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Volkszeitung: Tageszeitung für die werktätige Bevölkerung des ganzen badischen Unterlandes (Bezirke Heidelberg bis Wertheim) (4) — 1922 (Mai bis August)

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Nr. 181 - Nr. 190 (7. August - 17. August)
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An die Bungen.
Bon Ignaz Wrobel.
Deutsche, glaubet euren Sehern,
Unsere Tage werden ehern,
Unsere Zukumt klirrt in Erz;
Schwarzer Tod ist unser Sold nur,
Unser Rot ein Nutend Herz!"
Georg Herwegs).
Daß Ihr noch anständig seid, ist alles Mögliche. Die Voraus-
fthunMN dazu sind ivirklich nicht gegeben: man hat Euch Jungen irr
vier entscheidenden- Jahren Eures Lebens mit Koh trüben und Pa-
triotischen Lügen hochgesüttert. Eure Lehrer standen mr Felde,
die, die noch übrig waren, rumsten und wollten Euch vorerzähley,
daß Ihr um des Staates willen auf der Erde seid und dem alles
zu gehen hättet: Verstand, Wut, Knochen und Gesinnung. Ein TeA
von Euch trat es nicht getan.
Aber auch, weit« Ihr nun wollt, unsere zünftigen Nationalisten
Wissen, warum sie die Faust auf der Schule halten: da wachst das
neue Deutschland heran, da sitzt die Generation, die um das Mahr
1910 schaffen und arbeiten wird, da tummeln sich unsere zukünftigen
Richter, Verwattu-ngsbeamte, Aerzte, Priester und Kaufleute.
Aber auch, wenn Ihr nur wollt, unsere zukünftigen Pioniere.
Es ist für eitlen jungen Menschen von heute nicht leicht, Stange
zu halten. Was mau Euch lehrt, ist zum großen Teil nationalisti-
scher Unfug; was Ihr um Euch Herum seht: Schiebung, Schlechtig-
keit und Schande. Ihr kennt kaum noch die alren Führer aus der
Zeit des Sozialistengesetzes, die Freiheitskämpfer waren, als es
noch etwas kostete Ihr wißt kaum noch, wie das ist, wenn einer
zu seiner ganzen Umwett nein sagt, ohne damit Erfolg zu haben.
Ihr lebt in einer Welt, die nur den ernst nimmt, der Erfolg hat.
Und wen» Ihr dennoch die rote Fahne hochhättet, so sei Euch Ehre
und Dank dafür.
Ws Krieg war, habt Ihr in den vier blutigen Movdjahren
vom Militarismus zuerst Mir das Stück glänzende Außenseite ge-
sehen, das für unerfahrene Kinder und nationalistische Tröpfe so
besteckend ist: mit Bum bum und Tfchingdar-a zogen Eure Väter
und älteren Brüder durch die Straßen, und Ihr tieft, wie Kinder
einmal sind, jubelnd mit mW wart stolz auf sie. Erst Ms der Va-
ter auf Urlaub kam und Mutter immer häufiger Westtte, weil sie
nicht wußte, wovon sie die Kartoffeln bezahlen sollte, und Ms dann
jener Brief kam, jener traditionelle, einfache und amtliche Brief,
worin der Empfängerin der ordnungsmäßige Heldentod ihres Er-
nährers mita.ck'ilt wurde, und als sie znsamm-enbrach —: da Wuß-
tet Ihr, was das ist: Krieg. Und seitdem habt Ihr wohl nach-
denken gelernt.
Wen» Ihr Euch sozialistisch und menschlich sort-bilden wsllk,
so müßt Mbr Euch schon ein Beispiel aneinander nehmen. Dem»
es ist ein Jammer und eine Schande, was heute noch auf den
deutschen Schulen mit Euch getrieben wird. „Durch die straffe
Zucht werden die Kinder erst recht nichtsnutzig. Man mutz den
Kinder» freie Aussprache gönnen. Wenn man die Kinder auf der
Straße ««sprüht, dann tun sie gerade, als ob sie MW Hätten, daß
sie wieder etwas auf den Hosenboden bekämen. Verbrecher wer-
dr» nie geboren, sie werden immer erst gemacht. Können die Kin-
der sich einmal in der Natur einen ganzen Tag herumwilen, dann
ballen mir zu Hause leichtes Spiel mit ihnen, dann tun sie Kr einen
alles." Das find Worte eines einfachen Bergmannes, eines von
denen Es dem Ruhrgebiet, die F. Fehr einmal befragt hat, wie sie
über die Erziehung ihrer Kinder dächten. Der Mann hat ganz
recht.
