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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 6.1906/​1907

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D.W.D.K.: Wer wünscht berühmt zu werden?
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Reklame und Urheberrecht / Der 17. Delegiertentag des Verbandes Deutscher Kunstgewerbevereine / Laufende Preisausschreiben (Fortsetzung) / Architektur / Staatsankäufe etc. / Aus Akademien und Kunstschulen / Personalien / Auszeichnungen / Todesfälle / Stipendien und Stiftungen / Werbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.52068#0518

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5s0

Die Werkstatt der Kunst.

heft 37.

schrieben, daß der Schein einer persönlichen Offerte
gewahrt blieb, so hat die Schamlosigkeit dieses
„ Schriftsteller "konsortiums jetzt einen solchen Grad
erreicht, daß in diesen Briefen der ganze Wortlaut
schon vervielfältigt ist, also auf eine große
Rtassenspekulation geschlossen werden darf. Nur
das Datum, die Adresse und die Benennung des
betr. Neubaues wird schnell ausgefüllt und dann
hinaus mit dem Angelhaken.
Einem Geschäftsfreunde der „Neudeutschen Bau-
zeitung" ist der folgende Brief zugegangen:
Berlin L'W. 68, o/.
Lharlottenstr. YH, II.
In einem Artikel über diesen Neubau, den ich dem-
nächst in der „Architekten-Zeitung", dem bedeutendsten Fach-
blatt Deutschlands, veröffentlichen werde, könnte ich auf
Wunsch Ihre Arbeiten unter Hervorhebung Ihrer w. Firma
ausführlich (ca. 25 Zeilen) besprechen. Als Honorar für
diese an Wirksamkeit kaum zu überbietende Reklame in den
für Sie in Betracht kommenden Kreisen würde ich M. 25
berechnen.
Mit der Bitte um gefl. umgehende Rückäußerung zeichne
hochachtungsvoll
F. Rauchfuß.
Der Brief enthält, nebenbei gesagt, eine Lüge,
denn die „Architekten-Zeitung" ist nicht nur nicht
„das bedeutendste Fachblatt", sondern im Gegenteil das
wertloseste und käuflichste im ganzen Deutschen Reich!
wir bitten noch einmal alle Künstler, uns zu
unterstützen in der Abwehr dieser skrupellosen Freß-
piraten, deren Treiben den Iournalistenstand in den
Augen aller anständig denkenden Künstler und diese
selbst herabwürdigt. O. VV. O. K.
Reklame und drbeberreckt.
Professor Max Slevogt beschwert sich darüber, daß
der Theaterzettel des Deutschen Theaters für „Gyges und
sein Ring" den Vermerk trage: „Die Dekorationen sind
nach Entwürfen von Professor Mar Slevogt und
Ernst Stern ausgeführt." Professor Slevogt legt wert
darauf, festzustellen, daß das geistige Eigentum an den er-
wähnten Dekorationen lediglich Herrn Stern zufalle.
Er teilt auch mit, daß er bei der Direktion des Deutschen
Theaters rechtzeitig Einspruch dagegen erhoben hätte, daß
sein Name mit auf dem Theaterzettel genannt werde.
Professor Max Slevogt schrieb der betreffenden Direk-
tion ferner: „Es liegt hier ein lebhaftes Interesse der ge-
samten Künstlerwelt vor, der daran gelegen fein muß, daß
der Name eines Künstlers nicht wider dessen willen zu
geschäftlichen Zwecken mißbraucht werden darf. Daß dies
vorliegend geschehen ist, ergibt der nachstehende Sachverhalt.
Auf Wunsch eines persönlichen Freundes, der nicht dem
Verwaltungskörper des Deutschen Theaters angehört, habe
ich für eine einzelne Szene und ein einzelnes Kostüm des
Dramas ,Gpges und sein Ring' diesen: Freunde eine
Skizze ausgehändigt. Eine offizielle Tätigkeit habe ich aus-
drücklich dem an mich herantretenden Dramaturgen des
Theaters gegenüber abgelehnt. Der Auftrag zur Aus-
führung der Dekorationen wurde dann seitens des Theaters
meinem Kollegen Stern übertragen, der von meiner kleinen
Skizze einen unwesentlichen Gebrauch gemacht hat. Schon
früher durch meinen Freund und in der Generalprobe per-
sönlich betonte ich auf das nachdrücklichste, daß mein Name
auf dein Zettel nicht genannt werden dürfe. In der

