Universitätsbibliothek HeidelbergUniversitätsbibliothek Heidelberg
Metadaten

Die Werkstatt der Kunst: Organ für d. Interessen d. bildenden Künstler — 6.1906/​1907

DOI Artikel:
Juristischer Briefkasten der Allgemeinen Deutschen Kunstgenossenschaft / Briefkasten der Schriftleitung / Fragen und Antwortenaustausch der Leser / Die Johanniskirche in München / Der Kunstverein in Bielefeld / Urheberrecht / Die geplante Künstler-Wohnhaus- und Atelier-Baugenossenschft / Aus Galerien und Museen / Aus Akademien und Kunstschulen / Personalien / Auszeichnungen / Todesfälle / Aus Künstler- und Kunst-Vereinen / Kunsthandel und Versteigerungen / Vermischtes / Literatur und Kunstblätter / Werbung
DOI Seite / Zitierlink: 
https://doi.org/10.11588/diglit.52068#0645

DWork-Logo
Überblick
loading ...
Faksimile
0.5
1 cm
facsimile
Vollansicht
OCR-Volltext
Heft H6.

Die Werkstatt der Kunst.

657

der mit Deltempera zu malen versteht? Mo bleibt da die
Kommission zur Ueberwachnng der bayerischen Kunst-
denkmäler? I---
Oer Kunslverem m Vielefelct.
Wir empfingen folgendes Schreiben:
Herr Privatdozent Dr. F. Bock in Marburg hat Ihnen
einen Bericht gesandt über die Kunstverhältnisse in
Bielefeld, die sehr der Berichtigung bedürfen.
Die so schön herangeblühte Stadt gibt schon in ihrem
neuen Rathause den Beweis eines guten Geschmackes und
Kunstverständnisses. Kunstliebende Männer haben sich seit
Jahrzehnten in selbstloser Meise bemüht, das Interesse für
gute und edle Kunst zu beleben und zu steigern. Menn
daher der Einsender des Kunstberichtes diese Bemühungen
herabzuwürdigen sucht, so ist das ein Merk der Undankbarkeit.
Dadurch, daß inan für gewisse Künstler, deren Nam-
haftigkeit heute noch zweifelhaft ist, Reklame zu machen
und einem kunsthändlerischen Unternehmen Geltung zu schaffen
sucht, versündigt man sich noch nicht an der Kunst und dem
Mohle der Künstler im allgemeinen, welchem Ihr Blatt
gewidmet ist. Zwar sollte dies nicht unter der Maske der
Wissenschaftlichkeit geschehen, da das schlecht zu Gesichte steht.
Linen Kunstverein aber herabzuwürdigen, der, von
wahrer Objektivität geleitet, die Kunst zu beschützen und
zu fördern gesucht hat, ist ein verdammenswertes Unter-
nehmen. Denn ebenso werden dadurch die Künstler geschmäht
und herabgesetzt, welche die bisherigen Ausstellungen be-
schickt haben.
Der Bielefelder Kunstverein verfügt vielleicht nicht
über solche Lokalitäten, welche den einzelnen Werken die
Plazierung geben, welche wünschenswert wäre, und genügt
nicht solchen Künstlern, denen die Aufstellung als das
Wesentlichste des Merkes erscheint.
Trotzdem hat der Verein bei seinem guten Millen den
Künstlern ein dauerndes Entgegenkommen zeigen können
und es sind durch ihn erhebliche materielle Erfolge erzielt
worden, die deutschen Künstlern von anerkannten Namen
und hervorragendem Schaffen zugute gekommen sind.
Der Kunstverein hat keine Einseitigkeit aufkommen
lassen, sondern der gesamten deutschen Kunst nach seinen
Kräften Gastlichkeit bereitet.
Es wäre sehr zu bedauern, wenn in Bielefeld Strö-
mungen sich geltend machen sollten, welche die Einseitigkeit
begünstigten und die kunstliebenden Männer, welche der
Kunst zu dienen suchten, von einer so schönen und auf-
opfernden Tätigkeit zurückzuschrecken.
Ueber die Berechtigung dessen, was man in der zeit-
genössischen Kunst als „modern" ausposaunt, steht der
Kunstwissenschaft noch kein Urteil zu. Wie könnte mar:
denn etwas als alleinberechtigt gelten lassen, welches beim
größten Teile des kunstverständigen Publikums noch die
Beurteilung erfährt, die Immanuel Kant der Schwärmerei
seiner Tage ungedeihen ließ, indem er sie einer plötzlich
auftretenden und wieder verschwindenden Krankheit verglich.
N. Deiters-Düsseldorf.
Schlußwort der Schriftleitung: Eigentlich
wünschten wir in dieser Sache nicht selbst hervorzutreten
und hielten sie durch den Abdruck der von uns erbetenen
Erwiderung des Kunstvereins in Bielefeld für erledigt.
Weil nun aber unsere Objektivität in Frage steht, müssen
wir doch noch selbst das Wort zu der folgenden Erklärung
nehmen.
Gerade in dein reichen Bielefeld scheinen schärfere
Gegensätze und eigenartige Kunstverhältnisse zu herrschen,
zu deren Klärung wir beizutragen wünschen. Daß wir das
Interesse der Künstlerschaft ganz allein im Auge haben,
mag daraus hervorgehen, daß wir an anderer Stelle (in
Nr. Hs) vor einein neuen kunsthändlerischen Unternehmen
warnten, weil es uns auf einer nicht ganz soliden Basis
gegründet zu sein schien. Für den Salon Fischer Reklame
zu machen, liegt uns fern, wohl aber war es, um Allen

