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Baumeister: das Architektur-Magazin — 6.1908

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Muthesius, Hermann: Die Lage des Landhauses zur Sonne und zum Garten, [1]
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https://doi.org/10.11588/diglit.52603#0100

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DER BAUMEISTER » 1907, OKTOBER.


Architekt Dr. ing. Henn. Muthesias, Wannsee.

Landhaus in Dahlem, Parkstrasse 56.

Berliner Mietetage kommenden Bauherrn zu sein, ebenso
grosse und hohe Zimmer zu haben, wie er sie bisher be-
wohnte. Er bedenkt nicht, dass das Wohnen im Landhause

ein ganz anderes ist, als in der Etage, dass er auf leichteste


flüssigem Mobiliar und Büchern zur Verfügung

Weise das
Zimmer
mit dem
Garten ver-
tauschen
kann, dass
ihm viel
mehr Ne-
bengelass,
Ecken und
Winkel
zum Ab-
stellen von
allemKlein-
gerät, über-
stehen und

schliesslich, dass er frische Luft in Hülle und Fülle um sich

sich von seinem zukünftigen Hause die instinktive Vorstellung,
dass es vorn an der Bauflucht liegen müsse und dass die
Strassenfront seine Wohnfront wäre. Nur langsam wird er

sich an den Gedanken gewöhnen, dass er viel eher nach dem

Garten hin wohnen sollte, als nach der Strasse hin, dass er

viel eher von
der Strasse
abgerückt le-
ben sollte, als
alle seine Fen-
ster nach der
Strasse zu öff-
nen. Er will
das, was in
dem städti-
schen einge-
bauten Hause
eine Notwen-
digkeit war,
nämlich Luft

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und Licht von der Strasse her zu entnehmen,

gewohnheitsmässig auch auf das Landhaus übertragen. Er

hat. Aus allen diesen Gründen aber können die Zimmer ; macht sich nicht klar, dass für das Landhaus als einen frei-
des Landhauses in den Abmessungen kleiner und in der Höhe j liegenden Organismus total andere Bedingungen vorliegen als

geringer sein als die
der städtischen Miet-
etage, ohne dass der
Bauherr das Gefühl
zu haben braucht, im
Landhause unbeque-
mer als in der Etage
zu wohnen.
Es gibt jedoch noch
viel grössere Unzu-
träglichkeiten, die für
den Landhausbauer-
bauer aus den städti-
schen Gewohnheiten
des Bewohnens ent-
springen. Die Vor-
stellung des Städters,
gegen die der Archi-
tekt am meisten anzu-
kämpfen hat, ist die,
dass er gewohnheits-
mässig auch im Land-
hause an der Strasse


für das Stadthaus.
Denn dadurch, dass
es von allen Seiten
frei liegt, ist doch die
Möglichkeit gegeben,
es so zu legen, dass
alle Wohnräume die
gesündesten und be-
haglichsten sind und
zugleich, dass eine
bequeme Verbindung
zwischen den Wohn-
räumen und dem Gar-
ten hergestellt wird.
Denn der Garten, das
muss festgehalten wer-
den, ist ein integrie-
render Teil des Land-
hauses. Ein Landhaus
ohne einen Garten ist
eine Unmöglichkeit, es
wäre, wenn es kei-
nen Garten hätte, kein

wohnen will. Er macht

Landhaus in Dahlem, Parkstrasse 6.

Landhaus.
 
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