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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (4) — 1922 (Mai bis August)

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Nr. 121 - Nr. 130 (26. Mai - 7. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.48723#0179
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Seitens des Regienmgsvertreiers wurde daraus htugewieseu,
das; dies grundsätzlich anerkannt ist, indem die Unterstützungen
entsprechend dein Reichsversorguugsgesetz vom 12. Mai 1920 ge
wührt werden. Wegeit Erhöhung der Unterstützung liegt ein
Gesetzentwurf dein Reichstag vor, der im zuständigen Ausschuß
schon erledigt ist. Vorschüsse, entsprechend der dadurch eiugetrete-
den Erhöhung sind seitens der badischen Regierung schon zur Aus-
Milttng gelangt. Im übrigen begrüßt sie es, wenn das Gesetz im
Reichstag bald zur Verabschiedung gelangt und bittet, in diesem
«inne auf die badischen Reichstagsabgeordneteu einzuwirken.

Der Ausschuß für Rechtspflege und Verwaltung
hielt am Donnerstag nachmittag, de» 1. Juni, wiederum eine
Sitzung ab. Einige Gesuche wurden durch Uebergang zur Tages-
ordnung erledigt.
. Ueber das Gesuch des Invaliden L. Kary in Heidelberg be-
achtete Abgeordneter Raus ch. Er wies daraus hin, daß in der
Rechtsprechung bei der Unfallversicherung immer noch gegenüber
den Versicherten erhebliche Härten beständen. Im allgemeinen
würde ein Unfall, der bei,» Zu- oder Abgang zur Betriebsstätte
«Weht, nicht als entschädigungspslichtig anerkannt werden. Das
Gesuch musste durch Uebergang zur Tagesordnung erledigt werden,
weil der Landtag nicht zuständig ist.
Eine längere Aussprache ergab sich Lei dem von allen weib-
iichen Mitgliedern des Landtags gestellten Antrag wegen Zahlung
einer Abfindungssumme an verheiratete Beamtinnen. Der Antrag
owrde von Frau Abg. Beyerls begründet. Sie führte aus, das;
Antrag durch die natürlichen Verhältnisse der Trau begrün-
det sei.
Die Berichterstatterin Frau Abg. Fischer stellte sich aus den
Kelchen Standpunkt und führte an, daß andere Staaten eine Av-
'wdung bei Eintritt der Mutterschaft bereits gewähren.
Von Zentrumsseite Wurden dagegen Bedenken geäußert.
Der Regierungsvertreter gab die Zahl der badischen Beamten
bekannt. Es sind beschäftigt im badischen Staat am 1. April 22
A212 Beamte, darunter 2991 weibliche, das sind 13,5 Prozent,
^er größte Teil davon entfällt auf das Unterrichtsministerium,
Und zwar 2368, hiervon sind nur 44 verheiratet.
Der Regierungsvcrtreter unterstützte den Antrag. Der Aus-
'chuß nahm den Antrag: „Der Landtag wolle beschließen, die Ne-
uerung zu ersuchen, bei der Reichsreglerung dahin wirken zu
wollen, daß möglichst bald den verheirateten -Beamtinnen der
Austritt aus dem Staatsdienst dadurch erleichtert werde, daß ihnen
owe entsprechende Abfindungssumme gewährt wird", einstim-
wig an.

