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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (4) — 1922 (Mai bis August)

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Nr. 101 - Nr. 110 (2. Mai - 12. Mai)
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https://doi.org/10.11588/diglit.48723#0043
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jahrzchnteliange Untcrdrückttngsshstem nicht unettvähitt zu lasse«,
'da-Mt Die wirklichen RMolssikhrer vor den Vertretern 'des Deuischcn
Boltes «Ehrend gekmuzeMrei werden können. Die ovsamswrre
Arbeiterschaft Leiurens aber verlangt, daß unverzüglich Vas «nuö-
«ge PMzemufgebot zurückgeZogm svird. Dadurch kann die Ein-
Wohwerschaft am ersten wiöder zur Ruhe gelangen.
Das badische MMsterium Des Innern, das sich für diesen
Kumpf sehr zu interessieren scheint, aber möchten wir bitten, so
hakd wie möglich die dazu nötigen Schritte oinzuleftm, Dansit We-
ser schwere Kamps nicht tu »nichtiger Weise verschärft wird. Much
die ZemsntarSeiter, die so viel proletarisches Ghrgeftchl besitzen
und nicht aus Kommando dsutschnation« sein wollen, haben ein
Recht daraus, die in der Reichsverfaffung aaranttertm staats üür-
«eMchsn Rechte zu beanspruchen.
De.N A. D. G. B. MW ft'ivdLurschen
MeisllKrhsiisrstVei?.
Aus Berkin wird uns mitgeteilt:
Der Ausschuß des Allgemeinen Deutschen GewerkschaftSöun-
des hm sich in seiner letzten Sitzung eingehend Mit dem Kampf
in der süddeutschen Metallindustrie beschäftigt. Der
Ausschuß hat in einem Beschluß „die große Bedeutung dieses
Kampfes für dis gesamte Arbeiterschaft anerkannt und den im
Kampfe stehenden Arbeitern seine vollen Sympathien
ausgesprochen." Der Beschluß fordert die GewsrkschaftsvorMnde
auf, alle Maßnahmen zu treffen, um den Kamps nachhaltig zu
unterstützen. Als erste Maßnahme dieser Art wurde eine finan-
zielle Unterstützung der streikenden und ausge-
sperten Metallarbeiter durch die Erhebung von Extra-
beitrkgrn gntgehritzen.