Der gute Schüler ist in Deutschland stets der gehorsame Schli-
tt r und meistens ei» Duckmäuser. (Also ist der gute Lehrer ein
fauler Lehrer. Denn es ist ein Zeichen Von Beqiüenrlichkeit, verprü-
gelte Kinder als Ideal auszustellen.) So wollen Euch jene lchlech-
teu Deutschen, die immer noch viel zu viel zu sagen haben: Ihr
sollt znsmnmenschrecken, wenn sie Euch ansp rechen, Ihr sollt stramm
stehen, Ihr sollt immer sechs. Vorgesetzte haben, treue Untertanen
Eurer Beatmten die Ihr nicht gewählt habt. Diese Kasemenihof-
erziebuM ruft dann natürlich auf der andere» Seite grotzbramsige
Jungen hervor, die nun glauben, überhaupt kein Buch mehr an-
fassen. zu sollen, und dir den Sozialismus falsch verstanden haben:

weil wir ihnen gesagt haben, der Respekt vor diesen Umeroifniers
gehirnen sei seht am Ort, deshalb glauben sie, Respekt sei über-
haupt eine überflüssige Sache, und tiefere Einsicht und Verehrung
überlegener Menschen seien überhoW Dinge. Ich brauche Euch
nicht zit sagen, daß das falsch ist. Die Jugend braucht so nötig
Führer. Sie Hat aber keine. Sie hat fast nur Erziehmigsbeamte.
Wie es in den meisten deutschen Fürsorgeaustalten aussiebt,
Weitz uran. Wemr so ein Junge infolge schlechter Anlagen und
einer geradezu widersinnigen Gesellschaftsordnung gestolpert ist,
dann trimmt ihn der Vater Staat in die liebevollen Arme und ver-
dirbt ihn vollends. Biel mehr hat er für Euch nicht übrig. Denn-
er muß eine ganze Reickswehr und einen ganzen Kapitalismus
unterhalten.
Hinter den roten Fahnen zieht Ihr singend durch die Straßen
und laßt den Sozialismus lebe« und gebt Eurem Abscheu über
Wilhelms Mörderoffiziere kräftigen Ausdruck. Das ist gut. Aber
cs genügt nicht.
Ihr — gerade Ihr — habt die Aufgabe, die Reinheit Eurer
sozialistischen Gesinnung zu verbreiten. Ihr müßt diese GesinmW
bei Euch selber sauber erhalten. So schwer es auch sein mag, mit
diesen beschränkten Mitteln überhaupt noch anständig zu sein: Ihr
müßt in Fragen der Geschreckter, des Mkoholmißbrauchs, der
Körperpflege, der Liebe zur Natur — Ihr müßt und könnt da
bahnbrechend wirken!
Ihr seid di« Hoffnung.
Ihr seid aber auch die Furcht der andern. Euch fürchten Hun-
derttausend Beamte und jene ganze Clique von hochnäsigen Mili-
tärs, kleinen Gutsfürsten und großen Fabrikkönigen. Daß sie Euch
fürchten-, beweist die feine Ausmerksamkeit, die sie Eurer Schule
widmen. Sie geben nicht etwa -Geld dafür — sie bezahlen nicht
etwa Eure Lehrer anständig -- sie sorgen nicht -etwa dafür, daß
deren Ausbildung Vesser und fortschrittlicher werde als heute —
Gott bewahre! Im Gegenteil. Sie unterdrücken mit allen Mit-
teln jode sozialistische Regung in der Schule, — in den Lesebüchern
verpesten noch heute fromme HohenzollernanÄdoten die Lust, und
noch immer wird den Arbeiterkindern gelehrt, daß man nicht töten
solle. Und zugleich: daß man töten müsse. Ihr seid -eine Macht.
Sie fürchton Euch. Seid dessen immer bewußt.
Haltet zusammen! Ihr seid die junge Republik! Ihr der
junge Sozialismus! Fallt Euren Gltern nicht in den Rücken und
schändet das Gedächtnis Eurer Vorfahren nicht, indem Ihr ins
bürgerliche Fahrwasser abschwenkt. Daß Ihr heute wenigstens un-
gehindert durch die Straßen ziehen könnt, das habt Ihr der jahr-
zehntelangen Arbeit der Ulten sozialistischen Führer zu danken.
Ehrt sie durch die Tat!

Internationale Jugendtreffen.
