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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (4) — 1922 (Mai bis August)

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Nr. 131 - Nr. 140 (8. Juni - 20. Juni)
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https://doi.org/10.11588/diglit.48723#0217
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-^org« naK. Fllmftr-e-ich versteht es honte seine Macht anszu-
«utzeu-.
. Das; die ErfttllnngspMtik die richtige war, die mir nach der
t>Merzeichn,!n,g des Londoner Mtincatun; erschlugen, ist uns heute
Max. HAlen wir diese Politik nicht eingeschlagen, wäre der
^'»marsch ersolgt, Oberschlesien wäre ganz zu Polen gekommen
>nw der lang ersehnte Traum der Franzosen, das; der

Rhein die natürliche Grenze bilde,
ibäre verwirklicht worden. Auch wenn wir das Londoner Ultima-
"m nicht unterzeichnet hätten, wäre es schwer gefallen die Er-
nntnts durchzusetzen, was wir zahlen können. Nur durch die
<cnsache, daß die Machtpolftik Frankreichs -isoliert wird, können
n»r Vorteile haben. Die Pariser Verhandlungen Mer die Anleihe,
"b die Amerikaner bereit sii.d, »ns eine Milliarde zu leihen, hätte
»"ischen den beiden Ländern ein wirtschaftliches Band geschlossen,
pas während der Dauer der Schuld haften mutz. Amerika sagte
^r, so laug der Frtedensvcrtrag b-estoht, kann man Deutschland
GcM geben. Natürlich würde uns auch die Anleihe vor eine
nivere Aufgabe stellen, sie würden uns sägen; soviel habt ihr zu
Azwhlen-. Die Summe so zu erhöhen, das; wir auch in diesem
,, ugeuMck noch an Frankreich Zinsen zahlen können, ist bei unserer
'MUK» Wirtschaftslage sehr in Frage zu stellen. In England
Nid Amerika ist auch diese Erkenntnis vorhanden. Eine Anleihe
satte nur dann einen Sinn, wenn wir diese in Len ersten Jahren
, öe-n einen ganz geringen Zinsfuß erhielten. Die Kosten der Bs-
nchuug beliefen sich für uns im letzten Jahr aus 200 Millionen
boidmark, während der Wiederausbau in Frankreich nicht vor-
Wiirts geht.
Gen. Dr. Engler ist der Ansicht, daß wir die
nächste Rate noch zahlen müssen,
Obwohl wir auch wissen, daß ein weiterer Sturz der Mark eintritt,
bedeutet eine gewaltige Schädigung unserer Volkswirtschaft.
Diese fortwährende Geldentwertung wirkt sich nunmehr auch lang-
wm auf die Geschäftswelt aus. Diese hat bis jetzt immer Nutzen
bezogen, heute kann sie das Betriebskapital nicht mehr schaffen.
Dies hat wieder weiteren Aufschlag zur Folge. Auf diese Weise
sann unser Wirtschaftsleben zu keiner Stabilität gelangen. 100
Arbeitsstunden bei uns machen 20—30 im Ausland aus. Aus diese
^rt arbeiten wir volkswirtschaftlich umsonst. Wir geben Ware zu
billig au das Ausland. Diese Schädigung beträgt

mehr als die Kriegsentschädigung.
^ber auch an einem, starken Steigen des Goldwertes kann die Ar-
beiterschast kein Interesse haben. Die Schuld, die wir haben, be-
zögt auf den Kopf der Bevölkerung 200 000 Mk. Steigt Mo der
Geldwert stark, so rnutz man um diese Summe viel mehr arbeiten,
cheun eine Festigung der Währung erreicht wird, so daß sie sich
langsam der Auslandswährung anpatzt, so ist uns damit viel
hcholfen. Die Ausländer, die heute Deutschland bereisen, sind zu
Zwei Drittel Kostgänger des deutschen Volkes. Der Redner führte
mkr einige drastische Beispiele an. Durch eine Auslands anleih k
wnnte eine Festigung unserer Währung erreicht werden, sclbstver-
Mndlich kann die Anleihe auch eine Gefahr bilden. Aus diesem
Grunde sind auch die Bankiers und die Industriellen in diesem
Punkt geteilter Meinung. Die Banken sind für die Anleihe, wäh-
rend sich die Industrie dagegen wehrt.