KSwMNnaLeS.
Nochmals die BürgerauSschußsttzung in Tauberbischofsheim.
Hinsichtlich des in Nr. 95 Ihrer Zeitung vom 24. 4. 22 unter
Kommunales Mer die Bürgerausschutzsttzum in Tauberbischofs-
veim veröffentlichten Artikels bitte ich unter Hinweis auf 8 11
des Pressegesetzes nm Aufnahme nachstehender Berichtigung in der
nächsten Nummer Ihrer Zeitum:
Es ist nicht wahr, daß er (der Unterzeichnete) sich vom Ge-
metnderat die DieiMvohnung des ReMchuwirektorS wider
le gliche Verordnung zu einer Zeit bereits zusprechen ließ,
wo letzterer weder schon ansgezogen war, noch auch der Termin
seines Auszugs feftstand.
Wahr ist vielmehr, daß der GemeinDerat dem Unterzeichneton
die Wohnung des RcalschulNrektors zusprach, daß der Gemeinde
rat aber nach seinem Vertrage nur verpflichtet ist, eine Wohnung
für den Realschuldirektor zur Verfügung zu stellen und das; eine
Wohnung honte noch zur Verfügung steht und zwar eine Wohnung
von derselben Anzahl Zimmern und in demselben Gebäude.
Es ist nicht wahr, daß er (der Unterzeichnete) — je nach dem
Wetter — einmal schwarz, einmal rot, z. Zt. „neutral" (Ge-
meinnützige Vereinigung) schillert.
Es ist auch nicht wahr, daß Herr Greulich bereit gewesen Wäre
kni entsprechenden Aussichten der SoziaHdem. Partei vetzutreten.
Wahr ist vielmehr, daß der Unterzeichnete weder dem Zen-
trum noch der SozMdsmoLvatie zu irgend einer Zeit aingohört
hat, daß ex Mer von einer für die sozMdsm. Besirlsorganisasion
Tauberbischofsheim maßgebenden Person Mm Eintritt in die
Sozialdeur. Partei aufgefordert würde, den Eintritt aber abgcwhui
^llr. Greulich, Nechtsaiiwalt.
Slnnwrkung der Redaktion: Gegenüber dieser „Berichtigung",
Vie eigentlich mehr eine Bestätigung Äs Berichtigung unserer An-
gaben darstellt, halten Wir unsere Behauptung durchaus aufrecht,
insbesondere die Tatsache, daß Herr Greulich sich besagte Woh-
nung wider jegliche Verordnung zusprechen ließ. Wir
kommen auf die Wohnungsaffäre noch zurück und werden dann
auch Gelegenheit haben, Die Tätigkeit des genannten Herrn als
Vorsihcudcr des Mieteinigungsanttes gebührend zu beleuchten.
--' -
Aus dem Parteileben.
Lauda. (Generalversammlung.) Am Freitag, dm
5. Mai, abends s Uhr fand im Lokal des Genosse,: Josef Bank
Ge-nemrverfammlmtg mit folgender Tagesordnung statt: Ge-
schäftsbericht, Kassenbericht, Neuwahl und Verschiedenes. Gen.
Heck eröffnete die Versammlung und dankte den Genossen für ihr
zahlreiches Erscheinen. Gen. Dürre verlas hierauf das Proto-
koll, das mit größter Zufriedenheit aufgenommen wurde. Gern
Heck erstattete dann den Geschäftsbericht. Er verstand in klaren
Worten den Genossen Aufklärung zu geben, besonders deutete er
aus Ne bevorstehenden Gemeindew-ahlen hin, daß ein jeder das
Möglichste tun solle. Hierauf übergab er Gen. Schwarz das
Wort zur Erstattung des Kassenberichts, der in Ordnung befunden
wurde. Ms Revisoren wirkten die Gen. Roattshrer Dörner
und Stetter. Gen. Stetter dankte den, Gen. Schwarz für Ne
«w Kaffmverwaltunig und erteilte ihm Entlastung. Hieraus
schritt man zur Neuwahl der Vorstandschaft. Als Wahlvorsitzen-
der wurde Gen. Stetter gewählt. Dieser dankte dem gesamten
Vorstmch sowie den Unterkassierern für ihre Mühe und Arbeit und
ersuchte die anwesenden Genossen wieder die alte Vorstandschast
zu wählen, was mit großem Beifall ausgenommen wurde. Genc
Zetter übergab wieder dein Gen. Heck den Vorsitz. Gen. Heek
AEe für das Vertrauen der Genossen und bittet, man möge die
Vorstaichschast in weitgehendem Maße unterstützen, damit im kom-
menden Geschäftsjahr wir wieder einen Aufstieg in der Partei
zu verzeichnen Haven und betonte, daß es Pflicht eines jeden Ge-
nossen ist, die Parteipresse zu unterstützen.
- -
Aus der Stadt.
Geschiss iskalerder.
Ivs/- diärz. 1805: Friedrich Schiller in Weimar gestorben. —
1854: Der Journalist WWYelm Wolff („Kasematten-Wolft") zu
gestorben. 1919: Deutschland übergibt der Entente
ein Volkerbnndsprograinni. —

ParLeinachrühLerr.
Donnerstag abend 7 Uhr im Partoisetretariat
Sitzung des Orisvereinsvorstandes.
stnzüudeten, glaubten ste Wohl, daß Sie und Alec Stone darin
Men."

Der Bergt; au ptma
„Ste wollen den
ste seine andere Straf
senden ersinnen könne.

Rieb ernst.
sitz zerstören" — fuhr Hal fort — weil
r As Habgier und Tyrannei Der Bestt-
Aber Lotton, stellen Sie sich einmal vor,

wenn jemand diesen Köpfen eine andere Idee bsibrächte, ihnen
mgen würde: „Zerstört nicht den Besitz, nehmt ihn fort!"
Der andere starrte ihn an: „Fortnehmen? Das also ist Ihr
Moralbsgrifs?"
„Es wäre jedenfalls moralischer, als Die Methode, durch die
Mr Peter erworben hat."
„Bon was für einer Methode sprechen Sie?" — entrüstete
M der Bcrghauptmann. — „Soviel ich weiß, hat ex dafür den
Marktpreis bezahlt."
(Fortsetzung folgt.)

PMWW, » Ml BM.

