahreszahl und mit dem deutlichen Ana-
chronismus: warf erweif azzz Roz'zz pez dozzz Uzzzzgs shzi) und Jean le Bel, Vrayes chroniques, c. 41,
S. 202 sowie die verschiedenen Viten Clemens VI. (Clementis VI Prima Vita, S. 245f.; Tertia Vita,
S. 283; Quarta Vita, S. 293; Sexta Vita, S. 307) und Giovanni Villani, Cronica, 1. XII, c. 60, S. 480.
Das Datum der Wahl wird dabei nicht immer exakt angegeben, wohingegen die Auflistung der
an- und abwesenden Wähler zumeist korrekt ist und teilweise auch mit - unterschiedlich ange-
messenen - Begründungen versehen wird (vgl. z. B. Franz von Prag, Cronica Pragensis, 1. III,
c. 20, S. 442; Benesch von Weitmühl, Cronica ecclesiae Pragensis, 1. IV S. 512; Michael de Leone,
De cronicis temporum hominum modernorum, S. 471f., auch bei HETZENECKER, Reichs- und Kir-
chenpolitik des Würzburger Hochstifts, Beilage V, S. 86f.). Wenn der bei Heinrich von Herford,
Liber de rebus memorabilioribus sive Chronicon, c. 100, S. 276 wiedergegeben Brief des Pfalz-