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Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 6.1906/​1907

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Hellwag, Fritz: Proben unsittlicher Kunstkritik
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Der "Künstlerbund für Tirol und Voralberg" in Innsbruck / Erklärung / Briefkasten der Schriftleitung / Warnung / Laufende Preisausschreiben / Erledigte Preisausschreiben / Geplante Denkmäler / Enthüllunge Denkmäler / Architektur / Staatsaufträge etc. / Staatsankäuf etc. / Aus Galerien und Museen / Aus Akademien und Kunstschulen / Personalien / Auszeichnungen / Todesfälle / Stipendien und Stiftungen / Aus Künstler- und Kunst-Vereinen / Kunsthandel und Versteigerungen / Vermischtes / Werbung
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https://doi.org/10.11588/diglit.52068#0588

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580

Die Werkstatt der Kunst.

heft §2.

2. Der „Reichsbote" sagt in einer Bespre-
chung der „Mannheimer Ausstellung":
„Das Kabinett (5 muß man selbst gesehen haben,
mn unsere Bezeichnung: .Kabinett des Kretinismus- zu
verstehen, und was der Wiener Klimt an sog. Handzeich-
nungen im Kabinett dem Publikum vorzustellen wagte,
fällt ohne allen Zweifel in das Gebiet des Straf-
gesetzes. Diese Kritzeleien könnten von recht verdor-
benen Schulbuben hergestellt sein, die in naturwidrig
vorzeitiger Erregung in kindisch-täppischer Scham-
losigkeit so weit sinken, daß sie heimlich und verstohlen
derartige Zeichnungen fabrizieren, in denen sie die Teile
in realistischer weise betonen, welche gleichsam das
Zentrum ihrer Phantasie bilden."
Ist es nicht unerhört, was den Lesern geboten
werden darf? Herr pietsch berichtet mit Behagen,
daß zwei hübsche junge Töchter gebildeter Stände
sich in wohlverschlossenem (!) Zimmer entkleidet und
sich in höchst „nonchalanter" Haltung rücklings auf den
Bodenteppich geworfen haben und sich so amüsieren;
und der fromme „Reichsbote" denunziert in schlüpf-
rigen Redewendungen dem Strafrichter öffentlich den
Maler Klimt wegen gemalter Zugendsünden!
wenn man es noch nicht gewußt hätte, was
diese Sorte von „Kunstkritikern in die Ausstellungen
zieht, so würden diese beiden Proben zu besserem
Verständnis genügen. K. l^leHwuZ.
Der „Kimstlerbunct kür ^irol unct
Vorarlberg" in Innsbruck
sandte uns eine längere gedruckte Erwiderung auf die
Schrift „Zur Aufklärung" ihres ehemaligen Vorsitzenden
und Gründers, des Malers Alfons Siber. wir hatten
in Nr. 3H eine „Erklärung" Sibers ausgenommen, in
der die Einsetzung eines Schiedsgerichtes gewünscht wurde.
Der Ausschuß des „Künstlerbundes für Tirol und Vorarlberg"
verspricht nun, die Akten zu den schwebenden Differenzen
der Vollversammlung, als dein allein kompetenten
Schiedsgericht, vorzulegen. Mit diesem Entschluß können
alle Teile wohl zufrieden sein, und es ist zu hoffen, daß
die langwierigen internen Streitigkeiten nun in irgend einer
Form in dieser Vollversammlung definitiv erledigt werden.
— Aus dem Inhalt der oben erwähnten „Lwiderung" des
Künstlerbundes f. T. u. V. geht hervor, daß auf jeden Fall
die Beschuldigung Sibers, der Ausschuß habe sich bedenk-
liche pekuniäre Gebahrung zu schulden kommen lassen, un-
richtig ist. Ein Betrag, über dessen verbleib eine Auf-
klärung fehlte, war von einem Beamten einer Grazer
Speditionsfirma unterschlagen worden. Der Ausschuß konnte
sein korrektes Verhalten in diesem Falle beweisen.
Erklärung.
Im Anschluß an unseren Artikel in Nr. 39,
„Die in Ehrfurcht ersterbende Kritik", werden
wir von Herrn Marinemaler Leonhard Sandrock
in Friedenau gebeten, zu konstatieren, daß er mit
dem in jenem Aufsatz genannten Maler Lhristl
Sand rock weder identisch noch verwandt sei.
O. VV. O. K.
kriefkasten cler Scbriftleilung.
Q. 8. iu Xr. Zu unserem Aufsatz in der Nr. qo,
„Staatliche Porträtaufträge iu Sicht", können wir Ihnen