Boul 12. bis 15. August beherbergt Antwerpen die internatio-
nale Jngendtagung, und am 16. und 17. August tagt in Brüssel eine
internationale Konferenz der Arbeiterbildmigsausfchüsse.
Wenige Tage nach dem Antwerpener Treffen werden sich etwa
3VV junge deutsche Arbeiter und Arbeiterinnen nach Salzburg
beheben zu einem anderen internationalen Treffen der sozialisti-
schen Jugend. Vom IS. bis 21. August findet -dort der inrerna-
tionale Zugewdtag der Internationalen "Arbeitsge-
meinschaft sozialistischer JugeUdmMnMttvneu statt. Da hier
die Organifationen beider inMMtionale-n Verbindungen vertreten
fein werden, wird er nach ein stärkeres internationales Gepräge
tragen, als die Antwerpener Tagung. Es Md bereits jetzt starke
Delegationen aus Belgien-, Dänemark, Deutschland, England,
FvaiÄveich, Georgien, Holland, Oesterreich, aus der Tschechoslo-
wakei rind den russische» Randstaateu angsmo'ldet. Die Teilnehmer
Werden sich dort vereinigen zu ei>rer internationalen Juigendkuud-
gevung, zu einem fröhlichen Jugeudfest auf den Höhen vor Salz-
burg NNd zu einer gemeinsamen Wanderung in das herrliche Salz-
burger Land. Ihre besondere Bedeutung erhält die Veranstaltung
durch die Tatsache, daß sich hier zum ersten Male die Jugend aus
den Ovganlsaiionen beider internationaler Verbindungen- die Hand
reicht zum freundschaftlichen Bund. Dieser Bund wird getragen
sein vom gemeinsamen sozialistischen Wollen. Aus dieser ersten
und wichtigsten Gemeinsamkeit wird sich hoffentlich in absehbarer

Zeit ein« gc-stm osten« Kamvfsront der sozialistischen Jugend aller
Länder entwickeln.
Mir jeder der beiden Kundgebungen sind auch Beratung'n -der
internationalen Komitees verbunden. In beiden Lagern ist der
Wunsch rege, in Salzburg zu den von den Komitees vorberateneu!
Punkten eine gemeinsame Kampffront zu bilden, um so die Kampf-
reihen der sozialistischen Jugend soweit wie möglich zu schließe».
M WM dkl MfMMlM I« M«!lM.
Bon einem Iu -gLttdge n osse n.
„Am Sonntag gehts nach Mannheim" war das BegrüßuMs-
Wort, das jeder eintretende Jngendgenosse in der letzte» Monats-
versamlung zu -hören bekam. So wars auch. Die schon so lang
geplärrte Besichtigung der Konsumanlagen in- Mannheim, die im
Interesse der Heidelberger Mndcrhitfe schon zweimal verschoben
werden mußte, konnte endlich stattsinden.
Pünktlich zur festgesetzte» Zeit fand sich alles am Bahnhof ein
und unter Lachen und Scherzen fuhren wir nach Mannheim. Hie«
angekommen, marschierten wir in geschlossenem Zug mit Sing und
Sang die Ringstraße entlang. Von vlumenWfchmttckten Fenstern
iinld Balkons wurde uns kopfschüttelnd mancher Blick nachgeiändt.
Doch kein Blick, kein Kopsschiittel» konnte uns in unserem Schritte
stören. Fröhlich singend zogen wir über die Friedrichsbrücke dir
Dammstmße Himmler. Bald verschwanden die künstlich aufgeputz-
ten Häussrfassaden, keine großen Kaffees oder Hotels waren mehr
zu sehe», an ihre Stelle waren die eintönig grau schwarzen Miets-
kasernen des Arbeiterviertels getreten, lange Häuserreihen, nur
unterbrochen von zweifelhaften Wirtsckaftslokalen. wo immer noch
so mancher Arbeiter seine sauer verdienten Groschen sinnlos ver-
trinkt.
Freien Blicks und leichten Schritts trappten wir weiter. Bald
hatten Wir die letzten Häuser hinter uns und nur noch hohe
Mauern, Lagerhäuser und Fabriken liefen längs der Straße. Wir
waren in den Bereich der neuen Judnstrieanlagen g-ekomme» und
hier hatten Wir das große Gebäude des Konsumvereins zu finde«.
Acutzerlich von den andern- Fabriken nicht viel zu unterscheiden,
verriet uns nur das weit geöffnete Tor, unter dem der freundlich
lächelnde Hausmeister stand, daß wir unser Ziel erreicht Hatton.