Gespräch.
Sie saßen erst eine ganze Weile stumm in der Bahn neben-
einander. Der Wagen ratterte und schaukelte von Station zu Sta-
tion. Sein eintöniges Stampfen hatte etwas Einschläferndes.
Und vor den Fenstern rollte di« Landschaft vorüber: ein ganz zart
getöntes Frühlingsbild, mehr Knospen als frisches Blattgrün un-
ter einem weißgetupsten, kalten Himmel.
Irgend eine Zufälligkeit hatte ein Gespräch ausgelöst. Ein
leises, flüsterndes Wortewechseln. Ein zaghaftes Fragen, ein scheu-
es Anbeuten, wie man ihm häufig bei Menschen begegnet, die sich
noch nicht kennen und doch gern kennen lernen möchten.
In der vierten Wägenklasse hat man überhaupt eigentlich nur
zweierlei Arten von Gesprächen: laute, lärmende, leicht in Zank und
Streit ausartende und ganz schüchterne, die nur Mit verhaltener
Stimme geführt zu werden pflegen. Und viel mehr als zwei
Themen werden nur fetten abgehaspelt. Wo die Zote fehlt, da singt
die Not der Zeit ihr Leid. Und die Not der Zeit war es auch, Ne
den beiden Wageninsassen die Zunge löste.
O, sie hatten sich so viel zu sagen, die beiden Frauen. Und sag-
ten doch beide das gleiche. Denn derselbe Kummer hatte jeder das
Herz erfüllt. Und wer da als stiller, unfreiwilliger Lauscher mit
halbem Ohr die Flüsterworte vernahm, der wußte gar bald, daß
da zwei Märtyrinnen auf harter Bank saßen, denen, die Dornen-
krone der Not tief in die Stirn gedrückt war. Und der Wunsch
wurde in dem Lauscher lebendig, Daß das Ausland einmal diese
Menschen kennen lernte, und nicht nur nach jenen unsere Heimat
und ihr wirtschaftliches Können beurteilte, die in den Cafes und
Dielen und Kinos der Großstädte ihr Parastdendasein verbringen..
Das verschmachtende, langsam dahinsiechende Deutschland faß
hier im Wagen vierter Klasse, ergeben, tränenlos und doch bluten-
den Herzens. Und von draußen schaute ein fröstelnder Frühling
durch Ne Scheiben....