Generalprobe war mir dies (nachmittags Uhr an: Taqe
vor der Erstaufführung) durch einen Dramaturgen des Hauses
ausdrücklich zugesagt worden. Am nächsten Morgen kam
dann die briefliche Erklärung, der Zettel sei bereits gedruckt,
und deshalb sei es für die Premiere leider zu spät,'meinem
Wunsche uneingeschränkt zu entspreche,:. Aber nicht nur
am Tage der Premiere, dem Donnerstag, sondern auch am
Freitag und Sonnabend fand sich trotz meines in die Form
des Wunsches gekleideten Verbotes mein Name auf dem
Zettel. Gb ein derartiges Verfahren (von Rücksichten will
ich ganz absehen, auf die ein Künstler von meiner Stellung
vielleicht Anspruch haben dürfte) von anderen als der Ver-
waltung des Deutschen Theaters als statthaft erachtet wird,
überlasse ich dem Urteil der öffentlichen Meinung. Ich
mußte aber diesen Sachverhalt klarstellen, damit in meinem
und aller meiner Kollegen Interesse der Wiederholung eines
derartigen Vorkommnisses vorgebeugt wird."
Oer 17. Delegierten tag cles Verbandes
Deutscher Kunstgexverbevereine,
der am s7. Rlärz in Frankfurt a. Rl. stattfand, hat
sich u. a. mit zwei Fragen beschäftigt, an deren Be-
antwortung die Künstlerschaft ein großes Interesse hat.
s. Die Gesichtspunkte für das Iurieren
kunstgewerblicher Ausstellungsobjekte besprach
Otto Lademann-Berlin. Er machte den Vorschlag,
die verschiedenen Fragen, die bei der Iurierung ge-
stellt werden müssen, — Schönheit, Preis, Zweck-
mäßigkeit, Riaterialgerechtheit — einzeln, u. zw.
durch Graduierung der Objekte (s—sO Punkte) zu
beantworten. So müsse jeder Preisrichter für sich
allein urteilen und es würden Kompromisse usw.
vermieden.
Die Versammlung hielt diese Rlethode für
theoretisch richtig, aber praktisch undurchführbar.
Die Frage blieb ungelöst. Nur eine Resolution
wurde gefaßt, „daß das deutsche Kunstgewerbe durch
Vertiefung handwerklicher und industrieller Technik
mit den Einwirkungen künstlerischen Gestaltens so
weit erstarkt sei, daß bei einschlägigen Ausstellungen
von einer Preisverteilung nunmehr abgesehen
werden könne. Die Ausstellungen sollen sich so ge-
stalten, daß für den Aussteller die Zulassung seiner
Arbeiten an sich eine Auszeichnung sei." (wie
aber bei dieser Zulassung von den Juroren ver-
fahren werden müsse, darüber ist eine Einigung noch
nicht erzielt worden.)
2. Die Entschädigung sür nicht aus-
geführte Anschläge und Entwürfe behandelte
Or. G. Lehnert-Berlin und unterbreitete praktische
Vorschläge, h
Der Delegiertentag wählte zur Erledigung
dieser Frage einen Ausschuß, dem Künstler, Kunst-
historiker, Fabrikanten und Industrielle angehören.
Zweifellos haben die Leiter der Kunstgewerbe-
vereine das ernste Bestreben, den Interessen der
Künstler zu dienen, so gut es irgend geht.
 
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