Uever den deutsch-russischen Vertrag haben wir uns gefreut
weil er der erste eigentliche Fvicdensvcrtmg ist, der sich auch votiti-
klkch gut ausgewirkt hat. Der Redner erinnert an die overschlesische
Avage, kam dann aus den Konflikt Wirth-Hermes zu sprechen und
führte zum Schluß seines Vortrages aus, zur Erreichung der Sta-
bilisierung unserer Wirtschaft müssen wir mehr Warenmengen her-
iiell-en, d. h. »vir müssen mehr arbeiten. Dies bedeutet unsere in
üer-e Volkswirtschaft darnach einstellen. Bis heute ist auf diesem
Gebiete sehr wenig getan. Die

Industrie mutz rationeller eingestellt
fverden. Mit dem alt hergebrachten, daß wir das Handwerk stützen
Güssen, mich wenn es teurer arbeitet, müssen wir brechen, der wo
der billigste ist, soll die Arbeit ausführen. An der Lebensmittel-
Versorgung sind wir zu Grunde gegangen, wedlso und so viele da-
ö»n leben mutzten. Man soll uns diese Zwangswirtschaft nicht in
Abendzug nach Pedro, und der große Jack meinte, einer von ihnen
müßte mitsahren. Sheridan sei bloß fünfzehn oder zwanzig Mel-
ken von Pedro entfernt, vielleicht ist dortselbst ein Gewerkschafts-
beamter, der ihnen raten wird, andernfalls kann man sich inter-
mban mit Sheridan verbinden lassen und einen der GewerkscWfts-
Wrer überreden, den Nachzug zu benützen und so am nächsten
Morgen in Pedro zu fein.
Hal, der noch immer hoffte, im Hintergrund bleiben zu können,
lchob diese Ausgabe Jack David zu. Sie leerten ihre Taschen, um
bas Reisegeld znsammenzuvringen, und der große Waliser eilte
f^t, nm seinen Zug zu erreichen. Hal und Jerry beschlossen, sich
kühig zu verhalten und ihrer Gruppe das Gleiche zu raten.
«Fortsetzung folgt.)

Theater, Kunst und Wissenschaft.
Stadttheater.
Das Glöckchen des Eremiten.
Komische Oper in 3 Akten von A. Maillart.
Unter den Flüchtlingen, die im Jahre 1871 vor den eimücken-
»en Deutschen Paris verließen, befand sich auch der Komponist
meses harmlos-heiteren Werkes. Sein Zutrauen schien kein gar
großes zu sein, obgleich sicher damals schon deutsche Militär-
kapellen die Ouvertüre zu seinen „Les dragons de Villars", wie
«er französische Originaltitel der Oper lautet, mit derselben Vor-
Uebe spielten, als deutsche Theater das Werk schon längst und
öauernd in den Spierplan ausgenommen hatten, bis auf den heuti-
gen Tag. Die an sich recht nette Handlung mit dem heute aller-
dings etwas hausbacken anmntenden Dialog im echtesten papiere-
«en Theaterdeutsch, eine immerhin gefällige Musik von zum Teil
ganz reizender Melodik sichern auch heute noch dem Werk überall
freundliche Aufnahme und bedeutet das Werk ohne Zweifel gerade
für kleinere Bühnen eine begrüßenswerte Abwechslung im Spiel-
man. Die einzelnen Partien sind dankbar und ohne nennenswerte
Tchwierigkeite». Musikdirektor Paul Radig leitete mit gewohn-
krr Umsicht und Sicherheit die Ausführung am Montag und führte
Orchester, Solisten und Chöre zu gutem Gelingen. Für die Spiel-
ttitung zeichnete Direktor Meißner, der für ein hübsches Btth-
üenvild und gut angebrachte Striche in dem reichlich bemessenen
Dialog Sorge getragen hatte. Nur dürste meines Erachtens noch
»m wenig mehr das Heitere, der humoristische Unterton der Fabel
mrausgearbeitet werden. Es fehlte an der gewissen Stimmung,
gerade Werken dieser Art — opera comigue — den besonderen