Nun wurde erst im Hose, auf leeren Fässern, Kiste», Wagen
und Lastautos ein kleines Frühstück eingenommen und einige allzu
Eifrigen, glaubten die Verdauung unbedingt durch ein paar Reise«
fördern zu müssen.
Bald traf auch der Herr Verwalter ein und die BesichtiMM
konnte beginnen. Wir traten nun zunächst in das Innere des Ge-
bäudes, mn uns uacb deut An 4. Stockwerk gelegenen Lagerraum
für Meül zu begeben. Doch wer beschreibt unser Erstaunen, den»
überall sahen wir nur Terazzo- oder Plattcnböden und Wände,
alles fugen- und ritzet,los, so daß sich nirgends Staub aufetze»
karrn, ganz das Gegenteil von der Außenansicht Im Lagerraum
angekommen, sand unn die offizielle Begrüßung durch Genosse«
Trautwein statt. In seiner Begrüßungsansprache verstand er
es ausgezeichnet uns den Werdegang der Genossenschaft zu schil-
dern. Nur wenige Genossen waren es, die im Jahre 1S00 den
Konsumverein gründeten und nur durch große Opfer und Arbeit
konnte sich» das Unternehme» so entwickeln.
Nach der Beg-rüßnng gings an die Besichtigung des Bäckerei-
betriebs und da wir uns gerade im Lagerraum aufüielten, s»
konnte hier die Besichtigung ihren Anfang nehmen Das hier auf«
gestapelte Mehl wird mittels eines Fahrstuhls heransbefördert.
Wenn unn das Mehl benötig wird, so kommt es zunächst in
eine, sich in demselben Raume befindliche Maschine, wo das MM
noch einmal gereinigt wird. Von hier aus tritt nun das Mehl sei-
nen Weg zur Weiterverarbeitung an, ohne noch einmal mit Ment
sthenhänden in Berührung zu kommen. Das gereinigte Mehl wird
nun durch wette Röhren in eine Maschine geleitet, di: sich in dem
darunter liegende» Stockwerk befindet. Hier wird nun das Mehl
-urck eine Schncckenvorrichtung in kteinere Röhren verteilt, die
dann das Mehl direkt in die Teigmafchinen leiten. Auch das für
den Teig notwendige Wasser und die Zutaten werden durch Röhre
in die Tetgntaschine geleitet. Ist der Teig dann verarbeitet, f»
wird er durch einen engen Schacht in die eigentliche Backstube ge-

Wald und Äugend.
Von MaxDortu.
Baum steht bei Baum, hart und stark.
In den Krone» nisten die Raben.
Der Grünspecht stiegt.
Der Margots lärmt.
und der Wind reißt Seeschamn au» dm höchsten Wipfeln der
Eichen.
Pilze stehet: stumm.
Mücken singe» leise.
Ein Reh horcht scharf.
Unter der Hasel kriecht langsam die Blindschleiche.
-Plötzlich Lärm. Die Fugend ist da.
Gesang als Frohsinn.
Helles Mädchenlachsn.
Und der Knaben wilde Jauchzer.
Freue dich, freu dich — du ernster, ernster Wald.
Ein Feuer prasselt violett auf.
Und sechs junge Köche helfen sechs schönen Köchinnen.
Und dann war die Suppe doch angebrannt — aber der Hunger
ist Würze.
Bäcker heraus. Der liest — di« schläft — der raucht — die näht
dm zerrissene« Rock —
Und der Wind ward Sturm —
Wie der Sturm wild im Walde wühlt:
So donnert Schottlands schwarrgrüne See an die rote irische
Klippe.
Herzen werden furchtsam:
Junge Mensche» schließen sich enger zusammen-.
Gemeinsam dem Sturme zu trotzen.
Baum steht bei -Baum: hart -und stark.
MeeM sein hMt Mitt sein.

Der Apfel.
Bo» Karl Eittinger, München.
Ick nahm die neueste Nummer des „Garten- u. Kleiutierdotsn"
zur Hand und blätterte erregt bis zur Rubrik Briefkasten. Hurrah,
da war schon Antwort auf ».eine Anfrage. „Oekonom Ist. Nein,
Hunde klettern nicht auf Bäume." Ich amiete auf.
Gott sei dank, mein Dackel konnte es Ms nicht gewesen fein.
