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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 6.1906/​1907

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Das Würzburger Preisausschreiben
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Abänderung der Satzungen für die grossen Berliner Kunstausstellungen
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https://doi.org/10.11588/diglit.52068#0573

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Die Werkstatt der Kunst

Keäaktem: ?ritz tzellxvag.

VI. ^sabrg. Hekt 41. 11. Juli 1907.

In ctieseni rteite unsersi- Leitsckrfft erteilen wir jsciern klünstier clas freie Mort. Mir sorgen clatür, class keinerlei
Angriffs auf Personen ocler Senosssnsckasten abgeäruckt werclen, okne class vorker cler Angegriffene clis Möglichkeit geksbt
Katts, in cleniselben IZeffe ;u erwiclern. Vie kecisktion kält sich vollstänclig unparteiisch uncl gibt clurck clen Tlbclruck keineswegs
— eine Nebersinstirnrnung rnit clen aus Mess Meise vorgetragenen Meinungen zu erkennen. - —

Vas Mürzburger Preisausschreiben.
Der „Frcmden - Vcrkeh rs-Verein Würz-

burg" hat ein Preisausschreiben erlassen, dessen
Bedingungen ungewöhnlich schlechte sind, wir er-
hielten deshalb sehr zahlreiche Schreiben, die unser
Einschreiten erbaten. was wir tun konnten, ist
geschehen, wir sind sowohl bei einem der Preis-
richter als auch bei der Vorstandschaft des Vereines
vorstellig geworden. Der Vorstand sandte uns
folgendes Schreiben:
Mir bedauern lebhaft, daß unser Preisausschreiben
den Unwillen beteiligter Ureise hervorgerufen hat. Mir
haben nicht im entferntesten daran gedacht, daß mit
der Formierung der Preise eine Ausbeutungsabsicht oder
eine sonst wie unanständige Handlungsweise in Zusammen-
hang gebracht werden könnte.')
Für uns lag die Sache einfach so, daß wir nicht
mehr Mittel für diesen Zweck aufbringen konnten. Mir
wollten aber doch aus eine größere Konkurrenz als sie loco
erwartet werden kann, nicht verzichten und kamen deshalb
aus dies Ausschreiben. Mir dachten uns wohl, daß wir
aus Künstler I. und II. Größe nur reflektieren könnten,
wenn diese ein spezielles Interesse mitbringen, allein es
wäre uns auch damit gedieut, etwas relativ Gutes zu be-
kommen, da wir doch das absolut Beste nicht bezahlen können.
Der unterzeichnete Vorsitzende hat nun unserem tech-
nischen Berater nochmals Gelegenheit zur Aeußerung ge-
geben. Derselbe erklärt, daß wohl auch Skizzen in
kleinerem Formate, jedoch im Verhältnis 70x90
zulässig sein dürften, und daß wohl auch gute
Ideenskizzen angenommen werden könnten. Ich
bin zu wenig sachverständig, doch will es mir als Juristen
nicht als korrekt dünken, wenn einem beschränkteren Kreis
von Interessenten leichtere Bedingungen zugänglich gemacht
würden als dieselben ursprünglich lauteten. Ls wäre mir
lieber gewesen, wenn das Ausschreiben nicht so weite Kreise
gezogen hätte-), denn es kommen Anfragen aus aller perren
Mäuder; allein die Kugel ist aus dem Rohr.
Mie gesagt, ich bedaure, daß wir in Künstlerkreisen
Anstoß erregt haben. Menn es dein Pflichtenkreis Ihrer
Zeitschrift zugehört, zu warnen vor Beteiligung, so
will ich das Gegenteil nicht von Ihnen erbitten. Allein
einen gewissen Grad von bona ficles dürfen Sie uns dabei
von Rechts wegen wohl zubilligen.
Der Verein zurFörderung des Fremdenverkehrs inwiirzburg.
Der Vorsitzende: Kötklsr, Rechtsanwalt.

Um keine MrszverstänHnisse durch den Ab-
druck dieses Schreibens hervorzurufen, machen wir
darauf aufmerksam, daß es eine rechtsverbind-
liche (Erklärung betr. die Abänderung der Be-
dingungen noch nicht enthält. Wir gaben aber
den genauen Wortlaut des Schreibetts wieder, um
die bona üäes des Vereines zu erweisen, ferner um
dessen Vorstand hiermit öffentlich zu ersuchen, daß
er seine Geneigtheit, die Bedingungen wie oben ab-
zuändern, zur Tat werden lassen möge. Wir
warnen deshalb auch jetzt noch nicht direkt vor der
Beteiligung. Würde aber der Verein unserem Er-
suchen nicht entsprechen, so würden gewiß alle
Künstler, die auf ihre Berufsgenossen Rücksicht
nehmen — und das sind die meisten — an einem
so ungenügend dotiertet: Preisausschreiben sich nicht
beteiligen.
Zwei Nutzanwendungen müßten aus solchen
Vorkommnissen gezogen werden. Erstens: Alle Körper-
schaften, die Preisausschreiben zu erlassen beabsich-
tigen, sollten sich unbedingt vor der Aufstellung
der Bedingungen mit tüchtigen Künstlern oder besser
gleich mit den erwählten Preisrichtern beraten, damit
nicht wieder so schwerwiegende Fehler gemacht werden.
Zweitens: sollte es Ehrensache der Preisrichter sein,
ihr Amt nicderzulegen, wenn ihren Vorstellungen
keine Folge gegeben würde.
In den: Würzburger Fall kann den Preisrichtern
der Vorwurf nicht erspart werden, daß sie den Vor-
stand des Fremden-Verkehrs-Vereins über sein fehler-
haftes Beginnen nicht aufgeklärt haben. Es geht
aus dem Wortlaut des obigen Schreibens hervor,
daß sie es nicht getan haben. Demnach ist es nicht
ganz richtig, wenn uns einer der Preisrichter schreibt,
daß er auf die allzu geringen ausgesetzten Preise
keinen Einfluß gehabt habe; die Preisrichter würden
mit einem rechtzeitigen Protest doch sehr wahrschein-
lich Erfolg gehabt haben. O. W O. K.

Abänderung cler Salzungen kür clle grossen berliner Kunstausstellungen.

Die seit ;89S geltenden Satzungen für die großen
Berliner Kunstausstellungen haben durch eineu Erlaß des
Kaisers an den Kultusminister (Miesbaden, Mai
d. I.) Abänderungen erfahren, die von Bedeutung sind.
Vor Jahren wurde die große Berliner Kunstaus-
stellung auf eine neue organisatorische Grundlage gestellt,

2) tvir hatten es in Nis 33 veröffentlicht. — O. W.O.K.

wobei in der Leitung und der finanziellen Beteiligung die
Akademie der Künste nnd der Verein Berliner Künstler als
gleichberechtigte Faktorei: anerkannt wurden. Der Garantie-
fonds wnrde von beiden Seiten zur pälfte übernommen.
Die Verteilung der Ueberschüsse war bisher in folgender
Meise geregelt: Zunächst flössen Beträge bis zu 5000 Mk.
den: Berliner Künstler-Unterstützungsverein und bis zu
2000 Mk. dein Düsseldorfer Künstler-Unterstütznngsverein
zu. Die übrig bleibende Summe stand dem Verein Berliner
 
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