gerecht zu werden, an der Zeit, darauf hinzuweisen, daß
der Salon Fischer eine Ergänzung zu dem Kunstverein
geworden ist, der sich manchen Bestrebungen unserer Zeit
verschließt. Daß diese Ergänzung von einem Teil des
Bielefelder Publikums gewünscht wird, beweisen die (in Nr. HZ)
angeführten Verkaufsresultate Fischers. — Der selbstlosen
Tätigkeit des Kunstvereinsvorstandes wird Anerkennung
gezollt; sie spricht sich aus in dem Vertrauen des Publi-
kums, daß es durch seinen Kunstverein über das gesamte
Kunstschaffen, wenn es ihm auch nicht zusagen möchte, unter-
richtet werde. Zu einem Bilde über das gesamte heutige
Kunstschaffen gehört aber unbedingt auch die Plastik, die
Graphik und das Kunstgewerbe. Eine weniger gedrängte
Hängeweise könnte den Gemälden auch nur zum Vorteil
gereichen. Es waren oft zirka soo Bilder in einen: nicht großen
Saal vereinigt. — Was Herrn Dr. Bock betrifft, so steht
es für uns außer Zweifel, daß er ohne Nebenabsichten
seiner künstlerischen Ueberzeugung Ausdruck verliehen hat.
Orbeberrscdt.
Ist ein Bühnenbild eine Kunst schöpfung? —
Das Reichsgericht hat die Frage, ob ein Bühnenbild ein
Werk der bildenden Künste und als solches nach den be-
stehenden Gesetzen schutzfähig sei, verneint. Die Firma
Baruch hatte für das Deutsche Theater das Bühnenbild zu
Wildes „Salome" geliefert, das ein assyrisches Bauwerk
nebst landschaftlichem Hintergrund zeigt und das Gesamt-
bild darstellt, das nach dem Aufgehen des Vorhangs sich
dem Beschauer bietet. Der Bildhauer und Maler Max
Kruse, der Schöpfer des Bildes, behauptete, es sei eine
freie Kunstschöpfung und sowohl in den einzelnen Teilen,
als in der Zusammenfassung als künstlerische Komposition
zu betrachten. Baruch habe dieses Bühnenbild nach Kruses
Skizzen und Entwürfen, die Abänderungen erfuhren, für
das Kleine Theater hergestellt und es dann, ohne Kruses
Wissen, für das Neue Theater nochmals angefertigt. Hierin
hatte Kruse eine verbotene Nachbildung eines Werkes der
bildenden Künste, also eine Zuwiderhandlung gegen das
Gesetz über das Urheberrecht an solchen Werken vom
y. Januar ;876 erblickt und auf Schadenersatz geklagt.
(Leipz. Tageblatt.)
(Diese Entscheidung befremdet etwas und erscheint
nicht ganz deutlich. Vielleicht können wir Einsicht in die
Akten bekommen und dann eine klare Darstellung des
interessanten Falles geben. — Red. d. W. d. K.)
Vie geplante Mnstler-Moknbaus- uncl
^lelier-vLUgenossensckafl.
Ls freut uns, daß der von der „Werkstatt der Kunst"
zuerst befürwortete plan wirklich eine greifbare Gestalt
anzunehmen beginnt. Die „Allgemeine Zeitung" schreibt
zu unserem Thema:
„Für dieses Unternehmen hat sich jetzt schon so viel
Beteiligung gefunden, daß dasselbe als gesichert gelten
kann und die Begründung der Genossenschaft nach den
Ferien und zu Beginn des Herbstes, wenn die Künstler
wieder nach München zurückkehren, erfolgen dürfte. Auch
außerhalb Münchens hat die Idee so viel Aufmerksamkeit
hervorgerufen, daß aus einer großen Kunst- und Industrie-
stadt der Rheinlande von amtlicher Seite über die ge-
plante Organisation der Genossenschaft Nachfrage gehalten
wurde. Innerhalb Münchens, in Schwabing, soll nun im
nächsten Frühjahr, da von einer Anzahl von Künstlern be-
reits bestimmte Bauabsichten vorliegen, mit der Errichtung
von Einfamilienhäusern, enthaltend Ateliers für Maler und
Bildhauer, begonnen werden. Es sei darauf hingewiesen,
daß in dem Programm der geplanten Genossenschaft auch
der Bau von Sommer- und Ferienhäusern im Amper-
tale, mit kleiner Anzahlung und ratenweiser Abzahlung,
zum Gesamtxreise von zooo bis 6000 Mk. pro Objekt,
vorgesehen ist, bestimmt für solche Künstler oder Kunst-
 
Annotationen