Aber wer war es dann? — In meinem Vorgarten steht nämlich
ein Apfelbaum. Eine sehr Adle Sorte, Ealville oder Holzapfel oder
so was ähnliches. Im Frühjahr steht der Baum alljährlich in herr-
lichster Blüte, und dann freue ich mich auf die reiche Ernte. Im
Juni fangen die Blüten der Reihe nach an -abzusalle.!, und im
Herbst trägt der Baum Jahr für Jahr einen einzigen Apfel. Eal-
ville »der Holzapfel oder so ähnlich. Und dieser einzige Apfel
Wird mir jedes Jahr gestohlen. Fünf Herbste habe ich es Mit Ge-
duld ertragen, dann riß sie mir. Niemarid läßt sich gern feine
ganze Ernte stehlen. Ich -verdächtigte nicht leichtfertig meine Mit-
menschen, -deshalb siel mein erster Argwohn auf meinen Dackel.
Aber nun hatte ichs schwarz auf weiß, daß er nicht in Betracht
kommen konnte. Was sollte ich nun- tun.
Mein Nachbar hat ein ganzes Rudel Obstbaume, aber ihm
wird nie etwas gestohlen. Höchstens, daß ich manchmal — über
den Zaun — ich habe da einen langen Stock mit einem Widerhaken
— aber das ist nur Fallobst. Er hat nämlich vor seiner Garten-
tür ein Schild „Vor dem Hunde wird gewarnt".
Das leuchtete mir ein. S» was hält die Diebe ab. Was »lein
Nachbar kann, das kann ich auch. Ich habe zwar nur einen Dackel,
mld der hat noch EmMde« gebissen, das heißt neulich mich, aber
das ist was anderes: mich kennt er ja.
Ms» was ich sage» wollte, ich malte mir ei» Schild: „Bor dem
Bulldogs wird gewarnt" und nagelte eS an,
Ain nächsten Morse» klingelte de« Briefträger, was er sonst
nie tut.
„Kommen Sie doch Verein", Ms ich ihn, vom Balkon zu
„Ist Ahr Hund auch angebunden? frug er SrgfMK,
„Er steckt sogar in einer Zwangsjacke", -cu.vckerte ich.

Und der Briefträger brachte mir drei unbezahlte Rechnungen
und eine Nachnahme.
Eine Viertelstunde später kam die Milchfrau und klingelte, was
sie sonst nie tut.
„Kommen Sie doch herein, Frau Müller", ries ich ihr zu.
„Ham S aaa des Hundsviech angebunden? — Aber freilich —"
„Js -aa ganz g'-witz?" „Aber wem-.- ichs Ihnen doch sage —
„Wissen S', ich bin hält so vnil schreckhaft.
Sie kam mit dem Milchkübel herein, unterwegs piepste ei»
Bogel, da schrie sie aus, als sei vor ihr eine Miene explodiert, ließ
den MAchkübel fallen und lief davon. Ich habe sie nie wiedsrge-
sehen und war 14 Tage ohne Milch. Eine Halbe Stunde später
kam der Elektrizitätsmann und klingelte, was er sonst nie tut.
..Kommen Sie doch herein", rief ick ihm zu.
„Wenn er.„sich anri-brt, schlag ick ihn tot, de» Hundskrüppel',
sagte er.
„Ich werde Ihnen dabei helfen", versicherte ich.
Der Elektrizitätsmann war kaum zehn Meter gegangen, da
bellte im Wohnzimmer mein Dackel, -er Elektriker bekam einGt
Tobsuchtsanfall, schlug mit seinen Instrumenten sänulicke Par-
ein, ick herunter, er baut mir uns den Kopf, daß Ne
-Funke» sprühen, u-e mn Abend wurde mir der clektriswe Strom
gesperrt.
Dann bekam ich ei» Schreiben vom Magistrat: wenn ich mein«
Bulldogge nicht aNbände, würde ich schon sehen. Dann kam eine
Vorlage des Rentamts wegen Steuerhinterzishung für eine Bull-
dogge. Dann kanten Schadenersatzklagen von 5 Vätern, o.ceu
Kinder meine Bulldogge gebissen habe» sollte Auch sollte sie ein
Schaf geraubt haben.
Wenn schon ein« gar nicht existierende Bulldogge solche« Scha-
den anrichtet, wie gefährlich muß dann erst eine richtige Bulldogge
sein.
Ich wollte daher mit dieser Tiergattung nichts mehr zu tun
habe» und entfernte das Schild. Statt dessen legte ich Fußangel»
und Legbüchfen Al meinen Vorgarten, denn ich war inzwischen ei»
Menschenfeind geworden.
Diese SKzze schreibe ich im - Z - c» Krankenhaus. I« hatte
uäm-Uch vergessen, wo ich die Fußangeln und Legbüchseu WiMM
 
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