meiz verleiht. Etwas weniger Steifheit, dafür mehr lebendiges
"öen, Frische, trotz des ziemlich düsteren Hintergrundes der Huge-
!,^kenverfolgung. Wohl bemühte sich Fred Schommer als lol-
ülnschlger Pächter Thibaut, dem Humor ein wenig auf die Beine
m helfen, auch war Eugenie Casal als Rose Friquet ein ganz
""""ebster, zerlumpter und verschmitzter Racker. Hans Herr > g
,gewttz dem musikalischen Teil seiner Partie als Belamy nichts
ichnldig, doch fehlte ihm eigentlich so recht die kecke, forsche Art
fü'les Schürzenjägers in französischer Dragonerurntform. Sein
widatisches Draufgängertum, seine Weinseligkeit wirken, sagen wir
m« "l, zu bescheiden. So auch Isolde Warneck, die ebenfalls
« z. ich die Partie der Fran Georgette anerkennenswert durch-
wyrte, dürfte einen Schuß Lebenslust, eine Dosis Pikanterie in
m5»?^stellung der kleinen trotz des Eremitenglöckleins liebes
vursiigcn Pächkerssrau mischen. Recht gut sang Alfred Schellers
innen Sylvain, auch darstellerisch den ernsten Charakter der Rolle
Vorzüglich wahrend. H M,

die Schuhe schieben, denn sic war kein Sozialismus. Ein jeder hat
dort zu arbeiten,
wo er nutzbringend wirkt.
In den Konsumgenossenschaften haben wir schon ein Mittel,
dort geht es vorwärts. Die Gemeinde- und Baregerwssenfchastcn
sollen gemeinschaftlich die Bäusloffproduktion in Vie Hank» nehmen.
Hußderte von Millionen Mark würden dadurch gespart, Vie heute in
die Tasche der Syndikate der Zementinvustrie usw. fließen. Von
der Zwangswirtschaft sind Wir in die
Zwangswirtschaft der Syndikate
gekommen. Wenn wir uns so e-tnstellen, werden wir die Krisis
überwinden. In späteren Zeiten werden wir einsehen, daß die
Schule durch die wir heute gehen, notwendig war, Da Vie Menschen
den Vernunftsgründen nicht zMänglich waren. Wenn wir in die-
sem Sinne arbeiten, so wird auch Vie
Einigung des Proletariats kommen.
Die Verwirklichung des Sozialismus erfordert eine zähe, a-us'o-
dauernve Arbeit, diese Erkenntnis muß durchdringen. Wenn wir
mit der nötigen Begeisterung ausWlten, dann erreichen Wir auch
unser Ziel.
Der von tiefer Sachlichkeit getragene Vortrag wurde mit star-
kem Beifall aufgenonunen.
In der anschließenden Diskussion meldete sich zunächst Dr.
Springer zum Wort, er unterstrich im wesentlichen Vie Aus-
führungen des Referenten. Er beschäftigte sich insbesondere mit
der französischen Politik, die nicht anders sein könne, solange Vie
französische Kammer ihre heutige Zusammensetzung aufweise. Eine
erregtere Debatte riefen die Ausführungen des Gen. Dr. Kraus
hervor. Er wies u. «. -auf die große Gefahr hin, welche Vie sklavi-
sche Abhängigkeit von der amerikanischen Hochfinanz, in die uns
eine größere NeparationsMÄSihe brächte, gerade für die weitere
Entwicklung der sozialistischen Wirtschaftspolitik bedeutet. Im
Anschluß an die Forderung des Gelt. Dr. Engler, unsere Wirtschaft
müsse ganz anders als bisher auf die Mehrleistung für die Re-
parationsschuld umgestellt werden, führte Gen. Dr. Kraus aus, das;
eine Verlängerung der Arbeitszeit, wenn auch nur ausnahmsweise
und vorübergehend, solange nicht in Frage kommen könne, solange
nicht bestimmte Garantien dafür gegeben find, daß der Mehrertrag
auch wirklich der Gemeinschaft, dem Reich und der Reparation zu-
gute komme und nicht wie bisher privater Gewinn- und Prosit-
spekulation.
