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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 6.1906/​1907

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Die Ausstellung München 1908 und ihre künstlerische Ziele
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Schliepmann, Hans: Kunst und Wirtschaft, [3]
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https://doi.org/10.11588/diglit.52068#0475

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Heft 3^.

Die Werkstatt der Kunst.

und Vorarlberg" erhoben. Ich war mir bewußt,
daß die Wahrheit dieser Anklagen durch ein Schieds-
gericht klargelegt werden müsse und forderte satzungs-
gemäß ein Schiedsgericht. Der Ausschuß sucht, anstatt
den durch die Satzungen vorgezeichneten Weg zu
betreten, in einer Gegenschrift die Angriffe abzu-
schwächen. Line Gegenschrift stellt in solchem Zwiste
bestenfalls nur Behauptung gegen Behauptung und
kann unmöglich zur vollen Klärung beitragen. Diese
kann nur ein Schiedsgericht herbeiführen.
Ich erkläre deshalb öffentlich, daß ich auf eine
Gegenschrift nicht erwidere und meine Angriffe so
lange als Tatsachen hinstellen muß, bis nicht durch
ein Schiedsgericht das Gegenteil erwiesen ist.
Hall (Tirol), den 6. Mai HH07.
^Ikons Liber, Waler.
Anmerkung der Schriftleitung. Ts wäre
sehr zu wünschen, daß im „Künstlerbund für Tirol
und Vorarlberg" wieder geordnete Verhältnisse ge-
schaffen würden; deshalb unterstützen wir die durch-
aus billige Forderung des Herrn Alfons Siber nach
Tinsetzung eines Schiedsgerichtes.
Die KussteUung Müncben 1908
uncl ibre kimstlsrlscken Tiele.
Sin „Verein zur Förderung des Fremdenverkehrs in
München" sprach, einem Bericht der „Münchener Neuesten
Nachrichten" zufolge, Professor N. Riemerschmid über die
künstlerische Seite der Ausstellung:
Vie von den Vorrednern angeführten Gesichtspunkte
beziehen sich zum großen Teil auf die wirtschaftlichen Vor-
teile, die die Ausstellung bieten wird. Diese darf- man ja
nicht in den Hintergrund treten lassen, aber nicht für alle
Menschen sind sie allein ausschlaggebend und sollen es auch
nicht sein. Ls gibt noch andere Gesichtspunkte, die viel-
leicht am wertvollsten sein können: Ob eine solche Aus-
stellung die Möglichkeit bieten wird, neue interessante
Probleme anzu greifen und vielleicht zu lösen, zu
lern er: für die einer: und für die anderen. Die
wirtschaftlichen Ergebnisse sollen eben doch vielleicht nur
die lVege sein zu dein eigentlichen Ziel, zu einer Förde-
rung der Kultur. Die Frage, ob diese Förderung der
Kultur für uus und unsere Zeit wünschenswert und not-
wendig ist, glaube ich nicht erst erörtern zu müssen. Wenn
wir heute um uus schauen, so wird jeder zugeben, daß Be-
haglichkeit und erfreuliche Anblicke nicht gerade überwiegen.
Man braucht nur an die nüchternen, lieblosen und lang-
weiligen Miethäuser zu denken, die Lasös und Restaurants
nut ihrer oft so geschmacklosen Ausstattung. Sn einem
alten Städtchen findet man zwar nicht die peinlich geraden
Straßenliuicn, aber gerade ihre Straßeuführung allein schon
übt einen ungemein großen Reiz aus. Alles hat hier Cha-
rakter, alles hat Leben. Diese Gegensätze gegen die Ver-
hältnisse, die wir gewöhnt sind, fühlt man aus Schritt und
Tritt; auch im alten Gasthaus, in dein vielleicht nicht alles
so ist, wie in der Großstadt, findet man wenigstens noch
Behaglichkeit. Da kann es einen nicht wundern, wenn
man heute mit einer gewissen Sehnsucht immer wieder von
der guten alten Zeit spricht. Trotzdem steht es aber auch
in unserer Zeit doch nicht ganz so hoffnungslos.
Die versuche, hier zu verbessern, sind nicht von neuestem
Datum. Allerdings begegnen diese Bestrebungen manchem
Widerstand und die schlimmsten Widerstände sind
Gleichgültigkeit und Unkenntnis. Diese Widerstände
zu besiegen, ist eine Ausstellung, wie sie geplant ist, das