Aus dem ParLeilebeu.
Der FaA Lensch und die Partei.
Das Mitglied der Sozial-«,,. Partei Pros. Dr. Pan! Lensch
ist als Chefredakteur an die „Deutsche Allgemeine Zeitung" beru-
Wn worden. Lensch ist schott seit längerer Zeit Mitarbeiter der
"D. A. Z." und es hat dieses Verhalten in der Partei schon sehr
ost mißfallen. Zu der Ueveru-ahme der Chefredaltion schreibt di :
-Chemnitzer Volksstimme":
Zunächst die Feststellung einiger BiüscnwahlhsitM. Die Zu-
gehörigkeit zu unserer wie zu jeder -anderen Partei ist abhängig
Von der Erklärung, die in jedem Mitgliedsbuch zu finden ist, daß
Wan Mr Forderungen und Ideale der Partei ei-nz-ntret«, bereit
ist. Damit ist der Pflichtenkreis bestimmt. Allerdings kann die
Auffassung, wie weit man in der Erfüllung dieser Pflichten gehen
stwlst, je nach der persönlichen OP-serfähchgkci-t verschieden sein. So-
zialdemokraten haben für ihre Sache das Leben hingegcben, haben
Verbannung und Zuchthausstrafen' ans" sich genommen, und die
Kauze Geschichte der sozialistischen Arbeiterbewegung ist überreich
an schweren Opfern. Ob der weithin sichtbare Führer sein Leben
osttsetzte oder das Heer der Namenlosen durch schwarze Listen und
Aussperrungen schmerzhafte Wunden erlitt — immer war die
Ehre, Sozialist zu sein, untrennbar damit verbunden, für die
Sache kämpfen und leiden zu dürfen. Das Gegenteil aber, daß ein
eingeschriebenes Mitglied der So-zin-ldemokmtischeu Partei öleiben
eingeschriebenes Mitglied der Sozi-a-ldemokratischen Partei die
.S«he -des Sozialismus bekämpft und trotzdem Mitglied der Par-
bleiben kann, ist ein solch unfaßbarer Widerspruch, das; man
kein Won darüber zu verlieren braucht.
Der schärfste Gegner des Sozialis-nms irr Deutschland ist Stin-
"cs. Ex jst pas Kraftzentrum des Hochkapitaltsmus, dessen Be-
stittguug wir anstrevcu. Er baust nicht nur Bergwerke und Fabri-
ken, sondern schafft sich auch durch den Erwerb zahlreicher Zeituu-
K» ein R-iesenPropaganda-Uniternehmen, von dem aus er in tau-
senden von Kanälen die Gehirne der Menschen kapitalistisch beein-
flußt. Der Kopf dieser Propaganda ist die „Deutsche Allgemeine
t-eituM". ttud nun kommt das Frappierende, das Widersinnige:
Der Chefredakteur an diesem Hauptorgan zur Bekämpfung des
Sozialismus ist Pros. Dr. Paul Lensch, der geschmackloser-
wcise immer noch ein Mitgliedsbuch -der S.P.D. in der Tasche
trägt.
Nach Meldungen bürgerlicher Blätter „wird nunmehr der
Zsutmlvorstand der Sozialdemokratischen Partei sich mit dem
Fall Lensch beschäftigen, und es ist wahrscheinklich, daß das Mus-
kchlußvers-cchren gegen Lensch eingeleitet wird."
Leider ist diese Meldung verfrüht und sie wird vorn ,Vor-
wärts" dementiert, der feine Hoffnungen dann auf folgende Lö-
lüW fetzt:
„Da es sich hier um ein ziemlich weit rechtsstehendes Blatt
handelt, dürfte der freiwillige Austritt des Parteimit-
Ätedes, das seine Leitung übernommen hat, zum mindesten aber
seine taktvolle Zurückhaltung vom inneren Parteileben die von
selbst -gegebene Lösung sein."
Das Taktgefühl Paul L-enschs ist zu bekannt, als daß mau dar-
über Worte Verlieren könnte. Die Frage ist hier vielmehr grund-
sätzlich zu stellen, ob ein Politiker, der auf Grund seiner Stellung
die Verpflichtung übernommen hat, gegen den Sozialismus zu
mutpsen, nicht automatisch aus der Partei a-usfcheidet. Und es
m nicht etwas reichlich viel verlangt, von einem Parteimitglied
Zurückhaltung zu erwarten, wenn dieser M-aun Hauptschriftleiter
eines Stinnes-Or-gans ist und joden Tag kapitalistische Gcdankeu-
llänige vertreten- muß? Der große Geld schrank des Trnstkörrigs ist
wirAich Mn luftleerer Raum, irr dem malt sozialistische Gru-nd-
mtze konservieren kann. Wo soll es hinkouNuen, wenn offen a-uf-
'ketende Gegner unserer Weltanschauung in unserer eigenen Par-
wi nisten und zur Freude der Bourgeoisie und z-um Schaden des
Proletariats regelmäßig als Kronzeugen für die Unrichtigkeit un-
srer Idee angeführt werde»?
Wir dürfen den Greuzbezlrk für die Meinungsfreiheit gewtß
nicht ins Unendliche logen. Glacehandschuhe sirid gut, aber im
harten Kamps der Weltauschalmngen ist ein fester Eingriff ost
notwendig, nm den Parteiorganismus vor Knochenfraß zu schlitzen.