Zum Schluß bedauerte Gen. Dr. Engler, daß er nicht ausführ-
licher aus das angeschnittene Problem eingshen könne. Natürlich
sei grundsätzlich an; 8-Stunden-tag festzrchalten, er verwies aus seine
diesbezüglichen Ausführungen im Landtag. Mer wenn mutig,
müsse inr Interesse der Repavattonsmtfbringnng auch mehr und
länger gearbeitet werden. Engler erklärte sich bereit, gelegentlich
ausführlicher über diese Frage hier auszusprechen. (Wir werden
in den nächsten Tatzen den in Frage kommenden Artikel des Gen.
Dr. Engler aus den „Sozialistischen Monatsheften" zum Ab-
druck bringen. Die Schristleitung.)

Parteinachrichten.
Heute abend, Punkt 7 Uhr, im Pavteisekretariat: Sitzung des
Kreisvorstandes.
*
Arbeiterjugend Heidelberg.
Sonntag den 18- Vs. Mts.: Teilnahme am Arbeitersport-
tag. Treffpunkt der gesamten Jugend nachmittags 1 Uhr am Stadt-
garton. Von da aus nach dem Vaugerowplatz, daselbst Ausführung
von Volkstänzen. *
Donnerstag, den 22. Vs. Mts.: Jugenvabend inr „Artus-
Hos". Vortrag des Gen. Lehrer Rieß Mer: „Den bad. Ausstand
1848". Vollzähliges Erscheinen ist bei der Wichtigkeit des Themas
Pflicht eines jeder; Jngendgeuosscu u>td Genossin.

Bon der Universität. Herr Geh. Hosrat Pros. Dr. Boll ist
von der philosophisch-historischeu Klasse der Akademie der Wissen-
schaften zu Bolo gua (in der MMitzmtg) zum korrespondierenden
Mitglied gewählt worden.
Von den Volkshochfchulkurscn. Die zweite Führung von Pri-
vatdozent Dr. W a h l e zur Erläuterung der römischen Steinbild-
Werke aus dem Stadtbereich im kurpfälzischeu Museum findet anr
nächst«; Sonntag vormittag 10 Uhr statt. Am Montag abend wird
Prof. Dr. Ehrmaun mit der gemeinsamen Besprechung von
Scheffels Ekkehard beginnen (Universitätsgebäude, Hörsaal 13).
Die Kohleu Einlnnss-Gcnossenschaft, e. G. m. v. H., hielt am
12. d. M. ihre diesjährige Generalversammlung ab. Die Teil-
nahme ließ zu wünschen übrig. Nach Erstattung des Geschäfts-
berichtes und Aenderung der Statuten wurde u. a. folgender Be-
schluß gefaßt: Der Geschäftsanteil wird um 30 Mk. auf 60 Mk. er-
höht. Die Erhöhung wird allen Mitgliedern, die den Geschäfts-
anteil bis zum 1. August d. I. voll einbezahlt haben, nicht abge-
meldet sind nnd am 31. März bereits Mitglied waren, aus den;
Reingewinn gutgeschrieben. Jahresberichte werden wegen der
hohen Kosten nicht zugesandt und sind im Bureau oder Lager Nen-
gassc- erhältlich.
-f Todesfall. Am Donnerstag morgen 4 Uhr verschied im hie-
sigen akademischen Krankenhaus Hausmeister Adam Schilling,
geb. am 9.12. 60 in ReichartshMsen (M. Sinsheim). Von 80 bis 86
diente er beim Leibdragonerreg-iment in Schwetzingen, trat dann
in Pforzheim als Schutzmann ein uuv wurde als solcher nach
Heidelberg versetzt. Seit 1902 Amtsdiener beim Bezirksamt Hei-
delberg wurde er 1921 zum Hausmeister ernannt. AMätzlich des
40jährigen Dienstjuviläums im Jahr 1920 erhielt er ein Glück-
wunschschreiben des Herrn Staatspräsidenten. Sein Leben war
Arbeit und vom Dienst weg mutzte er am Pfingstmontag in das
Krankenhaus überführt werden, das er nicht mehr lebend verlassen
sollte. Er hinterläßt Frau und 2 Töchter, denen sich die allgemeine
Teilnahme znwendet Ein Sohn ist in Rußland gefallen.