mit Bestimmtheit versichern, daß die von M. P. gelieferten
Porträts in der Tat ausschließlich übermalte Photo-
graphien sind. — Ein Dokument preußischer Kultur!
8. 8. in OK honore Daumier, dessen lustige
Zeichnung „retüsä" wir in der vorigen Nummer brachten,
wurde (808 zu Marseille geboren und starb (879 in val-
mondois. Er gilt als einer der bedeutendsten Karikaturisten
aller Zeiter: und wird auch als Maler in Deutschland
schon sehr geschätzt. Z. B. erwarb kürzlich die Berliner
Nationalgalerie sein berühmtes Bild „Das Drama"
auf einer Versteigerung bei Durand-Ruel für 22^00 Mk.
Marriung.
wir empfingen folgendes Schreiben:
Im Interesse der Berliner Künstlerschaft erlaube ich
mir, Ihnen mitzuteilen, daß seit längerer Zeit schon eine
Schwindlerin in Berlin ihr Unwesen treibt, welche sich
unter Berufung auf meinen Namen Geld zu verschaffen
weiß. Betreffende ist etwa HO—H2 jährig, klein und von
sehr gewandtem Auftreten. Unter verschiedenen Namen
läßt sie sich melden, gibt vor, aus München oder auch
Dresden stammende Künstlerin zu sein, die seit einiger Zeit
an dem von mir geleiteten Institut als Lehrerin beschäftigt
sei, woran sich dann außerordentlich geschickt Darlehens-
gesuche anschließen.
Da die Schwindlerin in künstlerischen Angelegenheiten
gut Bescheid weiß, sind schon sehr viele darauf hineingefallen.
In erster Linie wendet sich die Betreffende an Künstler
und Künstlerinnen, ohne aber andere Gesellschafts-
schichten deshalb zu verschmähen.
Falls es Ihnen angängig erscheint, wäre vielleicht eine
kurze Warnung in der „Werkstatt der Kunst" am Platze.
Mit vorzüglicher Hochachtung
ergebenst
Nenüu-Vuuke.

Eröffnete Ausstellungen. (Fortsetzung von Seite s?6.)
U. Gstertag, K. Seiffert (2), I. Heine (2), PH. Röth, L.
Max-Ehrler (2), h. Stubenrauch, M. Stocks (2), E. Reichen-
bach, F. Bayerlein (2), Fr. Wagner, Fischer-Schuch, h.
Elsner ((0), A. hodina, M. Nyl, Müller-Landeck, h. L.
Bahre, Zeno Diemer (p, L. Bolze, B. hollaus, Fr. Mäcker,
G. wadler, M. pitzner, L. Trautmann, v. Ehemann (2),
Lodemann, E. Baum, M. A. Joos, Kalxokas, A. Kühles
(Sammelausstellung) 2. Woche, I. Schoyerer (Sammelaus-
stellung), 2. Woche, w. Geiger (Kopienausstellung), 2. Woche.
— vom (y. Juli bis 8. August bleibt der Verein geschlossen.
Nächster Linlieferungstermin: 9. August.
Nürnberg. (Im Albrecht Dürer-Verein) wurde
am 6. Juli die XVI. Sendung des Süddeutschen Verbandes
ausgestellt, bestehend aus Gemälden von Elisab. Schmidt-
Rostock ((), Steph. Kern ((), Frau Fr. von Düring (2),
Prof. A. Käppis (2), G. haenel (P, h. Liesegang (2),
Marta Degener ((), Helene Nagel ((), Karl Fuchs (9), Prof,
p. Müller-Kampff (z), Walt. Thor (ff), Marta Buhl (P;
ferner von Emil Uhl-Wien ((2); Karl Voß-München (9),
Prof. P. Ritter.
Regensburg. (Kunstverein.) Die am (H. Juli
beginnende und mit 2s. Juli endende 8. Ausstellung um-
faßt folgende Kunstwerke: I. Gemälde aus dem Staats-
besitz von: Richard Lauchert, Johann Karl Becker-Gundahl,
Raoul Frank, Karl Albrecht, Karl Voß, Walter püttner,
G. Lynch of Town, Walter Thor, Daniel Johann Holz,
Paul Ioanowitsch, Karl Leipold, Rens Reinike, Richard
Thierbach, Georg Johann von Dillis ((830), Ferdinand
von Gllivier ((8Z5), Karl Rottmann, Anton Teichlein
((8H0—(850), August Schleich ((853), August Seidel, Lun-
tius Dillis, Toni Stadler, Rudolf Nißl, Leo Samberger,
Paul Julius Iunghanns, Eugen Spiro, Lharles Eottet,
Albert Weißgerber, Theodor von Gosen, Willy Zügel. Diese
 
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