Kommunales.
Tchönau. (AWA dem Ge m-ei n-derat.) Wegen ernn-
^wer Erkra-nkuM des Bürgermeisters Reichwein führt Gemein-
"auer, als Stellvertreter, den Vorsitz. — Die Eingabe der
"Viehhalter um Erhöhung des Milchpre-tfes auf 8 Mr. vro
kW "d an die zuständige Stelle weilergegeben. — Der Beitrag
mr den BvlkswvhlfahirSverein Heidelberg Land wird auf 2500

Mark festgesetzt. - Die Fttischbeschaugebühren sollen um 150 Prof,
erhöht wwdsu. — Aus Ansuchen des hiesigen Bürgers Michael
Bürgel, nm einen Bauznschuß, für Errichtung einer weiteren
Wohnung in feinem Hause, stimmt der Gemeinderat für die
Summe von 10 000 Mr. In der Bekämpfung der hiesigen Woh-
nungsnot wird in Zukunft jeder Hausbesitzer bestraft, der irgend
eine Veränderung, sei es durch Sterbfall oder sonstige Vorkomm-
nisse, ohne Gcnehtnignng des Bürgermeisteramts und der Woh-
nungskommission eine Wohnung anders Vermieter. -- Die Brenn-
holz-versorgung kann hier in unserer mit Wald rlngsmngebenen
Gemeinde nicht zur Zufriedenheit durchgeführt werden. Man sollte
uns das Holz, das einzige, was wir hier am Ort haben, denn alle
Lebensmittel sind bekanntlich hier viel teurer als anderswo, und
das Holz gehört doch auch zum täglichen Brot, nicht nach allgemein
hochgehaltenen Preisen berechnen und was das Ungerechlest: noch
bei der Sache ist, viel zn wenig, denn was sind 1500 Ster für die
über 2000 zählende Gemeinde Schönau, mit 3 Schulhäusern, Rat-
Harrs, vielen Wäschereien »iw. Man muß doch auch anderseits
wünschen, daß auch hier bet der Zuweisung von Brennholz die
niedrige Einstufung der hiesigen Gemeinde in der Ortsklasfenein-
teilung berücksichtigt würde. Deshalb erregt es böses Blut in un-
serer Gemeinde und zwar mit Recht. Es ist weder menschlich noch
chr-Mi-ch zu verstehen-, daß dies recht gehandelt ist. Die Gemeinde-
verwaltung hat alles versucht, um mehr Holz zu erhalten, aber lei-
der vis jetzt ohne Erfolg. Mit dem Trost eines Herrn Finanivats,
daß der Gemeinde 140000 Mk. geschenkt wurden, weil die dama-
lige Versteigerung nicht bat stattsinden können, wird mancher arme
Teufel den Winter mehr frieren können, als seither. Man kann
hier stets znsshen, wie Holz zu Wtlcherpreise-n verschoben wird,
und wer hätte denn die 140 000 Mk. ansbringen müssen? — Ms
wieder dis schwer belastete Allgemeinheit. Vor allen Dingen ge-
hören die Holzhändker ausgeschaltet, die verkaufen heute schon für
600 Nik. den- Ster. Wenn die SteiWN dem Staat gegeben- werden
sollen, dann verdienen die Herreü natürlich nicht soviel wie Sin
Arbeiter. Hier fehlt dann die Kontrolle. Durch diese Mißstände
untergräbt sich der Staat seine Autorität und die Gemeindever-
waltungen leider auch.