Ein Nachwort zmn L. Mai.
Nach bereits einer Woche Uevcrlegung widmete endlich auch
das demokratische (?) „HeidelbergerTageblatt" in seiner
Samstagnummer dem 1. Mai ein Nachwort. Und zwar ein Nach-
wort, das weiter nichts bedeutet als eine Verächtlichmachung
des 1. Mar als Feiertag. Das „Tageblatt" schreibt zu Anfang
seines Artikels wörtlich:
„Es ist schon ein seltsam Ding, wenn die so geplagten und
gehetzten Menschen von heute über einen Feiertag zetern. Und
doch haben wir selbst und mit uns hat die weitaus überwiegende
Mehrzahl der Bevölkerung deutlich genug zum Ausdruck gebracht:
die Maifeier in Gestalt allgemeiner Arb eitsruve
ist nicht mehr vertretbar, ja ein solcher Luxusfeiertag ist ein Un-
fug, zumal er als „Tag der Arbeit" propagiert wird. Man
braucht kein Pharisäer zu sein und kein Sozialistenfresser, wenn
man diesen Standpunkt einnimmt. Gewiß: der Gedanke eines
Weltfeiertags ist unzweifelhaft schön, viel zu schön, um jemals
Wirklichkeit zu werden."
Das „Tageblatt" sucht dann ferner zu beweisen, daß es heute
keinen Kampf mehr um den Achtstundentag in Deutschland gibt,
und es führt dann weiter aus: „Man könnte sich fast Demonstra-
tionen auf der anderen Seite für berechtigter vorstellen, die sich
für die Voll-Ausuütznng des Achtstundentags und gegen seine
Schematisierung richten." Das Demokratische Blatt zieht schließlich
seine Folgerung:
„Bleibt eigentlich nur der internationale Charakter des Tags
und der des Klassenkampses. Gerade von diesen Gesichtspunkten
aus jedoch bedeutet ein Zwangsfetertag eine schlimme Verken-
nung demokratischer Grundsätze. Und aus den gleichen Gesichts-
punkten heraus ergibt sich auch die Berechtigung des Verlangens,
den ersten Mai im nächsten Jahr auch in den Ländern nicht mehr
als gesetzlichen Feiertag zu begehen, in denen er Heuer begangen
Wurde. . . . Wenn etwas dem deutschen Volke nottut, so ist es
eine Intensivierung der Arbeit, nicht aber Produktionssabotage,
und es ist der Geist nationaler Zusammengehörigkeit, nicht aber
der des Klassenkampses."
Wenn man die Praktiken des „H. L." nicht kennen würde,
könnte Man es für naiv halten, aber die Sache verhält sich doch
etwas anders. Das „H. T." beweist ja tagtäglich, daß es nichts
übrig hat für das arbeitende Volk, es vertritt ausdrücklich die
Interessen des Geldsacks. Wenn das „H. T." den Maiseiertag
als Unfug bezeichnet, so müssen wir schon sagen, daß eine solche
Ausdrucksweise niedriger gehängt zu werden verdient. Ein Unfug
ist es, daß in Deutschland noch Hunderttausende von Prassern und
Schlemmern leben, die von der Arbeitskraft der Arbeiter ihr Tage-
dtebcleven stiften. — Das ist ein Unfug. — Und in diesem Zusam-
menhang schreibt das „H. T." von nationaler Zusammengehörigkeit
und bekennt sich als Gegner des Klassenkampses.
Der Kampf in der Metallindustrie beweist uns zur Genüge,
wie es um den Achtstundentag steht und der Kampf für Zementwerk
Leimen gibt jedem Unbefangenen den schlagenden Beweis, daß eS
um die Niederknüppelung der Arbeiter geht. Gebe die Arbeiter-
schaft den Klassenkampf aus, dann wäre die Arbeiterbewegung er-
ledigt und die rücksichtslose Ausbeutung würde von den Kreisen
erfolgen, die heute nach nationaler Zusammengehörigkeit rufe,:.
Mit solchen Subjekten eine Gemeinschaft einzugehen, lehnt die
Arbeiterschaft ab, denn sie Weitz zu genau, daß sie nur ein siegreicher
Kampf, der zwischen Kapital und Arbeit ausgetragen werden mntz,
befreien kann.
Das klassenvewutzte Proletariat begeht auch in Zukunft seinen
Wettfeiertag, weil es für hehre Ziele kämpft, die eben einfach von
vielen nicht begriffen werden, weil sie es nicht wollen, darunter
auch vom „H. T." nicht. Das tut aber nichts zur Sache. Die Zeit
marschiert und Ne wird auch nicht vom „H. T." aufgehatten.

Die körperliche Musbildrmg als Mittel der
Erziehung.
Am Mittwoch abend hielt Herr Professor Dr. Ritter von
Baeyer den vorletzten Vortrag in der Reihe der Erziehungsfragen
über das Thema: „Die körperliche Ausbildung als Mittel der Er-
ziehung". Der Redner betonte zunächst den enge»: Zusammenhang
zwischen körperlicher Ertüchtigung und geistigen Fähigkeiten. Die
körperlichen Hebungen tragen zur Bildung der Geistesgegenwart,

