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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 6.1906/​1907

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Meyerhof, Agnes; Heid, K.; Strempel, Karl; Baule, Emil Werner: Ueber unsere Bilderrahmen
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https://doi.org/10.11588/diglit.52068#0293

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Die Werkstatt der Kunst
keäakteur: Hemrlck Stemback. VI. Jakrg. Heft 21. 18. ^ebr. 190/.

In diesem ^eUe unsere,-Leitsckriff si-teiien wir- jedem Rünstlei- das kr-eis Morl. Mir sorgen Äaiiir> class lunUciisi keinerlei
Angriffe Lus Personen ocler SenossensckLffen abgecirucki werden, okne dass vorder der Angegriffene ciis Möglicdkeil gekabl
Katts, in demselben yeffe zu erwidern. Oie Redaktion kält sicd vollständig nnparteiisck und gibt durck cisn Abdruck keineswegs
--- eine llebsreinstimmung mit den auf diese Meise vorgetragenen Meinungen zu erkennen.. -

(leber unsere kilcterrakmen.

Zu dieser Veröffentlichung in unserem
Heft f9 schreibt man uns aus Frankfurt a. ZN.:
vor fünf Zähren hatte ich in Nom den Auf-
trag, ein Tizianbild aus der dortigen ^caclemia
8an Vaca zu kopieren. Da ich diese Kopie mit
einem Rahmen abzuliefern hatte, erholte ich mir
Rat wegen der Adresse eines geschickten Rahmen-
machers (diese habe ich leider vergessen) und erfuhr
nun, daß Rahmen nach alten Mustern angefertigt
würden, welche äußerlich genau dem Rahmen des
Griginalbildes oder eines anderen alten Galeriebildes
nachgebildet sind, aber leichter und wohlfeiler
hergestellt würden — ähnlich, wie Herr v. Sallwürk
es sich vorstellt. Die Nahmen werden dort aus
einem gewebten Stoffe unter Beimischung irgend
einer später zur Steifheit erstarrenden Lösung gepreßt
und nachher durch Vergoldung oder Bronzierung
ganz den alten massiven Nahmen gleichend gemacht.
Mein Rahmen sah sehr echt aus, paßte vorzüglich
zu der Kopie und entsprach auch den Bestellern sehr.
Man sieht hieraus, daß in Nom bereits vor fünf
Zähren ähnliche, zweckentsprechende Nahmen ver-
fertigt wurden. Zch habe seitdem oft gewünscht,
man könnte sie auch hier in dieser Art bekommen,
vielleicht versucht ein geschickter Fabrikant sich darin.
Oder mail verschafft sich von deutschen Kollegen
in Nom jene Adresse des Nahmenmachers und ge-
langt auf diesem Wege zur genaueren Kenntnis der
Herstellungsart. ^.Anes Ule^erkof.
Ferner aus Fürth in Bayern:
Seit (2 Zähren habe ich als Konservator des
Kunstvereins Fürth Gelegenheit, mich eingehender
mit Bilderrahmen zu beschäftigen. Zährlich kommen
etwa fOOO gerahmte Bilder bei uns zur Ausstellung.
Wie sehen aber die Nahmen häufig aus? Da sind
vor allem jene zierlichen, durchbrocheneil, mit Lichen-
oder Akanthuslaub verzierten Goldrahmen, bei denen
an manchen Stellen nur noch das Holz- und Draht-
skelett erscheint, während der formengebende „ver-
goldete Gips" iil Scherbeil in der Kiste liegt und
das Bild gefährdet. Lchte und unechte, polierte
Nahmen aber sind häufig verschunden, durchbohrt
und in einem Zustande, der ein Aufhängen des etwa
verkauften Bildes in solchem Nahmen unmöglich
machen würde. Wir haben beispielsweise erst kürz-

lich bei einem, zur Verlosung angekauften, Bilde den
stark beschädigten Goldrahmen durch einen neuen
ersetzen lassen müssen. Wenn das aber schließlich
notwendig ist, so ist nicht einzusehen, warum der
Künstler ein Bild, das verschiedene Ausstellungen
durchwandern soll, mit einem wertvollen Nahmen
versehen soll, der am Lnde zerschunden und ent-
wertet zurückkommt. Verschiedene Künstler suchen
sich fa bereits gegen die angeführten Uebelstände
zu schützen, indem sie — namentlich bei Sammel-
ausstellungen — wohlfeile Fabrikleisten oder auch
ganz einfach profilierte, roh geschnittene Lichen-,
Fichten- oder Föhrenholzrahmen, entweder gebeizt
oder bronziert, verwenden. Diese Rahmen erfüllen
in ihrer Wohlfeilheit ihren Zweck und an ihnen ist
nicht viel zu verderben. Allerdings sind die letzt-
genannten Rahmen häufig so massiv und schwer —
wir haben schon solche von 3—Zentnern im Ge-
wicht gehabt —, daß sie die Frachten sehr verteuern.
Der Vorschlag des Herrn von Sallwürk, die Bilder
mit leichten provisorischen Nahmen zu versehen,
ist deshalb freudig zu begrüßen, vorausgesetzt, daß
sich keine besonderen technischen Schwierigkeiten zur
Ausführung desselben ergeben. Da infolge der Ver-
ringerung des Gewichtes der Bilder auch die Kisten
leichter hergestellt werden könnten, so würde vor-
allem eine bedeutende Frachtersparnis erzielt werden
können, welche Künstlern, Vereinen und Ausstellungen
zu gute käme. Ls würde aber vielleicht auch durch
wohlfeilere Herstellung der provisorischen Nahmen
den Künstlern ein weiterer Vorteil erwachsen. Lnd-
lich würde durch eine Verringerung des Rahmen-
gewichtes auch die Hantierung mit den Bildern
beim Lin- und Auspacken und beim Aufhängen sehr
erleichtert werden. Ls könnte unter Umständen das
zeitraubende und für die Rahmen gefährliche Lin-
schrauben der Bilder in die Kisten vermieden werden
und die Bilder könnten durch Holzwollepauschen in
Papier in den Kisten festgeklemmt werden. Sicher-
lich würde es von Kunstvereinen und Ausstellungs-
leitungen freudig begrüßt werden, wenn der von Sall-
würksche Vorschlag sich verwirklichen ließe, viele
Scherereien wegen beschädigter Nahmen würden
vermieden werden. Wenn ein oder der andere
Künstler zu einem Bilde einen eigenartigen Rahmen
komponieren wollte, so bliebe ihm das ja immer
unbenommen. K. Kleick.
 
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