Ein ungetreuer Beamter. Nach Unterschlagung von 600 000
Mark zum Nachteil der Reichsbahn ist seit 12. Juni der Eisenbahn-
sekretär Karl Reis aus Stuttgart, geboren am 22. Mat 1892, 1,68
Nieter groß, schlank, mageres Gesicht, blonde, gefchnitteree Haare,
Stiruglatze, bartlos, normale Nase, blaue Augen, grau und Weitz
gestreifte Hose, blaue abgetragene Joppe und Weste, aus Stuttgart
flüchtig. Nm Mitfahndung zur Festnahme des Täters ersucht die
Polizei Stuttgart.
Selbstmordversuch. Ein 16jähriges Lehrmädchen von hier hat
sich ans Kränkung über eine elterliche Zurechtweisung am 14. Juni
mittags 12 Uhr unterhalb der Brücke Schlierbach-Ziegelhausen in
selbstmörderischer Absicht in den Neckar gestürzt. Die Lebensmüde
wurde stromabwärts getrieben und blieb an der Zeile der Teufels-
kanzel hängen, woselbst sie von einem Schlierbacher Fischer geländet
Wurde. Nachdem das Mädchen durch Wiederbelebungsversuche das
Bewußtsein erlangt hatte, wurde es den Eltern zngesührt.
Zusammenstoß. Am 15. Juni, nachmittags )L5 Uhr, stieß ei,;
Personenkraftwagen, der über den Marktplatz in der Richtting
Karlstor fuhr, mit einem Straßenbahnwagen zusammen. Außer
einem Achsenbruch des Autos ist ein weiterer Schaden nicht ent-
standen.
Polizeivericht vom 15. Juni. Gestohlen wurden von un-
bekannten Tätern: In der Zett vom 7. bis 11. Juni aus den; Flur
eines Hauses in der Werderstmtzc ein schwarzer Herrenregcmfchirm
Mit gebogenem Griff und ein brauner Herrenktttol, Gesamtwet 700
Mark, am 14. Juni, nachmittags, aus einen; Zimmer in der L-uisen-
straße 1/3 ein Brillantring, Wert 10000 Mk., an; 13. Juni, abends
zwischen 10 und halb 11 Uhr, mittels Einfteig-ens durch ein Par-
terrefenster in einem Hause der Kleinlschm-ivtstratze ein grauer Her-
renan mg — ohne West« — ein goldener Siegelring, eine silberne
KravattenNadel, eine vergoldet« Anstecknadel, ein rotbrauner Loder
gelvbentel und sonstige Kleinigkeiten im Gesamtwerte von 10 000
Mark, am 15. Juni, nachmittags von 5—7 Uhr, in einer Neckar-
badeanstalt aus einer Rocktasche eine schwarz-lederne Brieftasche mi:
L5 Aik. Papiergeld und verschiedenen Auswejspapieren, in den

letzten Tagen in mehreren Villen der Mtbert-Ucberle- nnd Ziegel-
häuser Landstraße mittels Eiusteigens Sch-mucksache-n, Kleider und
Lebensmittel und in einer hiesigen Wirtschaft einem Gaste 1000 Mk.
w Weil NN ik« NWMMU
Ueberlingen, 12. Juni. Zu 10 Millionen Mark Geldstrafe
wurde der 28jährige Otto Betz von St. Gallen von der Strafkam-
mer zu Ravensburg verurteilt. Durch Vermittlung einer Spedi-
tionsfirma beförderte er eine ungeheure Masse Textilwaren über
die Grenze nach Friedrichshafen und Berlin, ohne die hierzu er-
forderliche Einfuhrbewilligung zu haben. Vier Helfershelfer des
Schmugglers hatten sich wegen Beihilfe zu verantworten. Jeder
von ihnen erhielt eine Geldstrafe von 2Z4 Millionen Mark.