Klugheit und Ucberwiudon von Schwierigkeiten, zur Schärfung de
Sinne und des Auffassungsvermögens und zur Stärkung der Be-
sonne),heft bei. Allerdings, darf die Bedeutung dieses Zusammen-
hangs nicht überschätzt werden, denn eine übertriebene Betonung
und eine falsche Anwendung der Körperkultur kann gerade das Ge-
genteil erreichen und in intellektueller, moralischer u. ästhetischer Be-
ziehung großer Schäden nach sich ziehen. Eine der Hauptgefahren
des Sports für das geistige Leben der Jugend besteht in der Zer-
streuung und Ablenkung von der geistigen Arbeit, und es mutz hier
gesagt werden, datz der Intellekt ost durch körperliche Anstrengungen
mehr Schaden als Nutzen erfährt. Und ähnlich verhält es sich auf
moralischem Gebiete. So hoch wir auch die Förderung man-
cher sittlicher Eigenschaften wie etwa Kameradschaftlichkeit, Hilfs-
bereitschaft, enthalsame Lebensweise, Wagemut und Selbstver-
trauen bewerten müssen, dürfen wir doch nicht blind sein gegen die
nachteiligen Charakterzttge wie etwa Prahlerei, Rechthaberei, Eitel-
keit, Sportproletentum und Faulheit zu geistiger Arbeit, die hier-
durch großgezüchtet werden können. Auch aus ästhetischem Gebiet
ist die Doppelseitigkett der reinen körperlichen Ausbildung unver-
kennbar. Mag auch der Sinn für schöne Körperhaltung und Bewe-
gung, die Liebe zur Natur in vieler Hinsicht geweckt werden, sobald
der Wettkampf oder übertriebene sportliche Betätigung in Frage
kommt, treten diese Interessen ost vollständig in den Hintergrund.
Nur Ne Harmonie körperlicher und geistiger Ausbildung kann die
Menschen schaffen, die wir brauchen. Anr vollkommendsten haben
die alten Griechen dieses Ideal verwirklicht, indem sie körperlich
und geistige Kultur zu einer edlen Einheit zusamMenschlossen.
Unter diesen Gesichtspunkten müssen Sei der körperlichen Ausbil-
dung des Jugendlichen folgende Ziele im Auge behalten werden;
Kräftigung der Muskulatur und der Knochen, Geschmeidigkeit der
Gelenke, Kräftigung und Gewandheil sind hauptsächlich zu erstreben.
Dabei müssen Ueberanstrengungen unbedingt vermieden werden,
da Herz und Lunge dadurch stark in Mitleidenschaft gezogen werden.
Die Systeme, die uns bis heute zur Verfügung stehen sind das
schwedische und das deutsche Turnen; ersteres ist durch die langwei-
ligen Haltungsübungen für den Jugendlichen nicht geeignet, letz-
teres, das fett Jahn im deutschen Volke überall Verbreitung ge-
funden hat, hat den großen Vorzug, daß alle Körperteile gleichmässig
bewegt und durchgebildet werden. Bedauerlicherweise hat sich die-
ses deutsche Bewegungsturnen immer mehr in die geschlossenen
Hallen zurückgezogen und verhindert somit die kräftigende Einwir-
kung der frischen Lust aus den jugendlichen Körper. Aus dem Tur-
nen entwickelte sich Ne Bewegungsschule, aus der Bewegungsschule
leiteten sich die komplizierten Hebungen ab und es entstand allmäh-
lich das Reigenturnen, welch letzteres durch seine groben Anfor-
derungen an Körper und Geist gesundheitlich nicht förderlich ist und
statt zu natürlicher Grazie, zur Posse erzieht. Auch die rhythmische
Gymnastik erfüllt nicht allseitig die gestellten Anforderungen, weil
sie nicht den ganzen Körper gleichmäßig bewegt und nur für solche
Jugendliche zu empfehlen ist, welche angeborenen Sinn für RYHt-
nms haben. Nicht ohne Beunruhigung für manche Höver (vor
allem Ne Fröbelanhänger) äußerte sich der Redner über die Schat-
tenseiten in den Kindergärten. Er bemängelte die große Inan-
spruchnahme des kindlichen Geistes und Auffassungsvermögens und
den Zwang zum Stillesitzen Lei einseitiger Betonung der Handfer-
tigkeit. Die Vortragsleitung wird sich zu diesen letzteren Gedanken
bei Beginn des nächsten und letzten Vortrages am kommenden Mon-
tag noch äußern. Der Redner kam nun zu dem Schluffe, daß die
Körperbewegung so gestaltet werden müsse, datz sie die Gesundheit
und Gewandhett der Jugendlichen fördert. Die halbwüchsige Ju-
gend darf vor allem nicht einseitig zum Sport hingedrängt werden.
Wir haben heute die Aufgabe, die Jugend auch zur Kultur zurttck-
znführeir.