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beste Mittel. Mit Worten ist es schon ost versucht worden,
nun muß es gezeigt werden. Kraft und Lust zum Bessern
auf all den Gebieten fehlt gerade in München nicht, das
wird man sehen, wenn die Ausstellung einmal besucht
werden kann. Auf den verschiedensten Gebieten kau:: hier
gezeigt werden, wie es besser gemacht werden kann. Mit
geringen Mitteln kann der Aussteller größere Effekte er-
zielen, wie es jetzt mit Aufbietung schwierigerer Mittel
möglich wird. Die Mittelstnd so einfach, daß man sich
wundern möchte, daß sie bisher nicht angewandt
wurden. Rein äußerliche Dinge, wie die Farbcnwirkung
zum Beispiel, ziehen die Aufmerksamkeit auf sich. Ebenso ist
ein Mittel, die Aufmerksamkeit aus sich zu ziehen, die rhyth-
mische Wiederholung, dann auch die Massenwirkung. Vor
allem kommt dann auch der Rahmen, in dein etwas gezeigt
wird, in Betracht. Man kann sich da recht gut vorstellen,
daß ein Raum geschaffen wird, der sich als Vorratskammer
für ein großes gemeinnütziges Unternehmen oder für einen
fürstlichen Haushalt präsentiert. Sm Gegensatz dazu könnten
Sammlungsräume gezeigt werden, die das enthalten, was
ein Antiquitätenhändler an geschmackvollen, reizenden Sa-
chen besitzt. Beides kann in durchaus origineller Form ge-
boten werden. Man wird nun in den Kreisen der Geschäfts-
leute einwenden: „Das kommt zu teuer, so kann ein Ge-
schäftsmann nicht arbeiten. Der kleine Geschäftsmann ist
daraus angewiesen, zu fertigen, was das Publikum ver-
langt." Sicher ist aber auch, daß, wie die Erfahrung lehrt,
der Geschäftsmann, der sich seine Ueberzeugung hinsichtlich
der Durchführung neuer Sdeen wahrt, damit auch schließ-
lich zum Erfolg gelangt.
Das Zusammenarbeiten zwischen einem ver-
ständigen Künstler und den: Handwerker oder Sndu-
striellen hat vorzügliche Ergebnisse. Mancher unscheinbare
Gegenstand wird nur dadurch, daß ihn: eine eigenartige,
merkwürdige Form gegeben wird, daß er in der farbigen
Erscheinung einen besonderen Reiz erhält, plötzlich ein sehr
verkäuflicher Artikel. Außerdem kommt noch in Betracht:
Wenn der betreffende Künstler ein Mann ist, der alle
Dinge frisch und unnüttelbar zu sehen versteht, so wird es
ihm gar ost gelingen, Dinge zu sehen, die der andere über-
sieht, einsach weil er dem Material gegenüber ab-
gestumpst ist, das er immer unter der Hand hat. Eine
solche, aus den einfachsten Dingen entspringende Anregung
kann ost Zehntausende an Bargeld bringen. Dieses Zu-
sammenarbeiten ist zunächst wohl der Weg, aus dem wir
vorwärts zu kommen suchen müssen. Anzustreben ist als
letztes Ziel, daß dieses Zusammenarbeiten von Künstler
und Handwerker einmal überflüssig wird. Das wird ein-
treten in dem Momente, wo wieder Geschmack und Kultur
Gemeingut geworden sind.
Nun soll die Ausstellung zeigen, daß wir in München
klug genug sind, diese Verhältnisse klar zu erkennen, daß
wir die Lust, den Mut und die Kraft haben, diesen Weg
wirklich zu beschreiten. Die Ausstellung wird das nur unter
einer wichtigen Voraussetzung können. Nur wenn wir
uns aus den Standpunkt stellen, daß diese Ausstellung eine
gemeinsame Angelegenheit von ganz München ist, wenn
wir erreichen, daß es hier keine Konkurrenz gibt, daß es
sich darum handelt, zu zeigen, daß München vieles leisten
kann, daß es wirklich eine große Zahl von tüchtigen Kräften
aus allen Gebieten in sich birgt — nur dann geht es.
Dann wird cs möglich sein, daß wir nicht mehr die Sehn-
sucht allein nach der „guten alten Zeit" haben, sondern
daß wir wieder beginnen, uns zu sehnen nach
einer „guten, neuen Zeit!"
Kunst unä MirtsekM.
Von Hans Schliexmann, Kgl. Baurat.
(Schluß.)
Die Blüte dieser Entwickelung aus dem Gebiete der
Kunstwirtschast ist nun der Manager. Er ist der moderne
Mäcen mit lediglich merkantilen bis blutsaugerischen Ab-
 
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