Kleine Nachrichten»
Entgleisung des Budapest—Grazer Eilznges. — Bisher 4
Tote geborgen. Der am 14. ds. früh 1 Mr 29 Min. von
Budapest Nbgogangene Grazer Eilzug, von dem einige Waggons
bei Raab abgekoppelt wurden, di« Wer OendeMurg nach Wien
gehen, ist bet Hercebälom (?) infolge Schienenbruchs ent-
gleist. Die Lokomotive stürzte Wer die Böschung und ritz mob-
rere Waggons mit sich. Von Budapest sind fünf Msszüge Mge-
gaiwgen. Bis 11 Uhr vormittags wurden vier Tote und ein
Schwervexletzter geborgen.
Großfeuer in Altona. Aus dem Holzlagerplatz der Kisteufabrik
Andresen und Jochimsen in Altona brach am Dienstag vormittag
ein Großfener aus, das Viole Dächer der umliegenden Häuser er-
griff. Den Anstrengungen -er Feuerwehr, die aus 34 Schläuchsn
Wasser gab, gelang es, die Gewalt Des Feuers zu brechen. Drei
Pferde sind verbrannt. .Menschen sind nicht zu Schaden gekommen.
Die vernichteten Werte belaufen sich aus mehrere Millionen.
Zwei Raubmorde in Wie«. Die Hausbesorgerin Therese
R a th wurde, einem Telegramm aus Wien zufolge, von ihrem
Mann in Mer Blutlache liegend tot alffgefunden. Alle Behält-
nisse waren ansgeraubt. Von- Dem Täter fehlt jede Spur. Der
zweite Raubmord wurde an dem 73jährigen Uhrmacher Franz
Hrdlicka verübt, Passanten bemerkten den Räuber, Der mit seiner
Bente Davoneilte, eilten ihm nach und hielten ihn fest. Er wurde
als Der Photograph Schiller festgestellt. Der Mörder gab an, ans
Not gehandelt zu haben.
Lustmord. Aus Jstein i. T. wird gemel-de!: Die 19jährige
Frieda Guckes wurde in der Nacht zum Montag in einem Korn-
acker in der Nähe Des Tiergartens vergewaltigt und erdrosselt. Als
der Tat verdächtig wurden zwei Angehörige eines Hier zu den
sränzösischen Bosatzungstruppen gehörenden Bataillons des 23.
algerischen Schützenregiments verhaftet.
Diebstahl einer halben Million. Einem Amerikaner Wurde in
der Nähe von Bad Homburg von einer Klara Schwegel die Brief-
tasche mit ungefähr einer halben Million Mark gestohlen-. Die Die-
bin Wurde festgenommen. Bei der Durchsuchung ihrer Wohnung
wurden von dem Geld« nur noch 100 000 Mark vorgesuuden.
Aus der Wett, in der man sich nicht langweilt. Der Inhaber
der SingspieHalle „Bonbonniere" -in der Schäsergasse in Frank-
furt a. M., Paul Iorich, hatte in den letzten Wochen an jeden;
Samstag abend Nachtsitzungen mit Fidelitas in seinem Lokale,
stattsinden lassen, die angeblich von einen; Stammtische Der Kunst-
freunde in streng geschlossener Gesellschaft abgehalten wurden. Zu
diesen NachtsitzunMN wurden Eintrittskarten für 10 Mark verkauft,
auf denen der Beginn Der Sitzung auf 12 Uhr nachts und das Ende
auf ?? angeflebcn war. Die Kriminalpolizei nahm am letzten
Samstag eine Streife in die Nachtsitzung der „Kunstfreunde - vor
und hob Dabei 6 „Mitglieder", 10 angebliche Mitglieder und 36
Gäste aus. Unter den „siu-nstsrennden" befanden sich zwei Italie-
ner, je 1 Oberstleutnant a. D., 1 Friseur, 1 Forftbeamter, 1 Semi-
narist, 1 Zahntechniker, 1 Hrttmacher, Modistinnen und Kontoristin-
nen. Natürlich wurde Dem Inhaber der „Bonbonniere" die wei-
tere Wirtschaftsführung untersagt und sein Lokal geschlossen.
Eine Familie ertrunken. Aus der kanalisierten Mosel ist zwi-
schen Pont a Mousson und Ranzig ein Lastschiss mit Backsteinen,
die nach Dieze in Lothringen gebracht weiden sollten, gesunken.