Vortrag zu Gunsten des elfaß-lothr. Gtudentenvundes. Mm
Frettcsg, den 12. MN abends 8 Uhr, findet ein Vortrag von
Guido Kno erz e^c aus eigenen Schriften im Hörfaal 7 im
Wen Kollsgienhaus statt. Der Ertrag fließt in die Kaffe Des El-
saß-lothringischen Student-enbundes. (Karten zu 8—, 5.— u. 3.—<
Mk. an der Abendkasse am Hörsaal von 7.45 Uhr ab.
SS Jahre Beisitzer des GewervegerichtS. Mm 7. Mai waren
es 25 Fahre, daß unser Genosse Stadtrat Daub als Beisitzer beim
Gewervegertcht tätig ist.
Süddeutsches Trachtenfest in Berlin. Nach mchrmonatlicheu
Vorbereitungen der süddeutschen landsmannschaftslichen Vereini-
gungen der Badnsr, Württemberger und Bayern in Berlin wird
am 21. Mai in Berlin am Zoo ein großes süddeutsches Trachten-
fest stattfinden. Aus diesem Anlaß wird auch der badische Werbe-
film „Vom Neckar durch den Schwarzwald" gezeigt werden.
Ans der Beamtenschaft. Wie der Staatsanzeiger meldet wur-
de Anstaltsarzt Dr. Walter Moog an der Heil- und Pflegeanstall
Emmendingen zum Bezirksarzt in Bühl, Anstaltsarzt Dr. Hans
Göckel an der Heil- und Plegeanstalt in Wiesloch zum Bezirksarzt
in Meßkirch ernannt.
Der Töter ermittelt? Wie wir erfahren, soll der Täter, der
die Sprengungen an der Drahtseilbahn des Zementwerkes Leimen
vorgenommen hat, ermittelt sein. Es soll aber kein Arbeiter des
Werkes Leimen sein, sondern ein Arbeiter, Der in der Fuchs'schen
Waggonfabrik beschäftigt ist. Er Wird als nicht zurechnungsfähig
geschildert. Bei dieser Gelegenheit möchten wir nochmals aus
das nicht gerechtfertigte Verhalten Der Behörden verweisen, das
sie bei Den Verhaftungen an dm Tag legte. Mau verhaftete nur
jo Darauf los. Es galt eben, Arbeiter eines VerSMHns zu
beschuldigen.
Polizeivericht vom 8. Mm. Fest genommen wurden: ein
Lokalbeamter wegen Unterschlagung anvertranter Gelder im Be-
trage von 4» 000 Mk. und eine ledige Schneiderin aus Speyer Wege»
Gewerbsunzucht. — Zur Anzeige gelangten 35 Personen, dar-
unter ein hiesiger Fischer wegen groben Unfugs und Beamten-
beleidigung, zwei Personen wegen groben Unfugs, zwei Ruhestörer
und vier Krastfahrzeugführer wegen übermäßig schnellen Fahrens.
— Gestohlen wurde von unbekannten Tälern in der Zeit vom
6. bis 8. Mai aus einem Fabrikanwesen in der Eppelheimer Straße
etwa 80 Meter zusammengerolltes Oelpapier im Werte von 200 Mk.

M.-M-Amin MMmz"
sammlunA. Das Erscheinen aller Sänger ist unbedingt notwendig.
10—12 und 4—6 Uhr. Auskunft in allen Arbertcreechtsfragsn.
ArbeiLSrjugerrd.
Dienstag, den 9. Mai, abends ^8 Uhr: JUsendausschutz-
sitzung. Pünktliches Erscheinen notwendig.
VersaMMlungskalerrdL^
Psafsengrund. Mittwoch, den 10. Mai, abends 8 Mr in: Schul-
haus ösfentl. Versammlung Tagesordnung: „Die
politische;: und wirtschaftlichen Kämpfe der Gegenwart." Re-
ferent: Landtagsabgeoridneter Stock.
Leimen. Mittwoch, Den 10. ds. Nits., abends 8 Uhr im Lokal
MM „Rötzle" Parteimitgliever-Bersammlung.
Um vollzähliges Erscheinen wird ersucht.

StadtLheKLZr-SpielpLarr.
Dienstag. 9. Mai, Miete N: „Hans Sonnenstötzers Höllenfahrt",
Anfang 8 Uhr.
Mittwoch, 10. Mai, a. M.: „Romeo und Julia", Anfang 8 Uhr.
Donnerstag, 11. NM, Miete B: Maskottchen", Anfang 8 Uhr.
Freitag, 12. Mai, a. M.: „Die R-egimeittstochter", Anfang 8 Uhr.
Samstag, 13. Mai, a. M.: „Großstadtluft", Anfang 8 Uhr. Vor-
stellung zu Keinen Preisen.
Wegen Erkrankung von Frau Schott gelangt morgen abend
statt „Die Ratten" „Romeo und Julia" zur Mssührmtg.
Mittwoch, 10.. Mai, a. M.: „Romeo und Julia" Ans. 8 Uhr.
 
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