Amtsbezirk Adelsheim.
Sonntag, den 11. Ium, nachmittags 1 Uhr in
Adelsheim
N MWkttSk«.
Tagesordnung:
1. Neuwahl des Amtsbezirksvorstandes.
2. Beitragsfrage.
9. Das Görlitzer Parteiprogramm (Referent: Landes-
sekretär Hahn).
Alls Mitgliedschaften des Amtsbezirks müssen vertreten
sein. . Ganser.,

M M UDWAÄMKR.
Gewerkschaftlicher Schritt zur Disziplinarfrage.
BerÜ«, 6. Juni. Ein Berliner Korrespondcuzbürv verbreitet
die Nachricht über einen auacb-lichcn Schritt der gewerkschaftlichen
Spitzenverbände zur Disziplinarfrage. Danach haben sich eine
Kommission, bestehend aus Vorsitzenden Mitglieder» des deutschen
Beamte-nbundes, des Allgemeinen Deutschen G-ew-ertschastsöMüdss
und -der ReichKgewerkschast zu-m Reichskanzler begeben, um ihn zu
bitte«, seine«. Einfluß dahin geltend zu mache«, das; weitere Dis-
ziMnmverfahren nicht mchr durchgeführt werden- Der ReichS-
kau-zler habe jedoch -den Empfang der Kommission adgelehnt. Wei-
ter Wird mitgeteilt, der Deutsche Beaintenb-und und der A. D. G. B.
wollten- ohne die RcichsgcwerkschMft versuchen, sirr die bereits ge-
maßregelten, oder die noch unter Anklage stehenden Beamten em-
zntveten. An diesen Meldungen ist, ivie dis „Telegmphc4l--Uniou"
erfährt, kein wahres Wort Der Meldung gegenüber kann aber
fcftgestellt werden, daß tri dm nächst«! Tagen eine Aussprache
zwischen dein Reichskanzler nud den Vertreter« der SPitzeu-organi-
sationen in der Maßregelungsfrage bevörsteht.

Beendeter Banarbeitcrstreik.
Pforzheim, 8. Jnni. Der Bauarbeiterstreik ist nach kurzer
Dauer beigelcgt Worden, nachdem man sich einigte, den Stunden-
lohn für Maurer auf 30 Mk. und für Taglöhner auf 28 Mk. fest-
zusetzen.

MS Mli SÄ SkS MUMM.
8- Ziegelhaus«,. (RadUnfall.) Gestern abend fuhr ein
hier zu Besuch weilender Herr mit seinem Fahrrad die sogenauckke
„Rote Hohle" herunter Und Wollte einer Frau ausweichen. Er
verlor dabei dis Gewalt über das Rad und fuhr gegen einen T-l--
graphsnm-ast. Der Radfahrer trug erhebliche innere und äußere
Verletzungen davon. Aerztliche Hilfe war sofort zur Stelle.
Mannheim. (Todesfälle durch Ertrinken.) Durch
groben Unfug ging gestern abend auf dem Neckar ein Menschenleben
zugrunde. Infolge Hines Unfugs kenterte das Boot. Den, Kauf-
mann und einem der Mädchen gelang es, sich zu retten. Das an-
dere Mädchen, Paula Happle, ertrank. Kaufmann wurde verhaftet.
— Beim Baden im Neckar ist gestern abend in der Nähe des Boots-
hauses der „Amicitia" der 27 Jahre alte Holzarbeiter Heinrich
Dörr mann ertrunken. — Außerdem wurden in der Nähe die
Kleider eines anscheinend ebenfalls ertrunken«, jungen Mauu-eS
aus-gesunden. —
Mannheim. (Auto uns all.) Vorige Woche verunglückte
in Feudenheim ein Auto, in welchem Sta-dtrat Bötig-er und ein
Fabrikant saßen. Das Auto wollte einem Henfuhrwerk auswei-
chen, wobei es infolge eines Zusammenstoßes umfiel. Die Jn-sas-
icn erlitten erhebliche Verletzungen.
Durlach. (Schweres Unglück.) In Palmvach stürzte der
Arbeiter Julius Kreutler so unglücklich Vom Rade, daß er an -dm
dabei erlittene« Verletzung«! gestorben ist. Das Unglück geschah
dadurch, daß auf der steilen Straße ein Reif des Fahrrades platzte,
worauf sich der etwa 25jährtge Arbeiter Kreutler von Busenvach
überstürzte und eine schwere Gehirnerschütterung erlitt, die seinen
Tod herbe-iführte. Der Verunglückte war Hilssschasfncr bet der
Albtalvahu.
ff. Lauda. (Ein schweres Autounglück) ereignete sich
am Pfingstmontag, mittags 12 Uhr, aus der Straße zwischen Kö-
nigshofen und Lauda. Ein mit großer Geschwindigkeit von Frank-
furt nach Mergentheim fahrendes Auto geriet infolge Versagens
der Steuerung in den Straßengraben, von da wieder auf die
Straße und drehte sich um seine eigene Achse, so daß der Wagen
wieder in der Richtung stand, aus der er kam. Die Insassen, mit
dem Führer sechs Personen, wurde« aus die Straße geschleudert.
Eine Dame blieb tot, die übrigen fünf wurden ziemlich schwer
verletzt. Bei einer zweitm Dame besteht Lebensgefahr. Die Ver-
letzten wurden ins Krankenhaus nach Lauda verbracht. Die Tote
blieb bis zum Eintreffen des Gerichtes aus dem Platze lieg«,.
Neberliugen. (Tödlicher Unsall.) Der LOjühnge Land-
wirtsohn Gustav Schmcv von Topfmhardt stürzte von seinem Fuhr-
werk und erlitt so schwere Verletzung«,, daß er starb.

