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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 6.1906/​1907

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Deiters, Heinrich: Zum 50jährigen Jubiläum der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft
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https://doi.org/10.11588/diglit.52068#0026

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stellung zu Köln in: Jahre (86( widmete der König
von Preußen, Wilhelm I., die wärmste Teilnahme
und ehrte sie durch zahlreiche Auszeichnungen. Der
preußische Kultusminister v. Bethmann-Hollweg kam
eigens zur Künstlerversammlung, um diese zu be-
grüßen und der Kunstgenossenschaft des Wohlwollens
der Staatsregierung zu versichern, und der Groß-
herzog von Sachsen sandte seinen Vertreter, um die
Stiftung von Medaillen kund zu geben. Auf der
Künstlerversammlung von (862 in Salzburg pries
der leitende österreichische Staatsmann, Minister Ritter
v. Schmerling, die Männer der Kunstgenossenschaft,
welche, als Missionäre und Träger der Humanität,
ersprießlich mitwirkende Förderer der deutschen Eini-
gung seien. Die Kunst stand damals allerdings auf
dem Boden, daß ein großer Teil ihrer Aeußerungen,
die Darstellungen der Geschichte, als im Dienste des
Vaterlandes stehend, gelten konnte.
Noch galt die Goethe'sche Anschauung: „Der
innere Gehalt des bearbeiteten Gegenstandes
ist der Anfang und das Ende der Kunst! (Man
wird zwar nicht leugnen, daß das Genie, das aus-
gebildete Kunsttalent durch Behandlung aus allem
etwas machen und den widerspenstigsten Stoff be-
zwingen könne. Genau besehen, entsteht aber dann
immer mehr ein Kunststück als ein Kunstwerk, welches
auf einem würdigen Gegenstands ruhen soll, damit
uns zuletzt die Behandlung durch Geschicklichkeit,
Mühe und Fleiß die Würde des Stoffes um desto
glücklicher und herrlicher entgegenbringe.)" Aus
diesem Grunde fand die bildende Kunst auch dis
volle geistige Sympathie des deutschen Volkes, welches
damals bei dem geringen Wohlstände der Nation
weit weniger imstande war, sich an einer aktuellen
Kunstpflege zu beteiligen, wie heutzutage. Aber das
Verständnis und der Wunsch nach einem tieferen
Eingehen auf die Werke der Kunst war vorhanden
und zeigte sich, wenn die Ansprüche an ein aktuelles
Interesse in entsprechend bescheidener Weiss auf-
traten, um so spontaner. Nur hatten die Beziehungen
der Künstler zum Volke fast gänzlich gefehlt und ein
Verhältnis bestanden, wie es Goethe von den Dich-
tern seiner Zeit schildert: „Da sie nicht mehr als
Gildeglieder für einen Mann standen, genossen sie
in der bürgerlichen Welt nicht der mindesten Vor-
teile. Sie hatten weder Halt, Stand noch Ansehen,
als insofern sonst ein Verhältnis ihnen günstig war,
und es kam bloß auf den Zufall an, ob das Talent
zu Ehren oder Schanden geboren sein sollte." Solchem
Zustande, welcher nur den staatlich angestellten Leh-
rern und den wohlhabenden die Möglichkeit des
Ansehens gab, machten die Vereinigungen der deut-
schen Künstler ein Ende. Vor allem aber die natio-
nale Vereinigung, da die Genossenschaft der deutschen
Künstler jedem Schutz und Förderung gewähren wollte
und in der Tat auch alles aufbot, um allen Künst-
lern gleiche Luft und Sonne, gleichen Schutz und
Recht zu gewähren. Vor allem aber hatte die große
Vereinigung den Vorteil, daß die Künstler in direkte

Heft 2.

und persönliche Beziehungen zum Volke traten. Aus
der allgemeinen Vereinigung entstanden die Grts-
vereine und wo solche bereits bestanden, schlossen sie
sich mit ihren Einrichtungen der nationalen Ver-
einigung an. Daß dadurch das Ansehen der deut-
schen Künstler außerordentlich gehoben wurde, liegt
auf der Hand. Dies zeigte sich auch in dem wett-
eifer der Städte, durch glänzende Feste die Versamm-
lungen der deutschen Künstler zu ehren. So hat
die Deutsche Kunstgenossenschaft durch ihre Be-
mühungen und Veranstaltungen der deutschen Kunst
und ihren Angehörigen enorme Vorteile gebracht.
Immer hat es zwar Leute gegeben, welche dem
von ihr vertretenen, freien Wettbewerbe feindlich
gegenüberstanden oder die Vorteile besser in kleineren
Vereinigungen zu finden glaubten, aber das allge-
nreine Wohlwollen und Entgegenkommen, welches
die Kunstgenossenschaft in allen deutschen Landen er-
fuhr, hat durch Jahrzehnte alle Gegner niederge-
halten: Mit der Vollendung des politischen Eini-
gungswerkes gingen auch die Wünsche und Bestre-
bungen der Kunstgenossenschaft in Erfüllung. Sowohl
der Rechtsschutz ihrer Werke wurde den Künstlern
zuteil, als auch größere Aufwendungen für Werke
der Kunst aller Art wurden bewilligt. Die Beteili-
gung der deutschen Kunst an den internationalen
Ausstellungen des Auslandes wurde geregelt und
der deutschen Kunstgenossenschaft übertragen. Im
Innern der Genossenschaft wurden vortreffliche Sat-
zungen ausgearbeitet und für die Kunstausstellungen
gerechte und den Verhältnissen des Landes angepaßte
Bestimmungen über die Zulassung erlassen, welche
sich bei der vierten Allgemeinen deutschen Ausstel-
lung im Jahre (880 in Düsseldorf als vortrefflich
bewährten und auch für die internationalen Aus-
stellungen des Auslandes zur Auwendung gebracht
wurden. Auch das lokale Ausstellungswesen hatte
bereits eine beträchtliche Steigerung erfahren und
schöne Erfolge erzielt, als mit dem Ende des sieben-
ten Jahrzehntes, gleichzeitig mit dem Rückgänge der
Erfolge der Industrie, auch eine Abnahme des Inter-
esses für die Erzeugnisse der Kunst stattfand. Dies
veranlaßte den damaligen Hauptvorstand in Düssel-
dorf, ebenso wie die Industrie, im Auslande ener-
gischer nach einem neuen Absatzgebiete zu streben.
Der Versuch, die Kunstgenossenschaft an den aus-
wärtigen Ausstellungen zu beteiligen, kann als ent-
schieden erfolgreich angesehen werden. Jedenfalls
standen die Erfolge der Künstler in gutem Verhält-
nisse zu den aufgewendeten Mitteln, welche zum
großen Teile aus dem Vermögen der Genossenschaft
gedeckt wurden. Die umfangreichen Arbeiten wurden
bei der gut funktiouierenden Organisation von den
Hauptvorständen, in Verbindung mit den Lokal-
vereinen, aufs glatteste erledigt. Die ehrenamtlichen
Kommiffarien der Kunstgenossenschaft, welche durch
das Reichsamt bei den auswärtigen Landesregie-
rungen beglaubigt wurden, wußten die besten Be-
ziehungen zu den letzteren zu wahren und selbst

Die Werkstatt der Kunst.
 
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