Der Schiffsbesitzer Schirr aus Straßburg, seine Frau und das 15
Monat« alte Kind und Der Pferdeknecht Karl Specht ertranken.

Sport und Spiel.
Fußball. Fußballabteilung der Freien Turner u. Athleten
Leimen — Futzballabteilung der Freien Turner Wiesloch 0:2. Das
am vergangenen Sonntag noch in letzter Stunde abgesagte Spiel
in Leimen ist aus Mittwoch abend Verlegt worden. Beide Mann-
schaften traten mit Ersatz an. Leimen spielte die ersten 10 Minuten
nur mit 8 Mann. Die Mannschaften konnten sich durch ihren Er-
satz nicht zurechtsinden. Wiesloch war technisch besser und dauernd
überlegen. Leimen machte einige Durchbrüche, die an der Wies-
locher Verteidigung scheiterten. Halbzeit 0:0. 20 Minuten vor
Schluß erzielte Wiesloch das erste und 5 Minuten vor Schluß das
zweite Tor. Die Leitung des Spiels lag in den bewährten Händen
des Schiedsrichters Wilhelm Zeis-Heidelberg. - Am 18. Juni
findet der Arbeiter-Turn- und SPorttag statt. Nach dem Turnfest
findet in Leimen ein Fußballwettspiel zwischen Freie Turner Lei-
men und Freie Turner Neckarhausen statt. Beide Vereine Werder;
in stärkster Ausstellung antreten, so daß ein interessantes Treffen
zu erwarten ist. Die Leitung des Spiels liegt in Händen des
Herrn Wilhelm Zeis-Heidelberg. Das Spiel findet voraussichtlich
um 4 Uhr statt.
MM-Mein.KiigeWs
Versammlungskalender.
Rohrbach. Die aus morgen Samstag angesetzte Versammlung, ft;
der ein Vertreter des Kreisvorstandes anwesend sein soll, mutz
umständehalber um eine Woche verschoben werden. Die Ver-
sammlung findet also Samstag, den 24. Juni, abends Z4S Uhr
statt.
Mosbach. Samstag, 17. d. M., abends 8 s/ Ubr: Mitglieder-
versammlung. Tagesordnung: 1. Referat des Genossen
Amann über das Görlitzer Programm. 2. Bericht Wer dis
Wahlkreiskonferenz. 3. Ms kommenden GemeinDewWlen. In
Anbetracht der außerordentlich wichtigen Tagesordnung wird
vollzähliges Erscheinen der Mitglieder erwartet. Der Vorstand.
Sandhaufen. Samstag, 17. Juni, abends z/S Uhr im „Lamm":
Mitgliederversammlung. Vollzähliges Erscheinen
erforderlich._
Stadttheater-Spielplan.
Freitag, 16. Juni, a. M.: „Gasparone", Auf. 8 Uhr.
Samstag, 17. Juni, a. M.: „Mascottchen", Ans. 8 Uhr.
Sonntag, 18. Juni, a. M.: „Der keusche Lebemann". Anfang 8 Uhr.
Montag, 19. Juni, Miete ^.: „Das Glöckchen des Eremiten".
Anfang 8 Uhr.
Dienstag, 20. Juni, a. M.: „Der keusche Lebemann". Ans. 8 Uhr.
Mittwoch, 21. Juni, Miete O: „Die Zwillinge". Anfang 8 Uhr.
Donnerstag, 22. Juni, a. M.: „Meine Frau das Fräulein".
Ansaug 8 Uhr.
Freitag, 23. Juni, Miete 6.: „Casparone". Anfang 8 Uhr.
Samstag, 24. Juni, a. M.: „Die Tanzgräsin". Anfang 8 Uhr.
Nächsten Sonntag gelangt zum ersten Male der Schwank „Der
keusche Lebemann" von Franz Arnold und krnst Bach von« Herrn
Rndorf inszenier; zur Ausführung. Die Hauptrollen werden ge-
spielt von den Damen Marlow, Cers-Schwabe, Ims, Hein;, Maritz
und den Herren Schneider, Kn-orr Rudorf und Ballo.
 
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