Zell i. Wicfmtal. Eine Versammlung der Bürgerschaft stellte
in einer Entschließung dem Amtsvorstans Dr. Hag en unger
ein Mißtrauensvotum aus nud forderte von -em Ministerium des.
Innern die sofortige Enthebung des Oberamtmanns von seinem
Posten. Oberamtmann Dr. Hagcn-nuger w-ird z-u-m Vorwurf ge-
macht, daß er ohne Wissen der Bevölkerung -da-s eingesparte ratio-
nierte Mehl zu 70—75 ProZ. aus-gsbeu-tet (?) und den, Müller Kern,
der zugleich Vorstand des Le-b-ensinit-telMntes ist, mit hohen Ge-
winnen zum Verkauf im freien Handel üvertass-en habe. Ferner
wurde in der gleichen. Versammlung enine Beschränkung des Frem-
denverkehrs im Bezirk Schönau, vor allem der Valut-aausländer,
verkau-gt.
... . U.M 1 ---
Aus der Stadt.
Gefchichtskrüendsr.
7. Juni. 1336: Revolution in Zürich. - 1826: Der Physiker
.und Optiker I. v. Fraunhofer -in München gestorben. — 1843: Dtt-
Dicht-er Friedrich Hölderlin in Tübingen gestorben.

Eine Feier der Erinnerung an die Gründung der Universität
Straßburg. Am 2. Juul beging die Straßburger Wissenschaftliche
Gesellschaft in Heidelberg, -in der alle m Deutschland, in Oesterreich
und in der Schweiz -leb-enden ehemaliger, Straßburger Universitäts-
kehrer zusamruengeschlossen sind unD die somit als die Repräsen-
tantin des Lehrkörpers der Kaiser WW-elms-Universität zu be-
trachten ist, in der Aula der Universität Heidelberg in Anwesenheit
des Swatspräsi-denten von Baden, Herrn- Dr. Humm el, der selbst
in StMßbur-g stu-di-crt hat, die Fe-i-sr der Erinnerung au die Grün-
dung der Universität. Der Verband deutscher Hoch-schuken, die
Universitäten Bonn, Breslau, Freiburg, Gießen, Marburg, Mün-
ster sowie, das Wissenschaftliche Institut der Elsaß-Lothringer im
Reich und der Verband elsaß-lothriuMch-er Stndeutenverbände
hatten Vertreter zu der Feier entsandt. Auf den unter Leitung
des -akadem. MusiWirektors Herrn Dr. Poppen ausgeführien
Gesang des Hahdnschen Hymnus „Die Himmel -erzählen", der
auch -in Straßburg am 1. Mai 1872 den Hauptieil der Gründungs-
feier e-ingeleitet hatte, folgten Ansprachen des Vorsitzenden der
Gesellschaft Prof. Dr. Breßlau in- Heidslb-er-g -und des Vertre-
ters des Hochschulv-cr-bandes Pros. Dr. K lost ermann in Mün-
ster sowie dis Festreden des Herrn Geh. Rat Prof. Dr. Otto
Mayer in Heidelberg und Prof. Dr. Auri-ch in Bonn, von de-
nen jener einen Ueberb-lick über die Entstehung und Entwicklung
der Universität und ihre äußere Geschichte gab, -dieser ihre wissen-
schaftliche Bedeutung darlegte mS in scharf -umrissencu Zügen die
hervorragendsten ihrer Lehrer charakterisierte. Von der Universität
HeiMbeLg wurde» bei diesem Anlaß Herr Prof. Dr. Win-Äcl-
manu in Freiburg, der letzte deutsche Direktor des Straßbur-
ger Stadtarchivs, zum Doktor der Theologie und Herr Pros. Dr.
Anr-ich Mi» Doktor -der PHMokoPhie ehrenhalber eriuarmt: die
Wissenschaftliche Gesellschaft ernannte Se. Exzellenz Herrn Ober-
präsid-cut-sn Dr. Sch wand er in Kassel, Herrn Mtuistevi-aldirck-
tor Dr. Götz in BerWn, Herrn ReichStags!ab.g-covdu-?teü Dr. C u r-
tius und Herrn Prof. Dr. K a p p, jetzt in Freivnrg, zu Ehren-
mitgliedern. Die juristische Fakultät der Hhi-delbergsr Universitär
überwies g-le-ichzeit-i-g der Gesellschaft dis Summe von 50 000 Mk.,
um dadurch die Vollendung des von Herrn Geh. Rat Prof. Dr.
Preisigk noch in Straßburg begonnenen Sammelbuchss griechi-
scher Urkunden aus Aegypten zn ermöglichen. Kurze DankeSwone
des Vorsitzenden der Gesellschaft und per gemeinsame Gesang eines
von Herr-» Geh. Rat M ayer gedichteten Festliedes beendeten den
vtMnaMch verlaufenen Festaktns. Am Nachmittag schloß sich da-
ran nach altem Straßburger Brauch ein Ausflug ins obere Neckar-
tal; am Abend vereinigte ein gem-einsames Essen in Zirgelhaufen
bei dem -der Heddolber-ger Rektor, Herr Pros. Dr. Beer eine«
Trinkspruch auf -die Wissenschaftliche Gesellschaft ausürachte und
Herr G-ch. Rat Prof. Dr. Schwartz im Namen der Vertreter der
auswärtigen Universitäten sowie Herr c-aud. Ph'il. Po'.nm-erenke im
Namen des Verbandes elsatz-lothriugischer Studentenbünds An-
sprachen an die Gesellschaft richteten, einen großen Teil der Teil-
nehmer an der Feier, von denen viele sich hier zum ersten Ai al
seit der Vertreibung aus Straßburg wiederfahen.
Zum Fremdenverkehr. Wie amtlich mttgeteAt Mrd, werden
die Vorfchr-lften über die Neg-c-lnng des Fremdenverkehrs versuchs-
weise bis -auf weiteres wie im vorigen Jahre a-elm-ndhavt, naclsde<u
die Vertreter der FremdeNindustr-ie -die VerMichtnng übernommen
haben, für die Versorgung der Fremd«« i-n weitgehendem Maßq
Aus-laudslebtnstnittel heranzuz-i-ehM. Neu ergangen sind dagegen
scharfe Art-ordnung-en über die Zureise- und AufenthattseAanbuis
für Ausländer. Besondere Aufmerksamkeit wird dem Hamstern
von LebsnsMitteln durch Fremde gewidmet werden; insbesondere
wird gegen inilchhamstcrude Fremde rücksichtslos vovgeMNgen und
ihnen der Wettere Aufenthalt mitersckgt.
Die holländisch-deutsche Sounensiusternis-Expeditiou. An der
Mitte Jnni von Hamburg a-bgehenden holländisch-deutschen Son-
uensinsternis Expedition nach Christm-as-Jsland bei Java wird ».
a. auch Pros. August Kopfs von -der Heidc-Werger Sternwarte teil-
nehmen.
Die Neckarwoche des Kanuverbaudes fand gestern abend 6 Uhr
durch eine Ausfahrt der Boote vor der Stadlhalle ihr Ende. Die
zahlreichen Schisse boten ein buntbewcgtes Bild auf dem Neckar,
das durch das schöne Weiter »och erhöht wurde. Die ganze Fährt
von Heilbronn bis Heidelberg gestaltete sich zu einem Ereignis für
die Teilnehmer.
Die Fahrraddiebc arbeite^ weiter. Gestern nachmittag 5 Uhr
wurde aus dem Hause Fischinärkt 4 hier ein Herrenfahrrad „Port
Arthur", Wert 3000 Mk., gestohlen. — Einer Witwe in der Haupt-
straße wurden getragene Kleidungsstücke im Gesamtwerte von etwa
500 Mk. in der letzten Zeit entwendet.
Sturz vom Fahrrad. Infolge eines epileptischen Anfalles
stürzte gestern abend 10 Uhr in der Plöck ein Gießer von auswärts
von seinem Rade, ohne daß wahrnehmbare Verletzungen sestgestcllt
werden konnten. Mit dem Sanitätswagei, wurde er nach seiner
Wohnung verbracht.
Eine sinnlose Tat vollbrachten noch unermittelte Täter in der
Nacht zum 4.-oder 5. Juni dadurch, daß sie am Mariendenkmal
auf dem Kornmartt dem Christuskinde den rechten Arm abfchlugen.
Um sachdienliche Mitteilung ersucht die Polizei.
Polizetbcricht vom 6. Juni. Fest genommen -wurden ein
zur V-e,Haftung Msgcschrie-beuer Fürforgezö-glin-g, ein Ausländer
Wegen Paßver-geh-ens und ein Bettler. — Zur Anzeige gelang-
ten ein Logis- und Zechbetrüger, ein Student wegen ÄuslSschen
von Straßenlaternen und falscher NamenSangabe, 2 Ausländer
wegen Uebertretung der M-eldepovschrift, 6 Kr-a-ftsahrzeugsllhrer we-
gen übermäßig raschen Fahrens und weitere 25 Person«« weg«,
anderer strafbarer Ha-ndln-ngen.
I -iWMMlWlklN-Mni.
^siws 6 Uhr Damenschneider- uird Schnsiderinrren-Vsrsamm-
lu»g. Abends 8 Uhr HerrenmatzMneider-Versaminlsng im
Gemerkschaftrhaus, Tagesordnung: Bericht der Lohnverhandlung
von Würzburg. Die OrtZVerrvattung.
Freier Waffersportverein 1919. Jeden Montag (Jugendliche) und
Donnerstag (Erwachsens) Uebungsstunde im städt. Hallenbad
von Z47—8 Uhr. Dortselbst werden Neuanmeldungen entgegen-
genommen. Monaisversanimlun-g jed. 2. Samstag km Monat.

StadiLheaLer-Spielplan.
Mittwoch, 7. Juni, Miete 4.: „Der Lewgavdist". Anfang 8 Uhr
Donnerstag, 8. Juni, a. Ni.: In der Stadth-alle Tanzabend des
„Pelz-Kainer-Balletts". Anfang 8 Uhr.
Freitag, 9. Juni: Miete 8.: „Die Regimsntstochter". Anf. 8 Uhr.
Samstag, 10. Juni, a. M.: „Der Verschwender". Anfang 8 Uhr.
Die Hauptrollen in der Komödie: „Der Leibgardist" von Franz
Molnar, welche morgen Mittwoch zum ersten Male von Herrn
Peters-z inszeniert zur Ausführung gelangt, werden gespielt von
-en Dämen Brann-Grosser, Schott, Marys und den Herren Schnei-
der, Kastner und Härtling,
 
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